Speyer Neues Speyerer Viertel: Einzug im September

Mit Blick auf Strom und Dom: Aussicht aus einem Penthaus im Quartier „Port-Side“.
Mit Blick auf Strom und Dom: Aussicht aus einem Penthaus im Quartier »Port-Side«.

An Quartier 1 auf dem Erlus-Gelände sind nur noch Restarbeiten zur erledigen - In vier Monaten Einzug in 57 Wohnungen

„Jetzt, wo das Gerüst weg ist, sehen Sie, dass die Fassade lebt. Was bisher wie eine undurchdringbare Wand wirkt, ist aufgebrochen.“ Steffen Rink, seit 2014 Projektleiter für das Vorhaben „Wohnen am Fluss“ des Investors Deutsche Wohnwerte Heidelberg, betont nicht zufällig gleich zu Beginn des Baustellen-Rundgangs die Optik des Bauwerks, das sich aus einem Solitärgebäude zum Rhein hin und aus einem Winkelgebäude zur Straßenseite hin zusammensetzt. Der 29-Jährige weiß um die aktuelle Debatte über den Eindruck des neuen Bauwerks. „Die Wand“ oder auch „der Riegel“ ist bei den Beobachtern des gewaltigen Neubauprojekts auf der bisherigen Industriebrache des ehemaligen Standorts der Erlus-Ziegelwerke teils heftig in die Kritik geraten. Zu hoch, zu wuchtig, wird geschimpft – auch beim RHEINPFALZ-Podium der Oberbürgermeisterkandidaten in der vorigen Woche. Rink will das nicht gelten lassen. Der Eindruck sei falsch. Das werde noch sichtbarer, wenn das zweite Quartier namens „Park-Side“ steht und erst recht, wenn alle fünf Quartiere erst einmal bebaut sind. „Jedes hat eine andere Optik. Bei Port-Side sind die bräunlichen Klinker und die versetzt angeordneten, tanzenden, je zehn Tonnen schweren Balkone die Besonderheit. Bei Quartier 2 die Vorsprünge, bei Quartier 3 namens ,Loop-Side’ werden Erker hervortreten. Jedes Quartier werde von anderen Architekten gestaltet. Noch etwas Einzigartiges bei dem Projekt.“ Das Büro BLK2 Böge Lindner Architekten-Partnerschaft in Hamburg ist für Quartier 1 verantwortlich. Wie mehrfach berichtet, entstehen auf dem 6,2 Hektar großen Baufeld für eine Investitionssumme von 135 Millionen Euro 310 barrierefreie Eigentumswohnungen. Unter den Gebäuden liegen jeweils Tiefgaragen. Die Garage unter „Port-Side“ bietet rund 80 Stellplätze. Erreichbar sind die Garagen und die Wohnungen über die neu erbaute Erschließungsstraße „Alte Ziegelei“. Sie verläuft auf dem Erlus-Gelände parallel zur Kirrmeier-Straße. „Keine Sorge. Hochwasser oder Grundwasser sind kein Problem“, sagt Rink, als er in der breiten Abfahrt zu den Stellplätzen steht. „Alle Häuser stehen in einer sogenannten weißen Wanne, das Ganze auf einer 60 Zentimeter dicken Betonplatte, und darunter liegt eine dicke, undurchdringliche Lehmschicht“, beruhigt der Projektleiter. „Die hält das Wasser ab. Erst wenn die durchstoßen würde, würde es sprudeln.“ Selbstverständlich gehen Aufzüge aus den Garagen in die Etagen mit den Wohnungen. „Barrierefrei vom Betreten des Gebäudes in die Wohnbereiche und dort natürlich auch, ist die Devise“ , verrät Rink. Zurück im begrünten Innenbereich. Die frisch gepflanzten Hecken im Grün zeigen, dass zu jeder Erdgeschoss-Wohnung ein Stück Garten gehört. Die Grenzen zum Nachbarn sind jedoch offen. „Wir wollen, dass hier Gemeinschaft entsteht. Ein Unternehmen ist von Anfang an für die Pflege des Grüns verantwortlich. Eine externe Hausverwaltung kümmert sich um alle anderen Fragen“, erläutert Rink. 70 Prozent der Wohnungen seien weg. Im Haus „Park-Side“ nebenan mit seinen 73 Wohnungen ebenso. „Das ist eine gute Quote. Die Nachfrage ist weiter hoch. Für Quartier 3 und 4 stehen wir kurz vor Einreichen der Bauanträge“, sagt Rink. Ziel sei, jedes Jahr mit einem Quartier fertig zu werden. „Ende 2021/Anfang 2022 soll das Projekt komplett abgeschlossen sein“, lautet nach wie vor der Zeitplan. Es gebe keinen Grund, daran zu zweifeln. Zufrieden ist der Manager auch mit dem Bewohner-Mix. „Wir haben junge Familien und den Winzer von der Haardt, der den Betrieb aufgegeben und ein Penthaus gekauft hat“, so Rink. „Die Filetstücke, die Penthäuser, sind alle weg.“ Er weist den Weg in das Winkelgebäude und dort in ein solches 120-Quadratmeter-Penthaus. Fliesen im warmen, braunen Ton der Klinker draußen liegen auf der Treppe. Ein Handlauf aus Holz krönt das Geländer. Alles riecht neu. In der Wohnung sind durchweg Parkett und Fliesen verlegt. Die Heizung steht auf voller Leistung. Alles muss trocknen. Der Blick vom Balkon ist eindrucksvoll: Da der Dom, da der Rhein, da das Nachbarhaus. „Es gibt im ganzen Ensemble nur zwei bis drei Wohnungen, aus denen der Rhein nicht zu sehen ist“, betont Rink. Auch das ist eine mit Blick auf den Neubau laut gewordene Kritik. Von hier oben aus sind einige der 150 Arbeiter auf der Baustelle am Haus nebenan gut zu beobachten. Die Fenster sitzen schon. „Ein Trupp Portugiesen stellt den Rohbau. Der hat auch Port-Side schon gebaut. Sie machen fantastische Arbeit“, sagt Rink. Andere Gewerke würden an regionale Firmen vergeben. Rink nennt die Namen Merz, Schlör & Faß. Das sei das gültige Prinzip der für den Bau verantwortlichen Arbeitsgemeinschaft der Firmen Zech-Bau und Heberger. Aber es gibt auch Ausnahmen. Etwa die Klinkerbauer aus Norddeutschland. 20.000 Steine haben sie einzeln an die Fassade von Port-Side gemauert und verfugt. Die ersten Paletten „Klinker, weiß“ für „Park-Side“ sind gerade eingetroffen. Just in time. Rechtzeitig für das Verarbeiten. Auch so ein verbindliches Prinzip auf dem Erlus-Gelände.

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