Speyer Nach TV-Beitrag: Lebenshilfe Speyer optimiert Konzept

Stressbedingte Fehler niemals auszuschließen: Lebenshilfe-Vorsitzender Gerhard Wissmann.
Stressbedingte Fehler niemals auszuschließen: Lebenshilfe-Vorsitzender Gerhard Wissmann.

Sieben Monate nach der TV-Berichterstattung über Missstände in der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt blicken die Mitglieder nach vorne. Sie wollen ein Schutzkonzept für Bewohner und Mitarbeiter entwickeln, ambulante Betreuungsformen ausbauen und eine integrative Kindertagesstätte als Familienzentrum errichten.

Es war die erste Versammlung des Vereins nach im Februar veröffentlichten Vorkommnissen in einer Speyerer Wohngruppe. In TV-Beiträgen hatten es Vorwürfe gegeben, Mitarbeiter hätten Bewohner im Speyerer Wohnheim schikaniert und misshandelt. Mitglieder und Besucher waren am Dienstag zahlreich in die Dudenhofener Festhalle gekommen. Vorsitzender Gerhard Wissmann berichtete ausführlich über personelle und strukturelle Konsequenzen. Die besonderen Belastungen von Mitarbeitern ließ er dabei nicht aus.

Mitarbeiter mussten sich nach TV-Beitrag wochenlang "wütendem Mob" stellen

Drei Wochen lang hätten sie sich „dem wütenden Mob“ am Telefon stellen müssen, wies er auf Beschimpfungen direkt oder auf überfüllten Anrufbeantwortern hin. Viel Unwahres sei geschrieben und gesendet worden, betonte Wissmann. „Immer wieder Falsches richtig zu stellen, hätte uns vom Wesentlichen abgehalten“, sagte er. Stattdessen sei es darum gegangen, Schaden von den Bewohnern abzuwenden. Erklärungen und Stellungnahmen hätten „in einem nie vorstellbaren Ausmaß“ im Vordergrund gestanden. „So etwas darf sich nicht wiederholen.“ Der Vorsitzende berichtete von aktuell 989 Mitgliedern. Am 31. Dezember 2016 seien es 1004 gewesen. Acht Mitglieder seien unmittelbar nach der TV-Ausstrahlung aus dem Verein ausgetreten, weitere zehn wenig später. Seit März habe die Lebenshilfe vier Neumitglieder gewonnen, sagte Wissmann.

Kommunikationsstruktur optimieren

Auf neue Strukturen in der Lebenshilfe bezog sich auch Stefan Binder, kaufmännischer Leiter der Lebenshilfe gGmbH. Er will demnach das Beschwerdemanagement optimieren sowie offene Führungskultur und Kommunikationsstruktur etablieren. Geschäftsführerin Margarita Mayer schloss stressbedingte Fehler nicht aus: „Das ist so im Leben.“ Schritt für Schritt will sie eine Kultur gegenseitiger Unterstützung verankern. Um den Bedarf an Kita-Plätzen für behinderte Kinder zu stillen, plane die Lebenshilfe eine integrative Einrichtung inklusive Eltern-Begleitung, kündigte sie an. Schatzmeister Holger Kwasny belegte die solide finanzielle Situation des Vereins. Ihm sei auch dabei um eine gute Zukunft nicht bange. „Wir gehen von einer Zusammenarbeit aus“, sagte Wissmann zur von der Interessengemeinschaft Behinderter und ihrer Freunde (IBF) initiierten Gründung einer Fahrdienst-gGmbH. Gespräche liefen. „Wir prüfen, wie wir uns einbringen können“, so Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU) zum Stand der Dinge aus städtischer Sicht.

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