Speyer Viele leere Plätze bei kleinteiligem Konzert

Mit marianischen Sologesängen hat die ausdrucksstarke Sopranistin Margaret Hunter am Donnerstagabend bei den „Internationalen Musiktagen“ in der Speyerer Domkrypta beeindruckt. Das auf alte Instrumente spezialisierte Marais-Consort als Begleiter traf gezielt die Charaktere seiner zwischen den Gesangsstücken gespielten Tanzsätze.

Viele Zuschauerplätze blieben bei diesem Abend unter dem Titel „Der Engel sprach zu Maria“ leer. Womöglich lagen die Programmgestalter des Festivals unter der künstlerischen Leitung des Speyerer Domkapellmeisters Markus Melchiori mit dem Mariengesang aus Renaissance und Barock doch etwas neben dem Geschmack des Publikums. Dafür spricht, dass fast die Hälfte des fünfviertelstündigen Programms reine Instrumentalstücke des Marais-Consorts und seiner Organistin Ingelore Schubert waren. Als reine Tanz- und Fugensätze hatten sie nicht immer Bezug zur Marienfigur. So geriet das Konzert eher kleinteilig und löste in dieser Hinsicht dramaturgisch nicht das Niveau eines für sich selbst stehenden Festspielabends ein. Marias Sonderstellung als Empfangende, Gebärende und die Leidensgeschichte ihres göttlichen Sohnes vorausahnende Heilige war als roter Faden aus dem Programm herauszuhören. Die Gottesmutter hatte in der Sopranistin Margaret Hunter eine vollendet ausdrucksstarke Protagonistin. Die Gesangssolistin wartete mit stabilem, leuchtkräftigem, breit ausschwingendem Stimmmaterial auf. Ruhige ariose Bögen schritt sie weittragend aus. Dramatischen Momenten verlieh sie expressive Kraft. In dieser Hinsicht erfuhr das iberisch eingefärbte Wiegenlied „Canzonetta spirituale sopra alla nanna“ von Tarquinio Merula mit seinen klagenden Flamenco-Tonfolgen eine aussagestarke Dichte. Hohe Intensität verlieh Hunter auch Henry Purcells ausgedehntem Consort-Song über das Magnificat-Marienlob „My soul doth magnify the Lord“. Von edler Beseelung durchdrungen hatte die Sopranistin eingangs Monteverdis kontrastreiches „Ave maris stella“ und danach Hans Leo Hasslers „Dixit Maria ad angelum“ gesungen. Weittragend ließ Hunter zum Schluss Purcells Simeon-Botschaft an die Völker „Nunc dimittis: Lord now lettest thou thy servant depart in peace“ ausschwingen. Für die den Gesang leider nicht immer vertiefenden Instrumentalstücke wie auch die exakte Begleitung der Liedvorträge war als Instrumental-Ensemble das mit vier Gamben und einem Orgelportativ besetzte Marais-Consort verpflichtet. Die Gambenspieler trafen Sätze von Gallus, Cale, Schütz, Charpentier und Farina flüssig, spielerisch und schwungvoll. Organistin Ingelore Schubert brillierte in Stücken von Pachelbel und Bull mit schneller Figuraltechnik und graziösen Verzierungen.

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