Speyer Adventsaktion: De Heiland un de Schineller

Aus anderem Anlass gemeinsam auf der Bühne: Friedhelm Jakob (links) und Werner Schineller 2007 beim Brezelfest.
Aus anderem Anlass gemeinsam auf der Bühne: Friedhelm Jakob (links) und Werner Schineller 2007 beim Brezelfest.

Im Reigen der adventskulturellen Glanzlichter in Speyer fällt eine Premiere auf, die am Freitag in der Gedächtniskirche über die Bühne geht: die Weihnachtsgeschichte auf Pfälzisch und mit Prominenz.

Nein, eigentlich habe er in seinen bereits 74 Lebensjahren noch keine Erfahrung als Schauspieler gesammelt, sagt Werner Schineller. Er war aber lange Oberbürgermeister von Speyer: „Und Politiker sind in manchen Situationen so was Ähnliches wie Schauspieler.“ Um die Rolle des zweiten Hirten muss man sich also keine Gedanken machen, wenn am Freitag ab 18 Uhr in der Gedächtniskirche bei freiem Eintritt die „Weihnachtsgeschichte auf Pfälzisch“, unterbrochen durch viel Weihnachtsmusik, zur Aufführung kommt: Werner Schineller ist qualifiziert.

Männlicher Hauptdarsteller ist mit Friedhelm Jakob, früherer protestantischen Dekan, ein in Speyer ähnlich bekannter Ehemaliger. Auch er bekennt: „Obwohl ich von der Art her schon ein Schauspiel-Typ bin, ist es für mich das erste Mal.“ Was auf der Bühne – oder am Freitag im Altarraum – so hoffentlich leicht aussieht, ist mit harter Arbeit verbunden, hat der Kirchenmann schon erfahren: „Es ist ziemlich mühsam, das alles auswendig zu lernen. Zum Glück hat mich meine Frau unterstützt.“ Und zum Glück sei er nicht mehr wie früher im Adventsstress. Die zwei ersten Proben unter der anspruchsvollen Leitung von Kinder- und Jugendtheater-Leiter Matthias Folz hätten sich sehr gut angelassen; am Dienstagabend geht es in der Generalprobe an den Feinschliff.

Pfarrerin spielt mit

„Eingebrockt“ haben das Ganze den Schauspiel-Novizen der heutige Dekan Markus Jäckle und Mundartdichterin Edith Brünnler aus Ludwigshafen-Edigheim. Brünnler hat auf Jäckles Einladung das Lukas-Evangelium in den Dialekt der Region übertragen. Sie selbst wird den begleitenden Text vorlesen, der von Spielszenen unterbrochen wird. Es geht um ein Ehepaar aus Nazareth, das sich aufgrund der Volkszählung wie Maria und Josef auf den Weg nach Bethlehem macht und schließlich das Kind in der Krippe findet. Jakob ist der Gatte, seine Speyerer Pastorenkollegin Corinna Schauder die Ehefrau. „Man muss Pfälzisch können“, erwähnt sie als Hauptqualifikation.

Vierter im Künstler-Bunde ist Presbyter Kurt Knauber, der den ersten Hirten spielt. Statisten unter anderem für Engelsrollen kommen dazu. An der Orgel sorgt Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger für die würdige Umrahmung. Ein zuerst geplanter zweiter Aufführungstermin in diesem Jahr sei nicht zustande gekommen, eine Wiederholung in der Zukunft aber nicht ausgeschlossen, so Organisator Jäckle. Am Kirchenausgang könne gespendet werden, darüber hinaus werde mit Glühwein und Bratwürsten bewirtet, kündigt er an. Selbst auftreten könne er als gebürtiger Schwabe aber leider nicht: „Ich bin des Pfälzischen nicht wirklich mächtig.“

Mit Spaß dabei

So liegt die Verantwortung auf den Schultern von Jakob, Schineller und Co. Der ehemalige Oberbürgermeister gesteht, dass er es zur Bedingung gemacht habe, nur in einer Nebenrolle aufgeboten zu werden. Das habe „Gott sei Dank“ geklappt. Wie Jakob berichtet er nach den ersten Erfahrungen, dass es wider Erwarten richtig Spaß mache. Ein Faktor dafür sei, dass er als Hirte Kleidungsstücke auftragen dürfe, in denen ihn seine Frau sonst nicht mehr unter die Leute lasse: „die Lieblingscordhose und die Gartenschuhe“.

Und Altdekan Jakob kann es bestens theologisch einordnen, dass der CDU-Politiker im Gegensatz zu ihm zwar nur einen Satz sagen müsse, dass dieser aber der wesentliche sei: Es geht um die Verkündung, dass der Retter geboren ist. Uff Pälzisch, frei nach Brünnler und Schineller, heißt das: „De Heiland, unsern Erleeser, is uff die Welt kumme und soll in eenere Kripp liesche.“

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