Speyer Speyer: Müll beim Einkaufen vermeiden

Groß ist der Unterschied nicht: Sophia Edinger zeigt die Parfümerie-Tüten, links gelackt, rechts Papier.
Groß ist der Unterschied nicht: Sophia Edinger zeigt die Parfümerie-Tüten, links gelackt, rechts Papier.

Coffee to go aus dem Mehrwegbecher, Einkaufen mit Korb, Unverpackt-Läden: Müll sparend einzukaufen liegt im Trend. Bei örtlichen Einzelhändlern ist Verpackungsmüll ein großes Thema mit wirtschaftlicher Bedeutung. Die Kundenwünsche haben sich verändert – zumindest teilweise.

Die Mechtersheimer Hofgemeinschaft ist ein Vorreiter. Ihr Lieferservice und Hofladen bedienen den Wunsch nach Nachhaltigkeit in der Bevölkerung seit mehr als 20 Jahren. 1000 bis 2000 grüne Kunststoffkisten, gefüllt mit Obst, Gemüse und Bio-Lebensmitteln, sind im Umlauf zwischen Römerberg und den belieferten Kunden. „Die Abo-Kisten sind relativ hoch, aber lassen sich gut stapeln. Sie halten einige Jahre. Wir reinigen sie regelmäßig. Damit sie zurückkommen, belegen wir sie mit 4 Euro Pfand, Thermokisten mit 8 Euro“, erklärt Inhaberin Birgit Schubert den Kreislauf. Eine dünne Plastikfolie schütze das Obst und Gemüse in der Kiste vor Frost, Wärme, Feuchtigkeitsverlust und aus Hygienegründen. „Die Tüten sind ein Streitpunkt. Manche Kunden wollen sie nicht, dann vermerken wir das und legen nur ein Papier in die Kiste“, sagt Schubert. Alternativen zum Kunststoff hat die Hofgemeinschaft auch im Hofladen gesucht. „Am besten, die Kunden kommen mit dem Korb oder Baumwollbeutel, bringen eigene Gefäße oder Papiertüten mit.“ Schubert hat auch Kunden, die jedes Stück Obst in eine Tüte packen. Seit einiger Zeit hängten deshalb keine Plastiktüten mehr neben dem Gemüseregal. „Bei speziellen Sorten wie beim Feldsalat bekommen die Kunden aber eine, wenn sie an der Theke fragen.“ Schubert wägt ab: Qualität und Hygiene müssten stimmen. Käse werde im Laden in wachsähnliches Papier gewickelt und im Lieferservice in eine Mischfolie verpackt, die man in Papier und Folie getrennt wegwerfen kann. Joghurt gibt es nur im 500-Gramm-Glas. Sogar Getreide gibt es, im 25-Kilo-Sack. Bedenken äußert Schubert zu einem Trend: sogenannte Sonderernährung. Vegane oder laktosefreie Produkte erobern den Markt, sind stark verarbeitet und in kleinen Portionen verpackt. „Das widerspricht dem, was wir mal wollten. Es fehlt die Zeit oder Lust, selbst zuzubereiten.“ Verpackte vegetarische Bratlinge verkauft der Hofladen dennoch – weil die Kunden sie stark nachfragten.

Papiertaschen statt beschichtete Lacktüten

Auch die Parfümerie Stephan in Speyer hat Kundenwünsche zu erfüllen. „Die Wenigsten achten auf ökologische Aspekte“, bedauert Kai Stephan, Inhaber des Familienunternehmens. Einen Erziehungsauftrag habe er als Einzelhändler nicht, er versuche aber, was er kann: „Wir wollten hochwertige, beschichtete Lacktüten mit recycelbaren Papiertragetaschen ersetzen. Die meisten Kunden bevorzugen aber bis heute die exklusive Tasche.“ Die Parfümerie spiele mit dem Gedanken, für die Tragetaschen eine Abgabe zu erheben und in ein Umweltprojekt zu investieren. An 16 Standorten biete sie Kosmetikprodukte mit aufwändiger Produkt- und Geschenkverpackung an. Stephan sagt: „Die äußere Erscheinung ist genauso wichtig wie der Inhalt. Die Kunden fordern Sicherheit bei Hygiene und Reinheit.“ Meist gebe es mehrere veredelte Schichten. Auch im Lieferantenkontakt ist die Einflussnahme schwierig. Stephan: „Früher saßen wir mit den Distributeuren am Tisch. Heute reden wir mit Konzernen, die auf Kosten und leichtes Handling aus sind. Nach einer Alternative für Styropor müssen wir da nicht fragen.“ Vier Container voll Kunststoff und Styropor sowie zwei Container voll Papier und Pappe kommen jede Woche beim Fachgeschäft EP Electronic-Seidel auf. Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik, die der Betrieb zum Kunden liefert und vor Ort montiert, braucht beim Transport Schutzhüllen. „Wenn ich sehe, was wir an Geräten bewegen, ist der Abfall schon wenig, aufs Minimum reduziert. Weniger ginge nicht, ohne dass etwas kaputtgehen könnte“, so Geschäftsführer Patrick Seidel. Er nutze einen Teil des Materials wieder, etwa für Transporte an den Hersteller. Euro-Paletten seien sowieso im Mehrweg-Kreislauf. Kabel und Zubehör hängen übersichtlich im Laden in einer Blister-Verpackung an der Wand, verkauft werden sie dann ohne Umverpackung.

Mit größeren Einheiten Müll sparen

„Die Kunden haben es in der Hand, Verpackung zu sparen. Wir haben Kaffeefilter in Einzelpackung oder als Dreier-Paket im Sortiment. Mit größeren Einheiten spart man Müll“, gibt Seidel den Ball an die Verbraucher zurück. Noch einfacher als Müll zu reduzieren: „Müll vermeiden, also mehr reparieren lassen. Das ist unser Geschäft. Der Großteil der Geräte ist reparabel.“

Birgit Schubert
Birgit Schubert
Patrick Seidel
Patrick Seidel
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