Speyer Zwietracht statt Eintracht

Erfolgsgeschichte: der Deutsch-Rock-Chor der Liedertafel bei einem Kennenlern-Abend 2017. Am Piano steht Dirigent Rainer Diehl.
Erfolgsgeschichte: der Deutsch-Rock-Chor der Liedertafel bei einem Kennenlern-Abend 2017. Am Piano steht Dirigent Rainer Diehl.

«DUDENHOFEN.»Den Vereinsmitgliedern hat Dürk seine Entscheidung in einer nichtöffentlichen Mitgliederversammlung mitgeteilt. Darüber informiert die bisherige Pressewartin des Vereins, Karin Hurrle, in einer Pressemitteilung. Diese ist allerdings nicht mit dem neuen kommissarischen Vorsitzenden Klaus Klein abgestimmt. Klein hatte den Verein vor Dürk 40 Jahre lang geführt. Der Grund für Dürks überraschenden Rücktritt liegt offenbar in einem Zerwürfnis zwischen ihm, Hurrle und der ebenfalls zurückgetretenen stellvertretenden Vorsitzenden Inge Holländer auf der einen Seite und Klein sowie Dirigent Rainer Diehl auf der anderen Seite. Dürk habe in der Versammlung bemängelt, dass Klein, der nach der Staffelstabübergabe Ehrenvorsitzender geworden war, „die Autorität der Vorstandschaft permanent untergraben habe und somit dem Vorstand die Vereinsführung erschwert habe“, schreibt Hurrle in dem mit Dürk abgestimmten Bericht über die Versammlung. Selbst bei „wichtigen Themen, in die man ihn eingebunden habe“, habe Klein „kurz vor der Entscheidung eine Kehrtwende gemacht und den gesamten Vorstand im Stich gelassen“. Das Vertrauen in den Ehrenvorsitzenden und den Dirigenten, von dessen Anwalt die Liedertafel ein Schreiben bekommen habe, sei „in hohem Maße und nachhaltig gestört“, schreibt Hurrle. Sie selbst bleibe Pressewartin der Liedertafel, „bis die Ungereimtheiten aufgeklärt seien“. Sie habe bereits mit Ortsbürgermeister Peter Eberhard, der ebenfalls an der Versammlung teilgenommen habe, Kontakt aufgenommen, um „juristische Einzelheiten“ zu klären, „damit der Liedertafel kein Schaden entsteht“. Eberhard hat bisher nach eigener Aussage lediglich eine Mail von Hurrle bekommen, will sich ansonsten aber aus dem Streit heraushalten, zumal er kein Jurist sei. Worin genau der Dissens im Verein bestand, will Werner Dürk auf RHEINPFALZ-Anfrage nicht sagen. „Ich will keine schmutzige Wäsche waschen“, beteuert er. Dass Zerwürfnis war jedenfalls offenbar so tief, dass Dürk die Mitgliederversammlung am Freitag noch vor der Aussprache verließ und er mit Pfiffen und Buhrufen verabschiedet wurde. Er hätte den Verein gerne neun Jahre, statt nur neun Monate geführt, sagt Dürk. Ob er trotz der Querelen weiter Mitglied im Verein bleibe, habe er noch nicht entschieden. Klaus Klein erklärt, dass der Kern des Problems Dürks Absicht gewesen sei, Diehl als Dirigenten zum Jahresende zu entlassen, ohne dass die Nachfolge geklärt gewesen sei. Zwischen beiden – Dürk und Diehl – habe es Unstimmigkeiten, auch Kompetenzstreitigkeiten gegeben, zum Beispiel rund um die geplanten Auftritte der Dudenhofener beim Landes-Chorfest 2019. Rainer Diehl sei „als Lügner hingestellt“ worden, berichtet Klein. Von Pressewartin Hurrle habe es verleumderische Aussagen gegeben, die letztlich auch der Grund gewesen seien, warum Diehl einen Anwalt eingeschaltet habe. Dass er im Streit zwischen Dürk und Diehl eine Kehrtwende vollzogen und eine Lösung verhindert habe, wie Dürk sagt, bestreitet Klaus Klein. Er glaubt, dass viele Liedertafel-Mitglieder den Verein verlassen hätten, wenn Diehl, der als Dirigent sehr beliebt sei, tatsächlich gekündigt worden wäre. Er habe Dürk gebeten, von seinem Vorhaben abzusehen und Gespräche zu führen – ohne Erfolg. „Er war nicht bereit, einen Schritt zurückzutreten“, sagt Klein. Von dem Streit zwischen Vorsitzendem und Dirigent hätten die meisten Mitglieder nichts gewusst. Klein widerspricht auch der Darstellung, der gesamte Vorstand habe sich durch ihn behindert gefühlt. Bis auf die drei genannten Personen habe der Vorstand hinter ihm gestanden. Auch die Mehrheit der Mitglieder stehe auf seiner Seite: So sei er am Freitag bei der von rund 130 Mitgliedern besuchten Versammlung einstimmig als kommissarischer Vorsitzender gewählt worden. Außerdem sei Karin Hurrle mehrheitlich von der Versammlung als Pressewartin abgewählt worden – ein Votum, das Hurrle nicht anerkennt. Klein sieht sie nicht mehr als berechtigt an, im Namen des Vereins Pressemitteilungen zu verschicken. Hurrle soll außerdem aus dem Verein ausgeschlossen werden, kündigt Klein an. Rainer Diehl wolle als Dirigent weitermachen. Klein selbst will nur bis zur Neuwahl eines Vorstands im kommenden Jahr kommissarisch den Verein führen. „Die Liedertafel war immer ein seriöser Verein“, bedauert Klein die jüngsten Entwicklungen. Mit der Gründung des Deutsch-Rock-Chors habe es zuletzt einen Aufschwung gegeben. Die Mitgliederzahl sei auf rund 400 gestiegen. Statt Eintracht herrsche nun aber Zwietracht. „Dabei wünschen sich alle, dass es in Harmonie weitergeht.“

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