Speyer Strahlender Schlussakkord

Mit Spaß bei der Sache: die Sänger des Mozartchors.
Mit Spaß bei der Sache: die Sänger des Mozartchors.

„Das Schönste, was ich aber in meinem Leben bis jetzt von Gesellschaften gesehen habe, war ein Fest im Walde hier“, schrieb Felix Mendelssohn Bartholdy 1839 an seine Mutter. Und dann berichtete er, wie tief im Forst auf einer kleinen Lichtung sich 20 Leute treffen und singen. Nicht weit weg ist eine bewirtschaftete Hütte. Und wer denkt jetzt nicht an den Pfälzerwald ... Das Pfälzer Publikum ist schon mal prädestiniert, die Waldeslust nachzufühlen. Und auch die Frühlingslieder (Opus 41, Nr. 5 und Opus 100, Nr. 3), mit denen das Konzert begann, trafen sicher auf offene Ohren. Die Sänger des Mozartchors hatten daran auch ihren Spaß. Der große Chor wird von den Frauenstimmen etwas dominiert, was einfach daran liegt, dass es offenbar viel mehr sangesfreudige Damen gibt als Herren. Die Herren halten sich wacker und klingen gut, würden sich aber auch bestimmt über neue Sangesbrüder freuen, die ihre Reihen verstärken. Die Lieder sind ganz im Geist der Romantik. Mendelssohn war damals vor dem Chorsingen im Wald noch etwas besorgt. „Bei einer Probe im Zimmer hatte manches gefehlt und alles war unsicher gewesen“, schrieb er seiner Mutter. Als dann aber das erste Lied im Wald unter Bäumen begann, war der Komponist so gerührt, dass ihm „beinah die Thränen in die Augen kamen. Wie lauter Poesie klang es.“ Und auch in der Heiliggeistkirche klangen die Lieder schön, woraus folgt, dass Dirigent Dieter Hauß seinen Chor gut vorbereitet hat. Als Zuhörer bekommt man sehr viel von dem Geist der Lieder mit, denn Mendelssohn hat die Texte seiner dichtenden Zeitgenossen so gesetzt, dass sie gut verständlich sind. Natürlich ist da viel Sehnsucht, Herz und manchmal ein bisschen Weltschmerz drin. Aber vergessen wir nicht, dass das romantische „Zurück-zur-Natur!“ eine Gegenbewegung zu der beginnenden Industrialisierung und schnell wachsenden Großstädten war. Ausdrücklich deutlich wird das im „Abschied vom Walde“ (Opus 59, Nr. 3), wo es heißt „da draußen, stets betrogen, saust die geschäft`ge Welt. Spann noch einmal den Bogen, um mich du grünes Zelt.“ Den „Lerchengesang“ (Opus 48, Nr. 8) sangen die Sänger bei Mendelssohns Picknick im Wald. Die damals ganz neue Komposition kam so gut an, dass man sie drei Mal hintereinander gesungen habe, berichtete Mendelssohn. Auch in der Heiliggeistkirche klang das gut – und hatte einen besonders schön strahlenden Schlussakkord. Die Sopranistin Danai Amann sang aus drei Lieder-Zyklen Robert Schumanns – „Dichterliebe“ (Opus 48), „Myrten“ (Opus 25) und „Liederkreis“ (Opus 39). Begleitet wurde sie von der zügig zupackenden Dagmar Wolf-Hauß am Klavier. Mit perfekter Intonation machte die Sängerin einen hervorragenden Eindruck. Und sie vermittelte das Gefühl der Lieder auf glaubhafte Weise. Man spürte auch in einigen Stücken den Humor, was zur sympathischen Ausstrahlung der Sängerin beiträgt. Mit einem Augenzwinkern kündigte Dieter Hauß die Zugabe an: „Ein Lied über die Annäherungsversuche eines jungen Mannes an eine Pflanze“. Gesungen hat er dann zusammen mit Danai Amann „Sah ein Knab’ ein Röslein steh’n“. Und das war ein Höhepunkt des Konzerts und ein großer Spaß für Sänger und Publikum.

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