Speyer „Perfektion ist mir ein Gräuel“

Bittet zum „Spackmaten-Tango“: Martin Bechler.
Bittet zum »Spackmaten-Tango«: Martin Bechler.

„Ein Tag zum Vergessen, ein Tag wie ein Schwein. Zum Töten zu rosa, zum Fressen zu klein“ – Fortuna Ehrenfeld singen auf Deutsch. Hinter dem Bandnamen stehen Sänger und Liedermacher Martin Bechler (Gitarre/Gesang), Paul Weißert am Schlagzeug sowie Jenny Thiele am Keyboard. Beim „7. Speyerer Liederfest“ sind sie am Samstag, 24. März, 20 Uhr, im Alten Stadtsaal zu Gast. Unsere Mitarbeiterin Antonia Kurz hat vorab mit Bechler gesprochen.

Wofür steht der Bandname „Fortuna Ehrenfeld“?

Für nichts. Sie wohnen ja in Köln-Ehrenfeld. Wir kommen alle aus der Gegend. Aber der Bandname steht nicht für Lokalpatriotismus. Er bedeutet wirklich einfach nichts. Werden Sie beim Konzert Lieder Ihres zweiten Albums „Hey Sexy“ spielen? Ich werde den Teufel tun und das jetzt verraten. Aber Sie werden mit Ihren Bandkollegen Paul Weißert und Jenny Thiele auftreten? Wir kommen mit tödlicher Sicherheit zu dritt. Mehr passen nicht ins Auto. Und ich kann auf keinen der beiden verzichten. „Hey Sexy“ ist Ihre zweite und aktuelle Platte. Geht es in Ihren neuen Songs vor allem ums Flirten? Ich kann mich an kein Lied erinnern, in dem es ums Flirten geht. Wir wollten einen möglichst bescheuerten Titel. Okay. Gibt es einen Lieblingssong auf der Platte? Nein, ich habe keinen Lieblingssong. Wir wollen auch nicht einfach die Lieder spielen. Wir würden sterben, wenn wir jeden Abend dasselbe herunterleiern müssten. Wir variieren unsere Songs von Abend zu Abend und entdecken dabei selbst Neues. Und diese Interpretationen passieren spontan auf der Bühne? Mir als Bandleader ist musikalische Perfektion ein Gräuel. Wir sprechen die Reihenfolge der Songs natürlich vor dem Auftritt ab, aber der Rest wird über Körpersprache kommuniziert. Und der Auftritt hängt auch vom Publikum ab. Inwiefern? Na ja, es ist ja etwas völlig anderes, vor einem leeren Saal zu spielen als vor einem, in dem sich 100 nackte Frauen befinden, die tanzen. Das ist gerade das Spannende, dass man nie weiß, wie die Reaktion ist. Vor kurzem haben wir an einem Kindergeburtstag gespielt, das war aufregend, weil man da überhaupt nicht wusste, was einen erwartet. Der Veranstalter spricht von „exzentrischem Auftreten“: Sie kommen in Federboa und Pyjama auf die Bühne. Weshalb? Warum frühstücken Sie morgens Spiegeleier mit Orangensaft? Weil Sie Bock darauf haben. Bei mir ist es genauso. Ich weise die Beschreibung „exzentrisches Auftreten“ von mir. Es ist Freude an der Kunst. Als Deutschpop für Erwachsene werden Ihre Lieder beschrieben. Wie würden Sie sich selbst einordnen? Ich habe keine Ahnung. Ich werde oft als „Singer-Songwriter“ charakterisiert, weil unsere Lieder sehr textlastig sind. Unsere Musik geht in viele Richtungen, sind laut und leise. Mir ist unsere Einordnung eh vollkommen wumpe. Man kann es „Spackmaten-Tango“ nennen. Den Begriff habe ich eben erfunden für Leute, die partout nicht ohne solche Einordnungen leben können. Ihre Lieder erzählen vor allem vom Alltäglichen. Politik ist kein Thema, das Sie interessiert? Nein, in meiner Welt möchte ich Kunst und Politik nicht vermischen. Politik ist für mich ein ernstes Thema. Kunst dagegen überhaupt nicht. Termin und Vorverkauf Vorprogramm: Nils Christan Wédtke. Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618 sowie der Internet-Adresse www.rheinpfalz.de/ticket.

x