Speyer Andächtiger Kunstgenuss

Nach den Vorgaben des anglikanischen „Book Of Common Prayer“: der Protestantische Kirchenchor mit Dirigentin Christiane Schmidt.
Nach den Vorgaben des anglikanischen »Book Of Common Prayer«: der Protestantische Kirchenchor mit Dirigentin Christiane Schmidt.

Der zweite Schwegenheimer Kultursommer – nach dem sehr erfolgreichen ersten im vergangenen Jahr – hat am Samstag in der Protestantischen Kirche mit „Evensong“ angefangen.

Diese Form einer musikalischen Abendandacht hatten sich die Schwegenheimer von der Anglikanischen Kirche ausgeliehen. Aber auch die Engländer haben das nicht erfunden. Der „Evensong“ geht auf das traditionelle Stundengebet zurück und entspricht etwa der Vesper oder einer Kombination von Vesper und Komplet. Dazu gehören Schriftlesungen aus dem Alten und Neuen Testament, Psalmen, das Glaubensbekenntnis und weitere Gebete. Vorsteher der Liturgie war Pfarrer Andreas Gutting. Getragen wird diese Form des Gottesdienstes fast ganz von der Musik, von Chor und Orgel. Was an den englischen Kathedralen Aufgabe der Knabenchöre ist, übernahm in Schwegenheim der Protestantische Kirchenchor mit seiner Dirigentin Christiane Schmidt, die auch als Sopranistin auftrat. Höhepunkte waren ihre Interpretationen des „Magnificat“ und des „Nunc dimittis“, die beide zur Liturgie des Evensong gehören. Sie hatte dafür zeitgenössische Kompositionen von Naji Hakim gewählt, einem französisch-libanesischen Organisten und Komponisten von Kirchenmusik. Beide Stücke hatten eine sehr spannungsreiche Harmonik, die der Sängerin einiges ab verlangte an stimmlicher Berg- und Talfahrt. Bei Schmidt klang das alles ganz leicht. Die Orgel und das E-Klavier – Solo und als Begleitung – spielte Philipp Kaufmann aus Stuttgart. Er begann die Andacht mit dem Choralvorspiel „Schmücke dich, o liebe Seele“, einem ruhigen Stück von Johannes Brahms, das zur inneren Sammlung einlud. Die Stücke des Kirchenchors richteten sich nach den Vorgaben des anglikanischen „Book Of Common Prayer“ und stammten überwiegend von englischen Komponisten. Einige gibt es genau so auch in deutscher Übersetzung im evangelischen Gesangbuch und wurden gemeinsam oder abwechselnd mit der Gemeinde gesungen. Auch das Fürbittgebet sang der Kirchenchor. Dabei war Philipp Bentz – mit Schmidt Organisator des Kultursommers – der Vorsänger, ebenso wie beim Psalm. Das festliche „Anthem“ – auch das ein Bestandteil der Liturgie – war „Look At The World“ von John Rutter, ein zeitgenössischer englischer Kirchenkomponist, der gerade in Deutschland sehr erfolgreich ist. Nach dem Schlusssegen gab es noch was für den reinen Kunstgenuss: Philipp Kaufmann spielte die Orgelsonate Nr. 5 D-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy. Und da durfte die Gemeinde dann auch klatschen.

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