Speyer Wildnis, Wolken und Weltpolitik

Aus Speyer zu Gast in Waldsee: die Narren des Carnevalvereins Rheinfunken.
Aus Speyer zu Gast in Waldsee: die Narren des Carnevalvereins Rheinfunken.

«Waldsee.» Petrus hat es dieses Jahr gut gemeint mit den Waldseer Narren: Trocken war es, wenn auch kalt. Die Sonne schien und ließ die Kostüme in voller Farbenpracht leuchten – so standen die Waldseer und ihre Gäste mindestens in Fünferreihen entlang der Ludwigstraße und der Neuhofener Straße am Zugweg, damit ihnen nichts entging – und die Kinder wuselten zwischen den Beinen der Erwachsenen auf der Suche nach den reichlich verteilten Gummibärchen, Popcorntüten und anderen „Gutseln“. Mit der „Zug-Ente“ der Uno waren es 51 Nummern: von Zugmaschinen gezogene Wagen mit aufgebauten Szenen drauf, Musikgruppen auch von außerhalb, wie die „Altlossema Rhoigeischda“ („Altlussheimer Rheingeister“ für die Hochdeutschen), oder gar ganze Delegationen mit Prinzessin, Elferrat und vielen Gardemädchen aus anderen Orten der Verbandsgemeinde, wie etwa die „Wasserhinkle“ aus Altrip, bei denen sich eine Schautanzgruppen in edel gekleidete Römerinnen verwandelt hatte, die mit goldenen Umhängen lockten und daran erinnerten, dass „Altrip noch älter als die Fasnacht“ ist. Auch die Otterstadter waren mit Elferrat und Garden dabei. Ein großes Thema für Waldsee waren die Campingplätze auf der Au: „Die Camper fort, des Scheißhaus zu, die Wildnis kommt, un dann is Ruh“ hieß es auf einem Wagen, und ein Einzelner setzte sich als „Der letzte Camper“ mitten auf die Straße, sein Hut verriet: „Isch bleib do.“ Viele hatten sich mit Ganzkörper-Plüschkostümen als Tiger, Hase oder Schweinchen verkleidet – den rosa Schweinchen vom MGV Concordia rannte immer mal wieder (erfolglos) der Metzger hinterher. Angesichts der Temperaturen war das winzige Eisbärbabykostüm auch ideal für den einjährigen Justus, der sich auf dem Arm seines Vaters zwischendurch mit seiner Milchflasche stärkte. Einen Zirkus gibt es in Waldsee auch, meinen die Mitarbeiter des Rathauses, und kamen als Tiger, Clowns und ausgesprochen hübsche Löwinnen. Dafür hatten sich die TG-Frauen für Kostüme zum Klimawandel entschieden – alles dran: Wolken, blauer Himmel und Regenbögen. Nicht fehlen durfte Donald Trump – mit Maske überm Gesicht und roter Krawatte überm Bauch. Seine Begleiter zeigten viel Hintern – das sah aber nur so aus, es waren Kostüme. „Walse först“, wandelten sie Trumps Dauerspruch „America first“ ab. Auf seine Twitter-Kommentare ist Verlass, egal „ob Klimawandel kommt, ob der Koreaner bombt“. Auch die deutsche Politik bekam ihr Fett ab: „Mensch ärgere dich nicht“ war der Uno-Kommentar zur derzeitigen Nicht-Regierungsbildung auf einem Wagen mit dem Brettspiel drauf. „Neue Regierungsbildung 20?“ war die große Frage. Ein „Jamaikaner“ mit Dreadlocks und bunter Wollmütze hatte viel zu tun: Die eine Jacken-Innenseite voller Handys, die andere voller Armbanduhren, und ein Sortiment Sonnenbrillen hatte er auch noch untergebracht. Auf einem weiteren Uno-Wagen rauchte ein Flugzeug, was das Zeug hielt: „Kerosin-Doping“ für den 1. FCK. Na dann ...! Und natürlich fehlten nicht die „Walsemer Gassrassler“, von denen einer seine Bierflasche in den Trichter des Saxofons gesteckt hatte. Man muss sich halt zu helfen wissen. Der TG-Spielmannszug, der sich im vergangenen Jahr aufgelöst hatte, kam noch zu einem letzten Auftritt zusammen – mit Flügeln als Engelchen.

Engel und Teufelchen: Beigeordnete Claudia Klein und Ortsbürgermeister Otto Reiland.
Engel und Teufelchen: Beigeordnete Claudia Klein und Ortsbürgermeister Otto Reiland.
Dick eingepackt: die Walsemer Hämmel.
Dick eingepackt: die Walsemer Hämmel.
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