Speyer Speyer: Deshalb wird die Salierbrücke voll gesperrt

Von oben: Der Belag hat gelitten, die Abgrenzungen zu den Radwegen und die Geländer sind veraltet.
Von oben: Der Belag hat gelitten, die Abgrenzungen zu den Radwegen und die Geländer sind veraltet.

Bald ist sie für Autos, Motorräder und Lkw gesperrt: die Salierbrücke. Diese Folge ihrer auf 26 Monate angelegten Sanierung bewegt zahlreiche Bürger am stärksten. Warum das Ganze und warum mit der Vollsperrung?

Am Montag, 7. Januar, wird mit der Einrichtung der Baustelle für die Sanierung begonnen, wie Baudirektorin Karin Mihatsch vom Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe mitteilt. Zu den Vorarbeiten zählt sie das Aufstellen von Containern mit Büros und Aufenthaltsräumen für die Bauarbeiter, die Anlage von Lagerflächen und das Herstellen einer provisorischen Verkehrsführung.

Voraussichtlich Ende Januar Vollsperrung

Voll gesperrt wird die 1955/56 gebaute Brücke aber erst, wenn das Abfräsen der maroden Fahrbahnoberfläche ansteht. Nach Auskunft von Mihatsch steht Mitte Dezember fest, wann es damit so weit ist – voraussichtlich Ende Januar. Spätestens dann werden viele Verkehrsteilnehmer fragen: Muss das sein? Chef-Planerin Mihatsch nannte bereits im Juni bei Bürgerinformationsveranstaltungen als Hauptgrund für die Sanierung die mangelnde Tragfähigkeit der Brücke. Diese war bei einer „statischen Nachrechnung“ aufgrund eines Auftrags des Bundesverkehrsministeriums aus dem Jahr 2010 festgestellt worden. Für bundesweit rund 2200 Bauwerke sah das Ministerium die „höchste Priorität“ für eine solche Untersuchung gegeben – inklusive der B-39-Rheinbrücke, auch „Alte Rheinbrücke“ oder „Salierbrücke“ genannt. „Die Tragwerksdefizite sind leider nicht mit bloßem Auge zu erkennen“, sagt die Baudirektorin im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Ermittelt worden sei die nicht näher bezifferte Tragfähigkeit nach Vorgaben der „Richtlinie zur Nachrechnung von Straßenbrücken im Bestand“. Die Verstärkung der tragenden Brückenteile sei nötig, damit das Bauwerk wieder dem aktuellen Regelwerk entspreche, so Mihatsch. Geplant seien der Austausch der Lager zwischen dem Bauwerk und seinen acht Pfeilern sowie der Rückbau auf die Basis, um die tragenden Bauteile verstärken zu können.

Belastbarkeit eingeschränkt

Als weiteren Sanierungsgrund gibt Mihatsch Schäden durch Witterung und Verschleiß an, insbesondere an der Fahrbahn-Oberfläche. Der Asphalt des Bauwerks soll komplett erneuert werden – auf der 270 Meter langen Strombrücke und auf der 325 Meter langen Vorlandbrücke auf badischer Rheinseite. Außerdem werde die gegenwärtige, relativ niedrige Schutzeinrichtung aus Beton zwischen den Rad-/Fußwegen und der Straße durch 1,30 Meter hohe Planken aus Metall ersetzt und das Geländer sicherer gemacht. Weil der Rückbau auf die Brückenbasis und die Verstärkung der tragenden Teile nur mit einem Hängegerüst möglich sei, bringe die in zwei Abschnitten erfolgende Sanierung eine erhebliche Einschränkung der Belastbarkeit des 62 Jahre alten Bauwerks mit sich, erklärt die Expertin. Die eine, bloß 2,75 Meter breite Fahrspur, die neben einem Rad-/Fußweg stets freibleibe, könne daher nicht von Fahrzeugen mit einem Gewicht von mehr als 7,5 Tonnen befahren werden, betont sie. Dass trotz Vollsperrung Rettungsdienste und Shuttle-Busse auf der freien Seite passieren dürfen (wir berichteten), erklären die Planer des RP damit, dass sie die „Grundversorgung“ der Bürger sicherstellten. Mihatsch zufolge haben die Rettungsdienste erklärt, dass sie nur bei einer Befahrbarkeit der Brücke in beide Richtungen die per Gesetz vorgegebene Hilfsfrist bei Notfällen von 15 Minuten einhalten könnten. Das wäre nicht gewährleistet bei einer Einbahnstraßen-Regelung oder bei einer abwechselnden Freigabe für alle Fahrzeuge in beide Richtungen mittels Ampel; zu lange Wege und Wartezeiten wären die Folgen.

Kosten belaufen sich auf mehr als 10,3 Millionen Euro

Um die Vollsperrung zu signalisieren, sind Ampel- und Schrankenanlagen an den Brückenenden vorgesehen. Per Funksender könnten die Fahrer der Rettungsdienste und der Shuttles dann für freie Durchfahrt sorgen, kündigt Mihatsch an. Vorab werde ein Parkplatz mit rund 50 Stellflächen auf badischer Seite angelegt – auf einem Acker südlich der B 39. Gegen Projektende werde in dem Gebiet ein Regenwasser-Versickerungsbecken auf 2500 Quadratmetern gebaut. Denn die Entwässerung der Brücke in den Rhein und Auwald wie bisher sei verboten. Zuversichtlich ist die Baudirektorin, dass die geplante Projektdauer von 26 Monaten eingehalten wird: Ein Puffer für mögliche Verzögerungen sei einkalkuliert. Bei den bisher genannten Kosten von circa 10,3 Millionen Euro werde es dagegen nicht bleiben. „Es sind noch nicht alle Leistungen darin enthalten, zum Beispiel das Versickerungsbecken.“ Die Serie Im Januar startet die auf 26 Monate angelegte Sanierung der 1956 gebauten, 273 Meter langen Salierbrücke. In dieser Serie bis zum Beginn beleuchtet die RHEINPFALZ alle relevanten Aspekte und Betroffenheiten rund um das Vorhaben.

Von unten: Die tragenden Brückenteile müssen verstärkt werden.
Von unten: Die tragenden Brückenteile müssen verstärkt werden.
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