Speyer Neue Töne im alten Gemäuer

Ihnen gehört die Zukunft: Claudia Niekum, Nora Beisel und Leontina Klein (von links).
Ihnen gehört die Zukunft: Claudia Niekum, Nora Beisel und Leontina Klein (von links).

Das Speyerer Hans-Purrmann-Haus hat sich erstmals am Internationalen Museumstag beteiligt. Das diesjährige Motto „Netzwerk Museum: Neue Wege, neue Besucher“ haben die Veranstalter kongenial aufgegriffen. Umgeben von Malerei des 20. Jahrhunderts haben die Liedermacherinnen Nora Beisel, Leontina Klein und Claudia Niekum gestern ihr erstes gemeinsames Konzert vor begeistertem Publikum gegeben.

In der guten Stube des Purrmann-Hauses herrscht Platzmangel. Mehr Frauen als Männer sind gekommen, um zuzuhören, wie junge Frauen die Welt sehen und besingen. Beisel ist mit 21 Jahren die alte Häsin unter ihnen. Sie hat das Lied auf Schildkröte „Ina“ dabei, fährt mit den Zuhörern „Durch Berlin bei Nacht“ oder singt vor, dass sie lieber ihren Schweinehund ermorden und – erstmal raus aus der Tür – ein Pinguinbaby schlüpfen sehen als „Cello spielen“ will. Das Publikum hängt an den Lippen der Römerberger Sängerin, als sie ihr sehr persönliches Anti-Kriegs-Lied „Danach“ intoniert. Drei Gitarren hat Beisel mitgebracht. „Unplugged“ wie alles andere auch setzt sie einem kleinen Leuchtturm im fernen Amerika ein Denkmal und beschreibt die eigene Mutter als die, auf die immer Verlass ist. Mit dem wunderschönen Liebeslied „Wasser und Wind“ verabschiedet sich Beisel für diesen Tag. Vielleicht ist sie schon am Südpol und schaut Pinguinbabys beim Schlüpfen zu. Aber sie kommt ja zurück. Das hat sie versprochen. Verlässlichkeit ist auch ein musikalisches Thema für Klein. Ihr Lied an die Freundin erzählt davon. Vieles habe sich zum Negativen verändert, so das Gefühl der Sängerin, Gitarristin und Pianistin nach 16 Lebensjahren. In „Weißt Du noch?“ singt sie vom Treffen, Telefonieren und Briefeschreiben und ein paar Lieder weiter: „Echte Seiten kann Dir keiner mehr nehmen.“ Lustig anzuhören ist dagegen „Schnitt, Klappe, Song und Aus“ über ihr Leben als TV-Wettbewerbskandidatin und Web-Reporterin am Set. Seit drei Jahren erobert Niekum die Bühnen in und um Speyer herum – mit einer für eine 16-Jährige absolut reifen Stimme. Sie singt eigene Lieder und Cover-Versionen wie „Zombie“, einen Hit der irischen Rockgruppe „Cranberries“. Niekum lebt den Groove, sie begleitet sich mit der Gitarre wie eine, die seit Jahrzehnten nichts anderes tut. Ihre ausschließlich englischen Texte über Liebe, Leid und Sehnsucht nehmen ihr die Zuhörer ab. Niekums Musik hat nichts mit Massengeschmack zu tun. Dazu ist sie viel zu individuell. Ihre Lieder sind ehrlich und hautnah. Die, die ihr zuhören, hoffen am Ende jedes Liedes, dass es noch nicht das letzte ist. Zum Abschied verbeugen sich drei junge Musikerinnen mit „Hallelujah“ vor Altmeister Leonhard Cohen. Die Zukunft aber gehört ihnen.

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