Schwetzingen Adventsklänge: „Eden“ von Joyce DiDonato

Das Cover im Detail.
Das Cover im Detail.

Ein Album mit einem bemerkenswerten Programm und einer besonderen Botschaft hat die amerikanische Mezzosopranistin Joyce DiDonato vorgelegt.

Als 2012 die amerikanische Mezzosopranistin Joyce DiDonato bei den Schwetzinger Festspielen einen Liederabend gab, war sie schon ein Weltstar und eine der führenden Vertreterinnen ihres Faches. In den elf Jahren seither hat sie durch neue Opernproduktionen, Konzerte und Medien ihr Renommee noch weiter gesteigert und gehört nun in den illustren Kreis der allerersten Künstlerinnen im Bereich der klassischen Musik.

Zum Beispiel gehört ihre Gestaltung der Partie der Irene in Händels Oratorium „Theodora“ zu den größten interpretatorischen Leistungen unsere Tage – davon gibt es einen Konzertmitschnitt aus der Essener Philharmonie und die Aufzeichnung einer szenischen Produktion. Eine Arie der Irene, „As with rosy steps the morn“ ist auch Teil ihres bemerkenswerten Programms „Eden“, das die zusammen mit dem Originalklangensemble Il pomo d’oro unter Maxim Emelyanychev beim Label Erato vorgelegt hat. Wie der Name schon sagt, geht es um ein Paradies, nicht jenes der Bibel und auch nicht ein vages in fernen Welten, sondern um Einklang mit der Natur und mit der Musik. Es geht um eine Art Selbstheilung, aber nicht zuletzt auch um inneren Frieden. „Eden“ ist in diesem Sinn die Fortsetzung des Programms „In War and Peace“, das Joyce DiDonato vor einigen Jahren als CD und auch als szenischen Projekt vorgestellt hatte.

Die unbeantwortete Frage

Für „Eden“ hat Joyce DiDonato wieder ein ebenso vielsagendes wie berührendes Programm konzipiert, das Musik aus 400 Jahren umfasst und vom Frühbarock bis zur Gegenwart in Gestalt einer neuen Komposition „The First Morning of the World“ von Rachel Portman. Diese steht neben Musik von Charles Ives und Aaron Copland für den amerikanischen Akzent. Apart ist es, wenn in Ives berühmtem Stück „The Unanswered Question“ (Die unbeantwortete Frage) die Trompetenstimme von Joyce DiDonato gesungen wird.

Das Spannende an „Eden“ ist, dass hier Musik ganz unterschiedlicher Art miteinander verwoben wird. So stehen zwei der Rückert-Lieder von Gustav Mahler, darunter „Ich bin der Welt abhanden gekommen“, in Bezug zu barocken Stücken. Auch eines der Wesendonck-Lieder von Richard Wagner, „Schmerzen“, erklingt.

Reine Utopie

Gerade diese romantischen Lieder erscheinen hier ganz ungewohnt, zum einen, weil Joyce DiDonato sie ebenso klar und kultiviert singt, als wäre es Händel, zum anderen, weil der Klang von Il pomo d’oro naturgemäß ein ganz anderer ist als der eines großen Sinfonieorchesters.

Am Ende der Folge steht als Bonus eines der bekanntesten klassischen Stücke überhaupt: „Ombra mai fu“, das „Largo“ aus „Serse“ von Georg Friedrich Händel. In dieser Arie, einem musikalischen Bild reiner Utopie, ist alles auf den Punkt gebracht, was die Sängerin mit „Eden“ vermitteln will. Und wie immer singt sie das Stück umwerfend schön. Aber das tut sie auch immer auf diesem Album.

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