Speyer „Zeit ist Geld“ gilt auch auf dem Wasser

Keine Schiffe zur Reparatur: Aber Geschäftsführer Werner Schulz bot den Tourteilnehmern auf der Schiffswerft Braun viel Interess
Keine Schiffe zur Reparatur: Aber Geschäftsführer Werner Schulz bot den Tourteilnehmern auf der Schiffswerft Braun viel Interessantes.

„Wir haben eine schnelle Helling“, sagte Werner Schulz am mehr als 100 Meter langen, gepflasterten Gefälle zum Hafen hin. Zahlreiche Motoren können an der Schräge über Stahlseile Schiffe bis zu einem Gewicht von circa 1600 Tonnen aus dem Wasser ziehen. Rund 30 Minuten dauere der Vorgang nur, um einen Pott an Land für eine größere Reparatur, eine Wartung sowie einen Um- oder Anbau trockenliegen zu haben. Dass es die Schiffsbetreiber in der Regel eilig haben, unterstrich der Werftgeschäftsführer nicht nur bei dieser Gelegenheit.

Eine weitere große Anlage auf dem Betriebsgelände ist das angerostete Schwimmdock. „In zwei, drei Stunden können wir mit dem Dock eine Reparatur an einem Schiff durchführen“, teilte Schulz bei der Sommertour mit. Bei kleineren Schäden, etwa an einer Schiffsschraube oder am Rumpf aufgrund eines Unfalls oder wegen Verschleiß’, könne mit dem Schwimmdock das Heck oder der Bug eines Potts aus dem Wasser gehoben werden. Die Wartezeiten für Schiffskapitäne und -betreiber seien bei diesem Vorgehen am kürzesten, teilte der Geschäftsführer mit. Schulz öffnete auch manche Tür an den zahlreichen Werkstatthallen. In der Schreinerei lag der Geruch von Holz in der Luft. „Hier wird noch mit Massivholz gearbeitet. In einer modernen Schreinerei sind es dagegen meist Verbundhölzer“, sagte der Werftchef. Die Schreinerei gehört nach seiner Auskunft seit gut 15 Jahren nicht mehr zu „seiner“ Firma, sondern wird ebenso wie ein Teil des Sportbootbereichs von Volker Burkard geleitet. Aufgrund der Ausgliederung dieses und weiterer Gewerke ging die Mitarbeiteranzahl der Werft auf 27 zurück. In den 1950er-Jahren habe sie bei circa 280, in den 80er-Jahren noch bei rund 180 gelegen. Sportboote seien ein Faible des langjährigen, im Januar verstorbenen Geschäftsführers Peter Hebel gewesen. Er habe dieses Segment bald nach seinem Sprung an die Spitze der Werft Ende der 60er Jahre entwickelt, erinnerte Schulz. Heute werden der Innenausbau und die Lackierung auf diesem Betätigungsfeld von Burkard und die Motoren sowie die weitere Antriebstechnik von Ingolf De Clemente in Eigenregie durchgeführt, informierte der Werftboss. In deren Werkhallen war nicht viel zu sehen. Juniorchef Dennis Burkard öffnete das Tor zur riesigen, aber leeren Lackierhalle – sieben Meter hoch und gut 22 Meter lang. „Das größte Boot, das wir hier lackiert haben, hat die Halle komplett ausgefüllt“, sagte Dennis Burkard. Derzeit sitze dieser Betriebsbereich allerdings auf dem Trockenen. Denn der Rhein und damit auch das Hafenbecken führe so wenig Wasser, dass die dort festgemachten Yachten nicht an Land gehoben werden könnten. „Unsere Branche ist stark vom Wetter abhängig“, sagte Schulz dazu. Er bedauerte, dass ausgerechnet am Tag der RHEINPFALZ-Sommertour kein Schiff auf der Helling oder dem Dock in Arbeit war. „Im Sommer ist am wenigsten los, auch Schiffer machen mal Urlaub“, erklärte der Geschäftsführer. Schulz lud die begeisterten Sommertour-Teilnehmer dazu ein, auf die Werft zu kommen, wenn wieder Schiffe repariert, gewartet oder umgebaut werden. Der bisher letzte Neubau eines Potts – für die Kiesfirma Krieger – erfolgte bei Braun 1983/84. „Rufen sie einfach bei mir an, wir bekommen das geregelt“, sagte der 64-Jährige. Ähnlich optimistisch äußerte sich Schulz zur Zukunft der Werft. „Wir suchen nach Fachkräften und können ihnen auch viel bieten“, ist er überzeugt. Neben Tariflöhnen der Metall- und Elektroindustrie sei die relativ große Freiheit bei der Arbeitsgestaltung ein Aspekt, der die Attraktivität der Werftarbeit ausmache.

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