Speyer Speyer: Fünfjahresplan für Flugplatz

Im Aufwind: Blick auf das Terminalgebäude am Flugplatz Speyer beim Flugplatzfest im vorigen Jahr.
Im Aufwind: Blick auf das Terminalgebäude am Flugplatz Speyer beim Flugplatzfest im vorigen Jahr.

Führungswechsel am Flugplatz Speyer: Ab 1. Januar übernimmt Jürgen Vogel (47) als neuer Aufsichtsratsvorsitzender die Geschäfte von Rüdiger Beyer (63). Vogels Ziele: In fünf Jahren soll der Flugplatz in neuer Struktur eigenständig „fliegen“, das Defizit reduziert und die IHK als Gesellschafter raus sein.

„Der Flugplatz entwickelt sich gut. Wir sind in einer sehr positiven Phase. Die Rahmenbedingungen stimmen. Das Ziel ist zu schaffen“, zeigt sich Jürgen Vogel im Gespräch mit der RHEINPFALZ zuversichtlich. Der 47-jährige Jurist, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz, ist vom Aufsichtsrat am 28. November einstimmig als Nachfolger Beyers gewählt worden (wir berichteten). Roland Kern (65), Geschäftsführer der Flugplatzbetreibergesellschaft FSL, unterstützt die Auffassung. „Wir kalkulieren jedes Jahr zwei Prozent Wachstum. In diesem Jahr legen wir um elf Prozentpunkte bei den Flugbewegungen zu. In der Business-Fliegerei hat Speyer inzwischen einen sehr guten Ruf. Es gibt wachsendes Interesse“, fasst er die aktuelle Entwicklung der „Verkehrsinfrastruktureinrichtung“ zusammen. „Gespräche mit Interessenten werden geführt“, sagen beide, ohne Namen zu nennen.

Platz zwei hinter Hahn

Investitionen wie der Bau weiterer Hangare seien geplant. Der erste Hangar, gerade errichtet von einem Südpfälzer Mittelständler, der zwei bauen darf, ist fertiggestellt, informiert Kern. Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium bestätigt die aufstrebende Tendenz des Platzes Speyer. Auf dessen Homepage wird Speyer als Nummer zwei hinter dem Flugplatz Hahn und vor dem Sonderflugplatz Zweibrücken gelistet. In diesem Jahr ist laut Kern erneut ein niedrigeres Defizit zu erwarten. Nach 478.000 Euro Minus 2016 „gehen wir von einer 3 vorne aus“, schätzt Kern. „In fünf Jahren soll da eine rote Null stehen“, gibt Vogel als Ziel aus. FSL-Chef Kern ist inzwischen für das gesamte operative Geschäft am Platz zuständig. „Wir sind sehr zufrieden mit Herrn Kern. Er macht den Job gut, ist gut vernetzt als Speyerer“, schwärmen die „Aufseher“ Beyer und Vogel von ihrem „Angestellten“. Sein aktueller Vertrag endet im November 2019.

Zwei Gesellschaften am Platz

Gegenwärtig gibt es noch zwei Gesellschaften am Platz, die Betriebsgesellschaft FSL und die Grundstückgesellschaft FSG. Die Doppelstruktur ist historisch zu erklären. Als die Flugzeugfirma DASA in den 1990er Jahren (heute: PFW) in Schieflage geriet, wollte sie den Platz verkaufen. Die Stadt – damals OB Christian Roßkopf (SPD) – wollte das vermeiden und kaufte ihn nach schwierigen Verhandlungen mit Land und Firma. Kern war daran als damaliger Wirtschaftsdezernent der Stadt beteiligt. Dazu wurden die FSG und FSL von den am Flugbetrieb Interessierten gegründet: Stadt Speyer, Stadt Ludwigshafen, Landkreis, BASF, Hornbach und IHK als Vertreter des Mittelstands. Inzwischen ist die FSL Generalmieter aller FSL-eigenen Flächen rund um den Platz und bewirtschaftet sie. Diesem ersten Schritt auf dem Weg zur neuen (Gesellschafter-) Struktur – unter der Ägide von Beyer – soll jetzt unter Vogel der zweite folgen. Denn die wichtigste Herausforderung, um seinen „Fünf-Jahresplan“ zu erfüllen, ist eine gemeinsame Flugplatzgesellschaft. „Dazu sind Gespräche mit dem Land nötig. Es gibt Überlegungen, aber das braucht Zeit“, betont der neue AR-Vorsitzende, der die Entwicklung des Platzes Speyer im Detail kennt. Schließlich war Vogel als Prokurist und „Assistent“ Beyers am Projekt Landebahnausbau direkt beteiligt.

Strukturelle Neuausrichtung

Der Zusammenführung von FSG und FSL soll dann auch die strukturelle Neuausrichtung der Flugplätze in der Rhein-Neckar-Region folgen, sind sich Beyer und Vogel einig. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Mannheim (Linienbetrieb), Worms (Flugschulen) und Speyer (Geschäftsflieger) hat inzwischen begonnen (wir berichteten). „Momentan ist das eine Kooperation, auch eine gemeinsame Gesellschaft ist denkbar“, sagen drei Luftfahrt-Experten. Spätestens dann würde sich die Gesellschafter-Struktur ändern (müssen). Ein idealer Zeitpunkt zum Ausstieg der IHK, „deren Aufgabe es ohnehin nicht sein kann, Flugplätze zu betreiben“, betont Beyer, verweist jedoch auf die einschlägige Rechtsprechung, die das zum Erhalt der Infrastruktur doch erlaubt. Auch bis diese neue Struktur steht, dürften fünf Jahre ins Land gehen, glaubt Vogel. Immerhin seien zwei Landesregierungen und zwei Luftämter zu beteiligen. Vogels Amtszeit ist nicht limitiert. 2022 stehen Neuwahlen für das IHK-Präsidium an. Dann werde auch über die Beteiligung am Flugplatz neu entschieden. Er könnte sich das Jahr als Schlusspunkt vorstellen. Länger wäre es nach seinem Konzept auch nicht mehr notwendig.

Kein Linienflug in Speyer

„Linienflug wird es in Speyer nicht geben“, versichert das Trio. Das sei nie gewollt gewesen, das gebe auch die Betriebserlaubnis gar nicht her. „Wir halten uns da strikt an den Planfeststellungsbeschluss“, unterstreicht Beyer, der diesen 2008 aus der Hand des damaligen Landes-Wirtschaftsministers Hendrik Hering (SPD) erhalten hat. „Terminal und Platz sind dafür auch nicht gebaut.“ Bis 2012 will Vogel noch an drei Stellen entscheidend weiter sein: beim neuen GPS-gestützten Anflugverfahren, bei zusätzlichen Ansiedlungen am Platz und bei der Weiterqualifizierung des Personals.

x