Speyer Rheinufer macht das Rennen

Neue Gedenkorte: Kohl-Grab im Adenauerpark (oben) und die Rheinpromenade (unten).
Neue Gedenkorte: Kohl-Grab im Adenauerpark (oben) und die Rheinpromenade (unten).

Ein kurzes Plädoyer von Claus Ableiter (BGS) für den Bauhof als „kleine, schöne Allee“ vor dem „Domhof“ – das war es auch schon, was noch an Widerspruch zu vernehmen war. In mehreren Sitzungen seit September hatten die Stadtpolitiker zwar ihre grundsätzliche Zustimmung zu einer Ehrung Kohls durchblicken lassen, aber noch für ganz verschiedene Orte geworben. Jetzt stimmten neben der SWG, die das Rheinufer im Vorjahr ins Spiel gebracht hatte, die CDU, FDP und fünf von sechs Grünen für diesen Vorschlag. Die SPD-Mehrheit, Ableiter sowie Owe Lorenz (Grüne) waren für den Bauhof, die zwei Linken-Vertreter und Karl-Heinz Weinmann (SPD) hoben für die Leiling-Allee die Hände. Die klare Mehrheit folgte damit dem Ergebnis einer Online-Umfrage, mit der die Stadt einem Ratsbeschluss entsprechend unter Bürgern ein Stimmungsbild ermittelt hatte. Wie berichtet, hatte dabei bei 1120 Teilnehmern im Februar das Ergebnis gelautet: 40,6 Prozent für die Rheinpromenade, 32,1 Prozent für den Bauhof, 5,5 Prozent für die Karl-Leiling-Allee und 21,7 Prozent für sonstige Vorschläge. Unter „Sonstiges“ habe es auch „relativ viele“ Einträge gegeben, „die nicht zur Belustigung beitragen“, sagte Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU). Sarah Schäfer-Mang (SWG) zeigte sich erfreut, „dass die Bürgerschaft das sieht wie wir“. Axel Wilke (CDU) lobte, dass nun ein „großer Staatsmann und Europäer“ in guter Lage am völkerverbindenden Rhein geehrt werde. Den Vorschlag, dies am Nationalfeiertag 2018 zu tun, hatten die Christdemokraten gemacht. Johannes Jaberg sagte für die Grünen, dass diese „relativ leidenschaftslos“, weil nicht durchweg von Helmut Kohls Leistungen überzeugt, aber im Sinne der Bürger votierten. Eger hatte klargestellt, dass mit dem Rheinufer der Bereich der Promenade von der Speyerbachmündung im Norden am „Flaggenmast“ vorbei bis zur Strandbar im Süden in Höhe der Jugendherberge gemeint ist. Postanschriften von Anwohnern, die dort auf „Leinpfad“ lauten, seien nicht betroffen. Da in bestimmten Bereichen zwei Wege parallel führen, soll künftig der dem Rhein am nächsten Liegende zum „Helmut-Kohl-Ufer“ gehören. Die konkrete Benennung mit dem Zusatz „Ufer“ statt „Promenade“ hatte – unwidersprochen – die CDU vorgeschlagen. Der aus Ludwigshafen stammende Kohl, Bundeskanzler von 1982 bis 1998, war im Juni 2017 verstorben und am 1. Juli am Rand des Adenauerparks zu St. Bernhard hin beigesetzt worden. Seine Grabstätte wird von der Familie wohl innerhalb der nächsten Monate in Absprache mit Stadt und Bistum endgültig gestaltet. Sie ist vielbesucht. Kohl hatte zu Speyer über viele Jahrzehnte eine enge Beziehung, war hier in Kriegszeiten als Schüler am Gymnasium, brachte später in seiner Kanzlerzeit zahlreiche Staatsgäste in den Dom und saß auch bis zu seinem Tod dem Kuratorium der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer vor.

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