Speyer Wenn die Walkürchen reiten

„Am Wasser gebaute Musik aus Frankreich“ (von links): Matthias Dörsam, Erwin Ditzner, Michael Herzer und Laurent Leroi.
»Am Wasser gebaute Musik aus Frankreich« (von links): Matthias Dörsam, Erwin Ditzner, Michael Herzer und Laurent Leroi.

Mit einem Auftritt auf dem Gelände der Speyerer Rudergesellschaft am Alten Hafen hat die Gruppe Les Primitifs gestern Vormittag die Reihe der Picknick-Konzerte in diesem Sommer eröffnet. Der Publikumszuspruch war groß: Kaum ein Sitzplatz auf dem Boden war mehr zu ergattern.

Les Primitifs, die sich auf einem Holzsteg präsentierten, spielten mit Akkordeon, Klarinette oder Saxofon, Bass und Schlagzeug entspannten, französisch inspirierten Jazz mit einem Augenzwinkern. Dafür sorgte vor allem Akkordeonist Laurent Leroi als einziger, aber prägender Franzose im Ensemble, mit seiner Moderation. „Wir spielen am Wasser gebaute Musik aus Frankreich“, erklärte er. Die musste nicht unbedingt von Franzosen komponiert sein: So gab es neben Musette-Walzern ebenso Jazz-Standards wie Südamerikanisches und Klezmer. Immer aber klang es französisch und ließ innere Bilder von heiteren Gartenlokalen oder Hausbooten an träge fließenden kleinen Flüsschen mitten in Frankreich entstehen. Ab und an verfiel Leroi ins Pfälzische mit französischem Akzent – etwa, als er die Sache mit den „Schnooke“ erklärte. „Les moustiques“ hieß das dazu passende Stück, in dem die Insekten förmlich zu hören waren: schwüles Sommerwetter, ein träger Abend, und dann ein angriffslustiges, mit dem Akkordeon genau imitiertes Sirren – mit einem „Klatsch“ am Ende. „Ein bisschen Choreografie“ erforderte „L’interdit“: ein gemächliches, gemeinsames Erheben von den Stühlen ab und zu. Ein Glanzstück war das „Walkürche“ nach Richard Wagners „Walkürenritt“. Da ließ Schlagzeuger Erwin Ditzner Rheinkiesel im Flussbett rollen, und aus dem tönenden Geriesel erhoben sich im Dreivierteltakt die unverkennbaren Walküren. An die Stelle von Wagners Dramatik trat jedoch Heiterkeit – schließlich handelte es sich um junge „Walkürchen“, die gerne mal einen drauf machen. Inspiriert von seinem Lieblingsfilm „Lawrence von Arabien“ kündigte Leroi einen „arabischen Paso doble“ an. Ditzner spielte Bongotrommeln und Matthias Dörsam ein recht orientalisch klingendes Saxofon, zusammen mit dem ebenso morgenländisch anmutenden Akkordeon. Michael Herzers Kontrabass hielt alles hübsch im Takt. „Fast Speyer gewidmet“ war laut Leroi die kleine musikalische Geschichte „Le bicyclette“ – wegen der vielen Speyerer Radfahrer: „Drei Leute lieben ein weiteres Leut, jung und hübsch und auf Fahrrad, und sie versuchen sie einzuholen, das ist aber schwer, denn ihr Vater ist Briefträger und sie ist gut trainiert“, fasste der Musiker zusammen. Ein weiterer Walzer „Au paradis“ war für diejenigen im Himmel, die „gern mal schwofen“. Gar nicht primitiv, die Primitifs.

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