Speyer Wenn der Henker Hochzeit macht

„Im Kern eine moderne Rockband“: Subway To Sally. In der Mitte Sänger Eric Fish, rechts daneben (im Hintergrund) „Bodenski“.
»Im Kern eine moderne Rockband«: Subway To Sally. In der Mitte Sänger Eric Fish, rechts daneben (im Hintergrund) »Bodenski«.

Vor gut 15 Jahren befand sich die Speyerer Halle 101 fest in den Händen der Mittelalter-Rocker: Hatten am 17. und 18. Dezember 2003 In Extremo an zwei Abenden nacheinander Konzerte gegeben (wir berichteten ausführlich in der Ausgabe vom 4. Juli), standen schon am 28. Dezember mit Subway To Sally die nächsten Vertreter dieses Genres auf der Bühne.

„Wenn ich etwas über einen Engel singe, will ich wissen, was er zum Frühstück hatte.“ Auf diese Formel brachte Michael Boden vor sechs Jahren in einem RHEINPFALZ-Interview seine Arbeitsweise. Der 1965 in Potsdam geborene Gitarrist und Mitbegründer der Gruppe Subway To Sally erklärte damals im Vorfeld eines Auftritts in Otterstadt, warum seine Ausbildung als Germanist ihm beim Schreiben von Songtexten helfe. Er versuche, dabei über das Hier und Jetzt hinauszureichen. Ziel seien universelle Geschichten, deren Bedeutung vor Hunderten von Jahren keine andere gewesen sei als heute, so der Musiker mit dem Künstlernamen „Bodenski“. Er fügte hinzu: „Inspiration ist lediglich ein geringer Prozentsatz. Ich lege richtige Materialsammlungen an, gehe gezielt auf die Suche nach Inhalten, recherchiere, falls nötig, Hintergründe.“ Diese akribische Vorgehensweise hatte sich auch schon am 28. Dezember 2003 ausgezahlt: Nachdem die Potsdamer Formation an diesem Sonntagabend mit Blendraketen und aufwendiger Lichtshow ihr Konzert in der mehr als zur Hälfte gefüllten Halle 101 eröffnet hatte, zeigte sich rasch ihr eigener Stil. Da ging es in Liedern etwa ums Tanzen, um Völlerei und Gebräuche eines Henkers, der eine zum Tode Verurteilte dadurch vor der Hinrichtung retten kann, dass er sie auf dem Schafott heiratet. Bodens germanistischem Ansatz gemäß teils aus Volksgut, teils aus literarischen und religiösen Vorlagen gespeist, trug Sänger Eric Fish (bürgerlich Erik-Uwe Hecht) die deutschen Texte vor. Subway To Sally verpackten die Inhalte in einer Mischung aus bombastisch-metallischer Rockmusik und folkloristischen Klängen mit Instrumenten wie Flöte und Geige. Ähnlich den Kollegen von In Extremo, reicherten die sieben Musiker das Ganze mit Sackpfeife, Drehleier, Laute, Mandoline und Ähnlichem an. Bis die Gruppe nach ihrer Gründung 1990 an diesen Punkt gekommen war, hatte ein wenig gedauert. Über zunächst noch viele englischsprachige sowie lateinische und gälische Liedtexte hatten Subway To Sally sich schrittweise an den überwiegend deutschsprachigen Gesang herangearbeitet. Nach Speyer kam die Band mit dem Album „Engelskrieger“ im Gepäck, das eine Hinwendung zu aktuellen Themen und Arrangements markierte. „Wir sind im Kern eine moderne Rockband, die mit deutschen Texten arbeitet“, sagte „Bodenski“ vor sechs Jahren im Interview. Die Schublade „Mittelalterrock” helfe vielleicht beim Einordnen, sei aber eigentlich zu klein für die Gruppe. In der Besetzung mit den Gründungsmitgliedern „Bodenski“, Simon Levko, Ingo Hampf (beide Gitarre) und Silvio Runge („Sugar Ray“, Bass) sowie Sänger Eric Fish, Schlagzeuger Simon Michael Schmitt und Violinistin Ally Storch veröffentlichten Subway To Sally im vergangenen Jahr das Live-Doppelalbum „Neon“. Für den 19. Oktober sind sie als Hauptattraktion des zweiten Trifels-Rock-Festivals im Hohenstaufensaal Annweiler angekündigt. In ihrem Vorprogramm tritt die Speyerer Rockgruppe Palace auf. Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618. Kontakt —Jetzt sind Sie gefragt, liebe Leser: Waren Sie bei diesem Konzert dabei? Verbinden Sie eine Erinnerung mit Subway To Sally? Und wer sollte Ihrer Meinung nach unbedingt einmal (oder vielleicht auch noch einmal) in Speyer auftreten? —Schreiben Sie uns doch mal unter der E-Mail-Adresse redspe@rheinpfalz.de unter dem Betreff „Rock’n’Roll“ oder auf Facebook. Die spannendsten Beiträge greifen wir im Laufe unserer Serie auf.

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