Speyer „Muss wohl mitlaufen“

Ohne sie lief gar nichts: Ilona und Herbert Kotter vor dem Stadthaus, wo immer die Siegerehrung beim Brezelfestlauf stattfindet.
Ohne sie lief gar nichts: Ilona und Herbert Kotter vor dem Stadthaus, wo immer die Siegerehrung beim Brezelfestlauf stattfindet.
Hätten Sie mal gedacht, dass es 30 Jahre werden? Herbert Kotter:

1988 reifte der Gedanke, etwas für das Stadtjubiläum zu tun. 1989 war ein Testlauf. Wir wollten es nicht drauf ankommen lassen. Nach 1990 sollte Schluss sein. Jetzt wollten wir die 30 voll machen. Wir haben drei Oberbürgermeister erlebt. Ilona Kotter: Sie haben sich immer um den Startschuss bemüht. Herbert Kotter: Die Innenstadt hat sich verändert. Keine Veranstaltung gibt es so lange. Wie sind Sie dazugekommen? Ilona Kotter: Von Anfang an war ich nicht aktiv, erst seit 20 Jahren. Es war die Angelegenheit des TSV, von der Abteilung. Ich habe es wegen meines Mannes gemacht. Später habe ich eigene Ideen eingebracht wie Online Banking. Ich bin für die Voranmeldung verantwortlich. Herbert Kotter: Und das ist Arbeit. 70 Prozent der Teilnehmer sind Voranmeldungen. Es entwickelte sich mit den Teilnehmern. Irgendwann hat sie gesehen, eben wird’s schwierig, hat die Ärmel hochgekrempelt. Haben Sie mal an Aufhören gedacht? Herbert Kotter: Überhaupt nicht. Ilona Kotter: Einmal war er krankheitsbedingt mal nicht so topfit. Herbert Kotter: Es gilt schon viel zu bewältigen. Es ist ja nicht nur der Laufsonntag. Ilona Kotter: Die Schreibarbeit kommt hinzu. Es müssen Anträge gestellt werden. Was war am schönsten? Ilona Kotter: Ich habe in der Regel viele nette Leute kennengelernt, auch Prominente. Für mich sind aber alle gleich. Der Oberbürgermeister aus der polnischen Partnerstadt war mit einer ganzen Delegation da. Ich kann minimal polnisch und habe sie begrüßt. Da haben sie sich gefreut. Ich kann Wünsche erfüllen wie bei Michel Gagne, der bei jedem Lauf dabei war und deshalb die Startnummer eins bekommt. Herbert Kotter: Das ist unser Pfund. Wir haben ein wunderbares, gemeinsames Auskommen. Eine Agentur will Geld verdienen. Eine solche Veranstaltung hat es nicht gegeben. Sie wird von Läufern, Betrieben, Familien angenommen. Wir haben schon einen Firmenlauf gemacht, da gab es das noch gar nicht. Das ist eine kleine Erfolgsgeschichte. Ein Reiseunternehmen aus Hessen hat mal mit unserem Lauf geworben, und aus den USA kam eine Postkarte der Anerkennung. Wann sind Sie zuletzt mitgelaufen? Ilona Kotter: Ich bin keine Läuferin. Wir gehen aber viel durch Speyer oder fahren mit dem Bus. Aber abgelaufen bin ich die ganze Strecke nie. Herbert Kotter: Anfangs bin ich mitgelaufen und zu Beginn des Jahrtausends noch mal. Da habe ich einfach die Beine nicht hochbekommen. Die Organisation kostet Kraft. Da habe ich mir gesagt, ich mache lieber eins gescheit. Wann fallen endlich mal wieder die Streckenrekorde? Herbert Kotter: Sie sind hochkarätig. Es bedarf schon guter läuferischer Leistung, da ranzukommen. Am Rekord war uns aber nie gelegen. Wir verpflichten auch keine Kenia-Läufer für Geld. Das habe ich einmal versucht. Angesichts der Kosten war es nie mehr ein Thema. Unser Ziel ist, dass die Eltern laufen und die Kinder klatschen, oder die Großeltern den Enkeln. Ilona Kotter: Wenn Spitzenläufer starten, haben die anderen Angst, dass sie sich blamieren. Unser Lauf ist auch für die, die nicht jedes Wochenende laufen. Gibt es auch Helfer, die seit 30 Jahren dabei sind? Herbert Kotter: Es gibt einige, die schon lange dabei sind. Vorsitzende, Mitglieder. Abteilungsleiterin Rosalinde Mayer-Schopp war auch damals schon in dieser Funktion. Wird anschließend gefeiert? Ilona Kotter: Ein bisschen größer wird’s diesmal schon. Aber ein Helferfest in der Vereinsgaststätte haben wir immer gemacht, diesmal nach den Ferien. Was machen Sie am Brezelfestsonntag 2019? Ilona Kotter: Ich weiß nicht, welche Gefühle ich dann habe. Ich glaube aber nicht, dass wir Urlaub machen. Es wird schon etwas fehlen. Es nimmt aber auch eine Last. Herbert Kotter: Beim TSV gibt es Neuwahlen. Wenn ich in einem Amt bleibe, fürchte ich, dass ich beim Umzug mitlaufen muss. Bisher konnte ich mich immer drücken. Zur Person Herbert Kotter (71) war selbst erfolgreicher Mittelstreckler. Er ist stellvertretender Vorsitzeder des TSV Speyer. Mit Ilona (68) ist er seit 49 Jahren verheiratet.

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