Speyer Wirt darf bleiben

Kann den „Maffenbeier“ im Hemshof weiter betreiben: Thomas Schulte-Hobein.
Kann den »Maffenbeier« im Hemshof weiter betreiben: Thomas Schulte-Hobein.

«Ludwigshafen.»Die vergangenen zwei Monate sind für Thomas Schulte-Hobein und seine rund 30 Mitarbeiter in der Küche, hinter der Bar und im Service der Gaststätte aufregende gewesen. Seit Juni schwebte der Termin 14. August wie ein Damoklesschwert über dem Gastronomen: An diesem Tag sollte sich entscheiden, ob er das Lokal Maffenbeier würde räumen müssen. Dann ging es laut Schulte-Hobein am Landgericht Frankenthal ganz schnell: Nachdem die Richterin seinem Gegner, einem Mitglied der Erbengemeinschaft Maffenbeier, klargemacht habe, dass er nicht allein den Mietvertrag mit Schulte-Hobein kündigen könne, sondern Einstimmigkeit herrschen müsse, habe dieser schnell eingelenkt und die Klage zurückgezogen. „Damit ist die Kündigung nichtig“, sagte Schulte-Hobein. In dem mehr als 150 Jahre alten Gebäude befindet sich seit 1905 ein Lokal. Mehrere Generationen der Familie Maffenbeier haben es geführt, zuletzt bis 1992 das Ehepaar Horst und Maria Maffenbeier. Als sie sich zur Ruhe setzten, übernahm Schulte-Hobein. Zusammen mit seiner Mannschaft machte er „den Maffe“ zur Kultgaststätte, die mit Pfälzer Gastlichkeit mitten in der Großstadt punktet. An dieses Konzept wollte jenes Mitglied der Erbengemeinschaft anknüpfen, das Schulte-Hobein auf juristischem Weg zur Räumung hatte zwingen wollen. Der pensionierte Mann, der in der Ludwigshafener Innenstadt lebt und darum gebeten hat, seinen Namen nicht in der Zeitung zu nennen, hatte das Lokal selbst betreiben wollen. Erfahrung in der Gastronomie habe er zwar nicht, aber einen namhaften Gastronomen an der Seite. Nach Bekanntwerden seiner Pläne und seines Streits mit Schulte-Hobein sah er sich einer „Schmutzkampagne“ ausgesetzt. Tatsächlich hat die Zukunft des „Maffe“ die Menschen in Ludwigshafen und im Umkreis in den vergangenen Wochen und Monaten sehr bewegt und war ein großes Gesprächsthema. Im sozialen Netzwerk Facebook und bei einer Online-Petition solidarisierten sich Hunderte Menschen mit Schulte-Hobein. Immer wieder wurde dort der Vorwurf erhoben, der Klagegegner wolle sich „ins gemachte Nest setzen“. Etliche Stammgäste kündigten an, nie wieder einen Fuß in das Lokal am Goerdeler Platz zu setzen, sollte „Fitschi“ gezwungen werden, es zu räumen. Der 58-Jährige hat mit dem Maffenbeier auch nicht nur goldene Zeiten erlebt: Drei Brände, mehrere Einbrüche und eine Umfirmierung mussten gestemmt werden. „Unglaublich“ nennt Schulte-Hobein die Welle der Solidarität, die er erfahren hat. Im Lokal und im Biergarten hängen Schilder, auf denen er sich für die Unterstützung bedankt. Er habe festgestellt, dass die Beliebtheit des Maffenbeier zum großen Teil mit der familiären Atmosphäre zusammenhänge. So arbeiten einige Mitarbeiter schon seit vielen Jahren für Schulte-Hobein. Für den Pächter ändert sich erst einmal nichts. In der Erbengemeinschaft, die sich erst am Sonntag noch einmal im Lokal getroffen und das Vorgehen diskutiert habe, habe sich immer mehr Unmut über das Vorgehen ihres Mitglieds breitgemacht. Sie will nun nach Schulte-Hobeins Angaben einen neuen Hausverwalter bestimmen und einen neuen Mietvertrag abschließen. Zwischen Schulte-Hobein und dem Klagegegner hatte es schon in der Vergangenheit Unstimmigkeiten gegeben, zum Beispiel über die Frage der Notwendigkeit von Investitionen. In den vergangenen zwei Monaten hat Schulte-Hobein für sich und sein Team an einem Plan B gearbeitet – der Übernahme eines anderen Ludwigshafener Lokals. Dazu wird es nun nicht kommen. „Wir können Plan A weitermachen“, sagte er. „Ich bin sehr erleichtert.“

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