Speyer Naschen ohne Reue

Große Musikhits auf Pfälzisch hat Hannah Guth mit ihrer Band am Samstagabend im Speyerer Zimmertheater präsentiert – und damit für ausgelassene Stimmung gesorgt.

Edith Piaf, Elvis Presley und Ella Fitzgerald: Hannah Guth verkörperte sie und versah ihre Werke mit eigenen Texten. Ob Chansons oder Jazz – jedes Genre setzte Guth perfekt um. Mit enormem Stimmvolumen und passender Körpersprache nahm sie die Zuhörer mit auf traumhafte Reisen und durch surreale Landschaften. Temperamentvoll-fetzig erzählte sie vom Luxus, den sie nicht benötigt. Denn „deine blauen Augen“ machen sie so sentimental, dass ihr alles Andere egal sei. Allerdings sahen die Wünsche nach Konsumgütern in einem Song nach der Melodie von „In The Ghetto“ anders aus; die Liste war lang, und sie fragte sich: „Is noch Geld do?“ Die Antwort lieferte der Kontoauszug: „’s is kä Geld do!“ Als Guth 14 Jahre alt war, entdeckte sie Edith Piaf für sich und übersetzte französische Texte in ihren Dialekt. Inbrünstig aus voller Kehle schmetterte sie ihre Leidenschaft in den Raum ohne zu bereuen – begleitet von Schlagzeugerin Roswitha Flury, die das Quartett rhythmisch-groovig unterstützte. Pianist Manuel T. Breiner trug Eigenkompositionen, Interpretationen und harmonische Neudefinitionen bei, und Alexander Lehmann war zuständig für die tiefen Saiten. Verblüffend melancholische Texte („Ich kann nimmi greine“), aber auch verrückte – wenn sie mit ihrem Lover Valentin nachts Tango auf dem Küchentisch tanzen will – kredenzt die Sängerin. Als Krönung des Abends war „De Gutselstand“, die inoffizielle PfalzHymne, zu hören – auf Russisch, Türkisch, Französisch („Bon-Bon-Boutique“), Italienisch, Amerikanisch (Chewing-Gum-Stand) und Hochdeutsch (Bonbon-Stand). So zeigte die Band mit viel Esprit, dass das Pfälzische international einsetzbar ist und die Menschen glücklich macht.

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