Speyer Speyer: Mehr Lebensqualität als Ziel

Großes Publikum: Oberbürgermeister Hansjörg Eger bei seiner Rede gestern Abend in der Stadthalle. Erstmals waren 150 Sitzplätze
Großes Publikum: Oberbürgermeister Hansjörg Eger bei seiner Rede gestern Abend in der Stadthalle. Erstmals waren 150 Sitzplätze aufgestellt.

Das Haus Speyer ist in Schuss. Das Wohnen darin ist attraktiv. Es ist aber nie fertig. OB Hansjörg Eger (CDU) will seine Stadt zur höchsten Lebensqualität des Landes verhelfen. Er hat gestern Abend vor gut 1100 Gästen beim Neujahrsempfang dargelegt, wie und wo er dafür an- und umbauen muss. Nur einmal hat er leise, aber klar gesagt, dass er Hausherr bleiben will.

Kurz und prägnant hat der Erste Bürger der Stadt eine Erfolgsbilanz seiner bisherigen Arbeit präsentiert. Gleichzeitig hat er klargemacht, wo er sieben Jahre nach Amtsantritt steht und wo er hinwill – mit den Bürgern: „So begreife ich es auch als unsere und meine Aufgabe, unser Haus Speyer so zu gestalten, dass jeder nach seiner Façon leben kann und die Chance bekommt, sein Lebensglück zu finden.“ Um es attraktiv zu halten, setzt Eger auf seinen integrierten Ansatz. „Jedes unserer Projekte ist ein Baustein für den Erhalt und die Verbesserung unseres Hauses Speyer. Man kann nicht alles auf einmal in Ordnung bringen. Wer zu lange wartet, den bestraft das Leben und es wird richtig teuer. Deshalb muss man eines ums andere gemeinsam anpacken. Das haben wir 2017 getan.“ •Wohnraum: „Die Wohnungsnot zu bekämpfen ist eine meiner wichtigsten Aufgaben“, bekannte Eger und warb für das gerade verabschiedete „erste Wohnungsmarkt-Konzept in der Geschichte unserer Stadt“. 2100 Wohnungen sollen bis 2030 kommen, 500 davon würde die städtische Baugesellschaft Gewo bauen. •Soziales Zusammenleben: Die Vernetzung aller Angebote sei notwendig. Er stehe voll hinter dem Programm „Soziale Stadt“, das für Speyer-Süd gerade bewilligt sei. „2018 werden wir uns noch stärker darum kümmern, Geflüchtete mit Bleibeperspektive ins Arbeitsleben zu integrieren.“ Dies wolle er mit Handwerk, Handelskammer, Arbeitsagentur und Betrieben vorantreiben. •Bildung: Auf Egers Agenda 2018: Weiterarbeit an Ganztagesangeboten und an einem Wirtschaftsgymnasium, im Februar Eröffnung Kita Seekätzchen, Kita-Planungen für das Wohngebiet Russenweiher und Speyer-West. Und dann sein Versprechen: „Schon in drei Jahren können wir Vollversorgung bei Kitaplätzen haben.“ •Umweltschutz und Klima: Es gelte „Innenverdichtung vor Außenzersiedelung“. Nicht immer siege der Appell an Langfrist-Ziele. „Ich musste auch 2017 den einen oder anderen Rückschlag hinnehmen“, räumte er in Anspielung auf den Armensünderweg ein. Eger schlug Grünzüge entlang der Schienenwege als Projekt vor. •Wirtschaft und Arbeitsplätze: Der OB kündigte ein Gewerbeflächenkonzept an und nannte Zahlen: Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in Speyer „ist während meiner bisherigen Amtszeit um 25 Prozent gestiegen“. Mit fast 29.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen sei die Domstadt „ein pfälzisches Zentrum“. Das Gewerbegebiet Nachtweide und damit der Erhalt der Glaserei Hanemann zeige: „So geht Wirtschaftsförderung“, sagte er als dafür zuständiger Dezernent. •Finanzen: Speyer habe sich in seiner Amtszeit zu einer finanzstarken Kommune gemausert, 2012 und 2015 „echte“ Überschüsse erwirtschaftet. „Und wir könnten noch viel mehr erreichen, wenn uns das Land nicht für jeden Euro, den wir erwirtschaften, wieder einen wegnehmen würde“, kritisierte er. •Bürgersinn: Vehement appellierte er an den „Geist, der in der Stadt weht“: den von Bürgergesellschaft, Bürgersinn und Gemeinwohl. Er spüre auch in Speyer, dass „Unzufriedenheit und Gleichgültigkeit wachsen, in Egoismus und Hass umschlagen“, sagte Eger in Bezug auf Inhalte sozialer Netzwerke: „Da gedeiht auf einer sumpfigen Melange aus Hass und Neid der Spaltpilz. Und das ist eine echte Gefahr, gerade für eine Bürgergesellschaft, wie wir sie in Speyer haben.“ Eger forderte Respekt und Wertschätzung: „Unser Bürgersinn ist der vornehmste und wichtigste Baustein im Konzept der integrierten Stadtentwicklung. Den hat jeder selbst in der Hand, im Herzen und im Kopf. Lassen Sie uns diesen Baustein gemeinsam setzen.“ Zitiert „Im Märchen machen die Heinzelmännchen über Nacht die Arbeit. Bei uns ist es umgekehrt. Wir arbeiten tagsüber hart, um unser Haus Speyer finanziell wetterfest zu machen. Und in der Nacht kommen die Mainzelmännchen und klauen uns die Ziegel vom Dach.“

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