Speyer Neue Windräder in Schwegenheim: Montage in luftiger Höhe

Oben angekommen: Jetzt muss das 66 Meter lange Rotorblatt in die dafür vorgesehene Öffnung. Dabei hilft ein Arbeiter in gelber W
Oben angekommen: Jetzt muss das 66 Meter lange Rotorblatt in die dafür vorgesehene Öffnung. Dabei hilft ein Arbeiter in gelber Warnweste.

Am Donnerstag hat der Kran die ersten Rotorblätter nach oben gehievt, wo sie von Monteuren in 150 Metern Höhe verschraubt wurden.

Langsam, aber stetig bewegt sich das Rotorblatt nach oben. Wer nicht zum Montage-Team gehört, darf sich nur aus sicherem Abstand anschauen, wie der riesige Kran das 66 Meter lange Bauteil anhebt. Aus mehreren hundert Metern Entfernung ist es kaum zu glauben, dass einer der drei Flügel des Windrads knapp 20 Tonnen auf die Waage bringt. „Wir machen hier Einzelblattmontage“, erklärt Bauleiter Oliver Borger von der Firma Juwi beim Ortstermin. Es sei auch möglich, Nabe und Rotorblätter schon am Boden zu montieren und dann als Ganzes in die Höhe zu ziehen. Die Vorgehensweise hänge hauptsächlich vom Kran ab, der eingesetzt wird. Die Windkraftanlagen seien in den vergangenen Jahren immer größer und leistungsfähiger geworden, erläutert Juwi-Sprecher Felix Wächter. Die drei benachbarten Türme des Windparks Schwegenheim 1, der 2006 eröffnet wurde, haben eine Nabenhöhe von rund 100 Metern und eine Leistung von 1,5 Megawatt. Die neuen Windräder sind bis zur Nabe 149 Meter und am höchsten Punkt fast 220 Meter hoch, bei einer Leistung von fast 3,5 Megawatt. „Mit den neuen Anlagen kommt man in andere Windschichten. Sie sind so ausgelegt, dass sie auch schon bei geringeren Windgeschwindigkeiten Strom produzieren“, sagt Wächter.

Bau kostet rund 20 Millionen Euro

Jetzt ist der Rotorflügel oben angelangt. Die Rotornabe ist bereits auf dem Turm montiert. Dort sitzt auch das Team, welches das Bauteil nun beginnt zu verschrauben. Während es in die dafür vorgesehene Öffnung hineinmanövriert wird, sorgen am Boden weitere Arbeiter dafür, dass das Rotorblatt nicht unkontrolliert herumschwingt. Sie halten Seile in den Händen, die mit dem Bauteil verbunden sind. Sobald der Arbeitsschritt fertig ist, beginnt das Spiel von vorne und das nächste Rotorblatt wird nach oben gezogen. Am Ende des Tages soll das erste von vier Windrädern stehen. Der Strom wird nach Inbetriebnahme zum Umspannwerk zwischen Schwegenheim und Lingenfeld transportiert. Schon rund 1000 Windkraftanlagen hat die Wörrstadter Firma gebaut. Die Schwegenheimer Anlagen wurden von der dänischen Firma Vestas produziert, die auch die Montage übernimmt. Juwi übergibt die Windkraftanlagen seinerseits wieder an einen Betreiber, der im Schwegenheimer Fall noch nicht feststehe, wie der Unternehmenssprecher erläutert. Meistens bleibt die rheinhessische Firma für die Wartung zuständig. Der Bau der vier Anlagen koste rund 20 Millionen Euro, informiert Wächter.

Anlagen sollen bis Mitte Juni fertig sein

Einige hundert Meter von der Stelle entfernt, wo gerade Präzisionsarbeit beim Aufbau des ersten Windrads geleistet wird, liegen auf einem jetzt geschotterten ehemaligen Acker bereits die Teile für die nächste Anlage bereit. Aus der Nähe werden erst die riesigen Dimensionen von Turmsegmenten, Rotornabe und Getriebe deutlich. Das vier Meter tiefe Fundament ist bereits angelegt. Wenn der Kran mit der ersten Anlage fertig ist, wird er abgebaut und hierher gebracht. Dann werden die sechs Turmsegmente aus Stahl zusammengesetzt, zuletzt kommen wieder Nabe und Rotorblätter nach oben. Bis Mitte Juni will Juwi mit allen vier Anlagen fertig sein. „Die jetzt geschotterten Flächen werden nach den Arbeiten renaturiert“, erklärt Wächter. „Außer der Kranstellfläche – für Wartungsarbeiten.“ Die Windkraftanlagen arbeiten vollautomatisch. Sensoren messen Windrichtung und -stärke. Von den Ergebnissen hängt ab, wie sich das Windrad ausrichtet und ob es abgeschaltet werden muss, weil der Wind zu stark weht. „Bei rund drei Metern pro Sekunde Windgeschiwindigkeit läuft die Anlage an, bei 22 Metern drehen sich die Rotorblätter aus dem Wind und die Anlage schaltet sich ab“, sagt der Unternehmenssprecher. Auf dem Rückweg durch die Feldwege ist das Kernkraftwerk Philippsburg in der Ferne zu sehen. Es versorgt rechnerisch die Hälfte aller Haushalte in Baden-Württemberg mit Strom. Die vier neuen Windkraftanlagen in Schwegenheim sollen einmal 7000 Haushalte versorgen. Im Vergleich fast nichts – doch wer den Kopf nach links dreht, sieht dort schon den nächsten Windpark bei Römerberg: Und Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist, wenn es zahlreich genug ist.

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