Speyer Von der überraschenden Nähe klanglicher Welten

Diese Kombination gab es an dieser Stelle wohl noch nie in einem Konzert: In der voll besetzten gotischen Kapelle des Speyerer Adenauerparks sangen und spielten Altistin Simone Pepping, Lautenistin Andrea Baur und Bluesgitarrist Wolfgang Schuster am Sonntagabend Lieder des Frühbarock, traditionelle Folksongs und Modernes.

Noch verblüffender: Das ging wunderbar zusammen, weil die verwandten Zupfinstrumente Laute und Gitarre ohne elektronische Verstärkung auskamen. Darüber hinaus bildeten die drei Musiker ein gutes, sensibles Team, bei dem keiner auf Kosten der anderen hervorstechen wollte. Zudem liegen die klanglichen Welten der drei Konzertthemen gar nicht so weit auseinander, wie es zunächst scheint. Madrigale zur Laute und instrumentale Lautenstücke aus dem 16. Jahrhundert bildeten die „Hausmusik“ zur Unterhaltung der damaligen Epoche. Die Komponisten wie der Engländer Henry Purcell, der Italiener Tarquinio Merula und der Deutsch-Italiener Girolamo Kapsberger waren im Hauptberuf oft Organisten und Kirchenmusiker, die diese Stücke quasi nebenbei schrieben. Mit warm getöntem Alt sang Simone Pepping Lieder von Purcell wie „Music For A While“ und „If Music Be The Food Of Love“, begleitet von Andrea Baur mit Theorbe oder Barocklaute. Beide Instrumente haben zusätzliche Basssaiten, die auf einem zweiten, längeren Wirbelkasten befestigt sind. Die Folksongs im Programm stammten aus England oder Schottland und waren oft mit Einwanderern nach Amerika gelangt. Viele wurden in den 60er und 70er Jahren von Sängern wie Joan Baez, Pete Seeger und der Carter Family aufgenommen – etwa „Come All Ye Fair And Tender Maidens“, „John Riley“ und „Mary Hamilton“. Pepping, deren Stimme hier überraschend an Joan Baez erinnerte, sang sie zur Begleitung von Schuster, der eine metallene Resonator-Gitarre verwendete. Damit spielte er auch moderne eigene Stücke: So folgte auf Purcells „I Attempt From Love’s Sickness“ sehr passend Schusters „Recovery“. Am eindrücklichsten waren jedoch Baur und Schuster im Zusammenspiel, wenn der Gitarrist etwa die zweite Stimme zu Thomas Robinsons „Twenty Ways Upon The Bells“ aus dem 16. Jahrhundert beisteuerte, oder bei Kapsbergers Lautensuite.

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