Speyer Sterbende Fasnacht? Nicht in Medersche
«Römerberg.»Bis ins Detail hat Mathias Müller im Vorfeld den Umzug geplant. Nichts wird dem Zufall überlassen. Alle Regularien bei den Umzugswagen sind vor Ort vom Tüv überprüft worden. Fazit: alles gut. Das lässt sich auch über die übrigen 42 Zugnummern sagen. Die „Mederscher“ und ihre Freunde aus „Weschde“, „Loscht“ oder „Bellem“ haben sich mächtig Mühe gegeben. Erstmals sind auch „Fräämerschem“ – Freimersheim – und „Rhoseme“ – Rheinsheim im Badischen – dabei. Der Wagen der Premierengäste aus Freimersheim erweist sich dabei als wahrer Hingucker. Der Umzug in Mechtersheim hat Kult und punktet durch Gemütlichkeit. Nicht zu vergessen: die Kreativität, die alle Teilnehmer an den Tag legen. Beim MGV Cäcilia haben geschickte Hände gewirkt, um eine Horde voller Nemo-Fische im Plüschgewand ein Bad in der Menge nehmen zu lassen. Bienchen und Blümchen samt putzig wippenden Fühlern auf den Köpfen gibt es bei den Landfrauen Westheim/Schwegenheim. Jugendfeuerwehr und JSG, MGV Cäcilia und KJG Berghausen, Karnevalverein Dudenhofen und Speyerer Karnevalgesellschaft, Jugendrotkreuz und TuS, die Altrhoiner aus Lingenfeld und die Schlepperfreunde aus Römerberg: Alle sind voller Elan mit von der Partie. „Wir machen Medersche great again“, formuliert die Rockabilly-Gang aus Jungmanns Garage in Lustadt. Grandios: der Wagen der Loschter Hobbyfasnachter. Die Helden der Kindheit kommen groß raus. Schlumpfine, Pumuckel, Bugs Bunny, die Simpsons – das Auge freut sich, vor allem über den dampfenden Druidenkessel wie bei Asterix. Die feierfreudige Menschenmasse am Straßenrand in Schwung zu bringen, ist nicht allzu schwierig. Selbst bei der hundertsten Auflage des Ballermann-Reißers mit dem Titel „Johnny Däpp“ wird gesprungen und gesungen. Gute-Laune-Macher ist der Musikverein Mechtersheim ebenso wie es die Ketscher Hewwlgucker sind. Das gilt auch für die Mederscher Jungs, die sich ins Panzerknacker-Kostüm geworfen und ihren Wagen entsprechend gestaltet haben. Ganz privat machen sie seit einigen Jahren bei der Sause auf der Gass’ mit. „Wir lieben Fasching und finden’s geil, dabei zu sein“, spricht pure Begeisterung aus Denis Huber. Kumpel Marco Askani findet, dass Nachwuchs gefragt ist. Karneval vom Aussterben bedroht? Nicht in Medersche. Drei Wochen haben die jungen Männer geschraubt, geklebt, gesägt und getüftelt. „Beim Bauen kamen immer wieder neue Ideen“, verrät Askani. Die größte Hürde wurde erst am Umzugsmorgen genommen: Das passende Aggregat zur Beschallung des Wagens war gefunden. Im Werfen sind sie auch gut dabei, die Mechtersheimer. Flips, Chips, Popcorn, Schokoriegel, Gummibärchen, ja sogar Äpfel als gesunde Alternative bringen die Akteure mit Enthusiasmus unters Volk. Selbst Markus Weis als Moderator hoch zur Hebebühne bekommt was ab. Der Präsident des Mechtersheimer Karnevalvereins freut sich über den Verlauf. Kann er auch, denn bis auf eine Lücke läuft der Lindwurm wie am Schnürchen. Während die Eiersammler dem Umzug in bewährter Manier vorausmarschieren, beenden die Aktiven des MKV diesen mit gewaltigem Aufgebot. Respekt, Mechtersheim. Die letzten drei Helau gibt’s für einen rundum gelungenen Umzug am letzten Fasnachtstag.
