Speyer Annes Woche: Alles anders als geplant

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Coronavirus: Nicht wie geplant

Am weißen Sandstrand in Spanien, beim Wandern in den Dolomiten oder bei einem süßen Cornetto zum Frühstück in Rom – wo sitzen Sie jetzt eigentlich, liebe Leserinnen und Leser? Ich bin neugierig. Wie verbringen Sie Ihre Ferien? Haben Sie überhaupt welche, oder müssen Sie arbeiten, so wie ich? Der Grund, warum ich frage, ist folgender: Ich komme hier nicht raus – also aus meiner Wohnung, um genau zu sein. Das Coronavirus hat nach mehr als zweieinhalb Jahren Abwesenheit zugeschlagen.

Zum Glück nicht bei mir, aber leider bei meiner besseren Hälfte. Also sitzen wir jetzt daheim. Er isoliert im Wohnzimmer, ich wahlweise im heimischen Büro oder Schlafzimmer. Der Flur, das Bad und die Küche wurden zur „Mixed-Zone“ erklärt. Wer rein will, muss seine Absichten vorab laut kundtun, damit der jeweils andere verschwinden kann. Geschlafen wird getrennt voneinander, gegessen auch. Übers Handy schalten wird uns per Video zu, damit man zumindest dreimal am Tag das Gesicht des anderen sehen kann. Masken und Desinfektionsmittel sind meine besten Freunde geworden. Der Duft von 70-prozentigem Alkohol gibt mir Sicherheit. Ob es etwas bringt? Ich weiß es nicht. Während ich diese Zeilen tippen, zeigt der Selbsttest immerhin noch ein negatives Ergebnis an. Rausgehen jedenfalls ist jetzt erst mal nicht. Unter Menschen gehen schon gar nicht. So viel Verantwortung muss sein. Das schöne Speyer habe ich schon mehrere Tage nicht mehr gesehen, von den Kollegen ganz zu schweigen. Dabei hätte die Woche so schön werden können.

Eiskaffee: Nicht wie in Speyer

Und das trotz der Hitze. Ja, es sind keine 38 Grad mehr im Schatten. Aber immerhin noch etwas mehr als 30 Grad. Also sitze ich hier in der Selbstisolation und träume mich in die Korngasse, wo ich mir einen großen Eiskaffee mit einer Kugel Vanilleeis extra und ohne Sahne bestelle. Ich schlendere über die raren Schattenplätze der „Maxi“ hin zu meinem Lieblingsplatz, dem Domgarten. Es geht vorbei an Touristen und ihren Guides mit den roten Polo-Shirts, vorbei an fremdsprachigen Gruppen und der Frage, was das schon wieder für eine Sprache war.

Auf der grünen Wiese ist dann Pause angesagt. Die Vögel zwitschern, der Wind weht mir leicht um die Nase. Kurz gesagt: Es ist herrlich. In blanker Sehnsucht habe ich versucht, die Szene zu Hause nachzustellen. Aber glauben Sie mir, liebe Leserinnen und Leser, unter meiner mickrigen Zimmerpflanzen und zwischen Laptop und Drucker schmeckt der Eiskaffee lange nicht so gut.

Pasta: Nicht wie in Italien

Auch kulinarisch ist die Corona-Quarantäne zu Hause eine Enttäuschung. Sie müssen nämlich wissen, liebe Leserinnen und Leser, dass mein Partner eigentlich der bessere Koch von uns beiden ist. Selbstgemachtes Brot, Pizza und andere Leckereien schmecken immer prima. Aber leider liegt er ja jetzt mehr oder weniger ausgeknockt auf dem Sofa.Also übernehme ich die Arbeit in der Küche fürs Erste und versuche, ein paar schöne italienische Gerichte zu zaubern. Die Moral daheim ist momentan schließlich schlecht. Eine grandiose Pasta könnte das ändern. Bei unserem Lieblingsitaliener in Speyer gab es die auch in der einen oder anderen Mittagspause. Es wird also geschnippelt und gekocht, hübsch angerichtet und serviert. Doch dann: Sein Geschmackssinn ist weg. Da hätte ich auch gleich was liefern lassen können.

Alkohol: Nicht wie in England

Zumindest ein paar von uns haben dieser Tage Spaß im Urlaub, nämlich Bürgermeisterin Monika Kabs und Fachbereichsleiter Matthias Nowack. „Urlaub“ würden die beiden zu ihrer kürzlich angetretenen Reise ins englische Chichester zwar wohl nicht sagen. Aber sie verzeihen sicherlich, wenn aus meiner Sicht ein solcher Arbeitstrip aktuell gerade sehr verlockend und erholsam klingt. Jedenfalls haben die beiden versucht, die Engländer zu bezirzen und für eine Städtepartnerschaft mit Speyer zu begeistern. Und wie macht man das am Besten? Genau, mit Alkohol.

Am Anfang seien die Gespräche nämlich noch sehr „sach- und zielorientiert“ gewesen, berichtete Nowack nach der Rückkehr. „Kennenlernen und möglichst viele Informationen austauschen war die Devise.“ Bis es in die „Fuller’s Park Tavern“ ging. „Das hat dann die Gesprächsatmosphäre deutlich aufgelockert. Zwei Pint Bier im Pub reichen aus, bei allen Beteiligten die Kommunikationsbereitschaft zu erhöhen“, so Nowack. Die Gastgeschenke brachen dann wohl endgültig das Eis. Einem mit Brezel- und Bierkrug-Motiven verziertem Lebkuchenherz, das die beiden Städtenamen „Speyer & Chichester“ verband, konnte nicht mal ein Engländer widerstehen. Für die im Pub anwesenden Stadträte und Stadträtinnen gab es zudem Mini-Bierkrüge mit Brezelbu-Motiv in der Schnapsgröße 2 cl, die der Verkehrsverein im Nachgang zum Brezelfest gespendet hatte. „Einmal mehr hat sich in Chichester gezeigt, dass keine Videokonferenz dieser Welt persönliche Kontakte und gegenseitige Besuche ersetzen kann“, so Nowack. Tja, sobald ich hier raus bin, geht’s dann wohl auch besser in die Kneipe.

Bleiben Sie gesund und genießen Sie die Speyerer Luft für mich mit, wünscht

Anne Lenhardt

Anne Lenhardt
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