Speyer Wärme aus dem Wald

Hält frische Hackschnitzel in seinen Händen: Markus Sohn, bei den Stadtwerken Speyer zuständig für Nahwärme-Versorgung.
Hält frische Hackschnitzel in seinen Händen: Markus Sohn, bei den Stadtwerken Speyer zuständig für Nahwärme-Versorgung.

«Dudenhofen.» Die oberen Stammabschnitte mitsamt der Äste der im „Brombeerheck“ im Dudenhofener Gemeindewald im Februar gefällten Kiefern gelten nach Auskunft von Frank Müsel, Technischer Produktionsleiter beim Forstamt Pfälzer Rheinauen, als „Industrieholz“. 148 Festmeter sind von diesem Sortiment allein bei dem einen Hieb zusammengekommen. Hauptabnehmer ist in diesem Fall aber nicht die Industrie. Die Speyerer Stadtwerke nutzen das Kiefernholz als Hackschnitzel für die von ihnen betriebenen Heizanlagen. Die Heizzentrale in Dudenhofen gehört der Gemeinde. Die Anlage mit zwei Erdgaskesseln und einem Kessel zur Verfeuerung von Hackschnitzeln sorgt für Wärme in der Realschule plus, der Grundschule, der Ganerbturnhalle und der Kindertagesstätte Sandhase, wie Markus Sohn, Techniker im Team Nahwärme/Wärmedienstleistungen bei den Stadtwerken, auf Anfrage mitteilte. „Außer der Krone wird alles am Baum, auch die Äste und Rinde, zu Hackschnitzeln“, informierte Sohn. Im Auftrag der Stadtwerke verarbeiten Mitarbeiter einer Fachfirma mit einer Häckselmaschine, die auf einem Lastwagen mit Allradantrieb montiert ist, neben den Kiefern auch Fichten, Birken, Pappeln, Robinien und Platanen zu dem Brennstoff für die drei Heizanlagen. Der Häcksler macht nach seinen Angaben in 20 Minuten 38 Festmeter (Kubikmeter) Holz klein. „Aus wirtschaftlichen Gründen wird direkt im Wald gehäckselt“, sagte der Fachmann. Das spare nicht nur Fahrkosten ein, sondern auch zusätzlichen Ausstoß von klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid. „In der Heizsaison werden nach Dudenhofen wöchentlich circa 65 bis 100 Schüttraummeter Holzhackschnitzel geliefert. Die Jahresmenge beträgt je nach Witterung 1200 bis 1500 Schüttraummeter“, teilte Sohn mit. Außer Holz aus dem Dudenhofener Gemeindewald beziehen die Stadtwerke den Rohstoff für die Hackschnitzel auch vom Waldbauverein Ganerb, in dem sich Privatwaldbesitzer zusammengeschlossen haben, und von der Stadt Speyer – aus dem Stadtwald und von Grünflächen. „Das Holz von der Abteilung Stadtgrün ist von kranken oder durch Windbruch zum Umfallen neigenden Bäumen“, erklärte Sohn. Der Heizwert der Kiefernholz-Hackschnitzel beträgt laut dem Stadtwerke-Techniker je nach Feuchtegehalt 600 bis 750 Kilowattstunden pro Schüttraummeter. Der Wirkungsgrad der Dudenhofener Heizzentrale, die ausschließlich mit frischem Holz beschickt werden kann, liegt zwischen 80 und 85 Prozent. „Die Anlage läuft sehr gut und nahezu störungsfrei. Manchmal haben wir kleinere Probleme mit Granatsplittern im Holz“, sagte Sohn. Insgesamt benötigen die drei von den Stadtwerken betriebenen Heizanlagen jährlich zwischen 3500 und 5600 Schüttraummeter Hackschnitzel, informierte der Experte. Das Nahwärmeversorgungsheizwerk im Eigentum der SWS auf dem Speyerer Normand-Gelände an der Paul-Egell-Straße wird außer von Hackschnitzeln auch mit Gas und Sonnenlicht (Solarthermie) gespeist. In Iggelheim sorgt die von den Stadtwerken geführte Heizanlage für Wärme in der Peter-Gärtner-Schule, der Sporthalle und dem Rathaus, teilte Sohn mit.

An kühlen Tagen von der Heizzentrale mit Wärme versorgt: die Realschule plus in Dudenhofen. Unser Bild stammt aus dem Jahr 2016.
An kühlen Tagen von der Heizzentrale mit Wärme versorgt: die Realschule plus in Dudenhofen. Unser Bild stammt aus dem Jahr 2016.
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