Speyer Spannendes Programm

Am Sonntag beginnt der Zykus der Meisterkonzerte der Pfälzischen Musikgesellschaft in Speyer in diesem Jahr. Drei Konzerte sind sonntags um 17 Uhr im Historischen Ratssaal. Federführend beim Programm sind wieder Alexia und Friedemann Eichhorn, die auch selbst musizieren werden.

Drei Konzerte für Speyer

Am 28. April um 17 Uhr heißt es „Rising Stars!“ mit internationalen Preisträgern auf der Geige, Schüler von Professor Friedemann Eichhorn an der Musikhochschule in Weimar. Beethovens Kreutzersonate, Paganinis La Campanella, Camille Saint-Saëns’ Rondo Capriccioso und weitere Werke erklingen. Larissa Cidlinksy, Elin Lolev und Stefan Zientek spielen Violine. Oksana Andriyenko spielt Klavier. Die Leitung hat Friedemann Eichhorn, der auch Violine spielt. Drei junge Geiger, die zu den außergewöhnlichsten Begabungen ihrer Generation gehören, stellen sich in Speyer vor. Sie wurden bei zahlreichen internationalen Wettbewerben mit Preisen bedacht und treten regelmäßig mit Orchestern im In- und Ausland auf. Am 30. Juni um 17 Uhr ist das Konzert „Flautissimi!“ mit Bachs Sonate G-Dur BWV 525, Schuberts Introduktion und Variationen D802, Francis Poulencs Sonate und anderen Werken. Der gebürtige Speyerer Pirmin Grehl gehört zu den herausragenden Flötisten der Gegenwart: ARD-Preisträger, Solofl ötist in Berlin und neuerdings Professor in Karlsruhe. Mit dem Speyerer renommierten Pianisten und Festivalleiter Stephan Rahn gibt er ein Programm mit einigen der wichtigsten Flötenkompositionen zum Besten. Am 6. Oktober um 17 Uhr heißt es „Gassenhauser!“, denn Beethovens Gassenhauer-Trio op.11 erklingt neben Robert Schumanns Adagio und Allegro, Johanna Senfters Suite Nr. 1 für zwei Violinen (mit CD-Vorstellung) und Mozarts Klavierkonzert C-Dur KV 415. Mozart bildet einen Schwerpunkt für den Pianisten Andreas Frölich: Die Klavierkonzerte und Solowerke hat er unzählige Male aufgeführt und auf zahlreichen CDs eingespielt. Er lehrt als Professor an der Hochschule Köln/ Aachen sowie an der Sommerakademie des Mozarteums Salzburg und ist als Solist und Kammermusiker weltweit unterwegs. Der Cellist Ramón Jaffé lehrt an der Musikhochschule Dresden und hat viele bedeutende Wettbewerbe gewonnen. Gemeinsam mit Alexia und Friedemann Eichhorn spielt er ein vielseitiges Programm, das in Mozarts C-Dur-Klavierkonzert in Kammerbesetzung gipfelt. „Alle Wege führen zu Brahms“ Geiger, Orchesterleiter, Pädagoge, Musikwissenschaftler: Der in Speyer aufgewachsene Friedemann Eichhorn, der an der Musikhochschule in Weimar lehrt, ist ein ungemein vielseitiger Künstler, der sich immer für ein breites Repertoire auch weit außerhalb des gängigen Kanons eingesetzt hat. Entdeckungsfreude gehört zu seinen hervorstechendsten Eigenschaften. So spielte er alle Violinkonzerte von Pierre Rode bei Naxos und für den SR jüngst das Violinkonzert von Fazil Say „1001 Nächte im Harem“ mit der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern ein. Bei der Wiener Firma „Paladino Music“ sind nun zwei CDs des 1971 geborenen Geigers erschienen, die mit einigen Ersteinspielungen sein Interesse an zumindest teilweise zu Unrecht vergessener Musik unterstreichen. So stellt er mit dem bedeutenden Kammermusiker José Gallardo die „Drei Romanzen“ op. 94 Robert Schumanns (in der Violinfassung) der d-Moll-Sonate von Brahms op. 108 gegenüber (Paladino CD pmr 0097). Dazu kommen, dies macht vor allem den Repertoirewert der auch klanglich überzeugenden Aufnahme aus, die Ersteinspielung der Sonate op. 71 von Arnold Mendelssohn (1855-1933) und die virtuose „Introduction und Allegro appasionato“ op. 38 des Wormser Komponisten Friedrich Gernsheim (1839-1916). Alle Wege gelangen (über Schumann) zu Brahms, so könnte man diese Programmkonzeption zusammenfassen. Dass das Werk von Arnold Mendelssohn heute kaum noch bekannt ist, liegt sicher nicht nur an seiner Verfemung in der Nazi-Zeit. Wäre Arnold Mendelssohns interessante C-Dur-Sonate nicht erst 1917 entstanden, hätte sie vielleicht die ihr zustehende Aufmerksamkeit erringen könnten. Die Musik wirkt etwas aus der Zeit gefallen. Die Brahms-Nähe ist unüberhörbar, obwohl Mendelssohn sich moderne Freiheiten im Harmonischen nimmt. Eichhorn und Gallardo gehen dies mit Vehemenz und klanglicher Differenzierung an. Eichhorn ist aber ein Geiger, der sich auch beim Kernrepertoire wie der d-Moll-Sonate von Brahms nicht verstecken muss. Mit dem ebenso impulsiv wie fein abgestimmt agierenden Pianisten hat er einen Partner auf Augenhöhe. Schlank und federnd ist das Spiel von Eichhorn, vorantreibend, kraftvoll in den Ausbrüchen. Musik von Johanna Senfter Die zweite Neuerscheinung ist der Komponistin Johanna Senfter (1879- 1961) gewidmet. Bei den Violinsonaten op. 26 und 32 handelt es sich um Ersteinspielungen (Paladino 2 CDs pmr 0101). Geboren wurde Johanna Senfter in Oppenheim, das ihr Lebensmittelpunkt blieb. Sie wurde von Max Reger in sein Kompositionsklasse in Leipzig aufgenommen. Dieser schätzte ihr kompositorisches Talent und förderte sie. Die A-Dur Sonate op. 26 entstand in den ersten Jahren des Ersten Weltkrieges, die in g-Moll op. 32 um 1918. Die Suiten im „alten Stil“ für zwei Violinen dürften in den späten 1930er- oder Anfang der 1940er-Jahre komponiert worden sein. Für die beiden Sonaten hat Eichhorn mit dem Pianisten Paul Rivinius einen renommierten Kammermusiker als Partner, bei den Suiten seine Ehefrau Alexia. Die Suiten zeigen sehr deutlich das Vorbild Regers – den Rückgriff auf ältere Formen ebenso wie in der polyphonen Ausgestaltung. Friedemann und Alexia Eichhorn gehen die Musik auf hohem spieltechnischen Niveau mit Spielfreude und stilistischer Sicherheit an. Die Kompositionen scheinen ihnen am Herzen zu liegen. Eichhorn hat sich intensiv mit dem Schaffen von Johanna Senfter befasst, beim Schott-Verlag auch an der Edierung ihrer Violinwerke mitgewirkt. Bei den beiden gewichtigen Sonaten verweist nicht nur der Klaviersatz oder die sehnsüchtige Einleitung des Kopfsatzes von op. 36 auf Brahms. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei der Tourist-Information Speyer (Telefon 06232 142392).

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