Speyer „Leuten sagen, um was es geht“

Referent beim CDU-Neujahrsempfang: Claus Hipp.
Referent beim CDU-Neujahrsempfang: Claus Hipp.

Unterhaltsam, gespickt mit vielen Anekdoten, erzählte Claus Hipp am Donnerstagabend seinen und den Werdegang der Firma, die viele persönliche und geschäftliche Kontakte in die Pfalz hat und, wie der 80-Jährige versicherte, auch pflegt. Der pfälzische Öko-Landbau spielt im Hipp-Konzern eine große Rolle, in der Pfalz ist immer Beginn der Erntesaison. Eine Schwägerin aus Ottersheim, ein Großvater aus Mundenheim sind familiäre Verbindungen. Die Familie spielt in Hipps Vorstellung von Unternehmensführung eine große Rolle. Auch als weltweit agierender Konzern ist der Hersteller von Babynahrung fest in Familienhand, Claus Hipp der Patriarch. Für seine rund 3500 Mitarbeiter biete er „gerechten Lohn für gerechte Arbeit“; von Unternehmensanteilen für Mitarbeiter hält er nichts. „Keine Experimente, die schon im Kommunismus schiefgegangen sind. Ich bin für die Freiheit des Eigentums.“ Gleichwohl respektiere er auch die Freiheit des gewerkschaftlichen Arbeitskampfes, „auch wenn’s nicht immer schön ist“. Die aktuell immer wieder auftauchende Forderung nach bedingungslosem Grundeinkommen passt nicht in Claus Hipps Welt. Dennoch, eine gewisse Absicherung müsse sein, hungern solle niemand, räumt der Unternehmer ein. Kernthema seines Vortrages ist seine Lebensphilosophie, die er auch auf seine Unternehmen übertragen sehen will. Er hält es mit Pestalozzi und seinen Thesen von der Lebensausrichtung nach Haupt, Hand und Herz. Das Haupt stehe für Geist. Es sei nicht sinnvoll, die Köpfe junger Leute mit Spezialwissen so vollzustopfen, dass kein Platz zum Denken bleibe. Hand stehe für Geschick. „Jeder weiß wie’s geht, keiner kann’s.“ Hipp fordert mehr Achtung vor Menschen, die praktisch veranlagt und kreativ sind. Und letztlich Herz stehe für anständigen Umgang miteinander. Diesen anständigen Umgang vermisse er allerdings öfter bei Medien, die in regelrechten Kampagnen Menschen ruinierten – als Beispiel nennt er den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Sagt aber auch: „Wir müssen uns alle stark machen, wenn Truppen von gestern mit Wirtshausparolen auf Stimmenfang gehen.“ Man könne gar nicht genug tun, um junge Leute aufzuklären, damit das, was in der Nazi-Zeit passierte, nicht noch einmal passiert. Allerdings, so erzählt er schmunzelnd, sei es mit der Anständigkeit nicht immer so einfach, wenn man es mit fremden Kulturen zu tun habe. In Russland sei seiner Firma ein nagelneuer Zaun nachts abmontiert und auf dem Grundstück eines Polizisten gefunden worden. Was tun? Der Polizist bekam ein beachtliches Geschenk als Dank dafür, dass er den Zaun für die Firma gesichert hat; die Firma bekam ihren Zaun wieder. Wie er es denn mit der Digitalisierung halte, wollte ein Besucher von Hipp wissen. Der will die Vorteile natürlich nutzen, „wir können nicht im 19. Jahrhundert leben“. Aber man müsse auch lernen, in der Datenflut Wichtiges von Unwichtigen zu unterscheiden. Und davon hat er seine eigene Vorstellung: „Wichtige Briefe schreibe ich mit der Hand.“ Die seien kürzer, gezielter, treffender als alles Diktierte oder Getippte. „Man muss den Leuten sagen, um was es geht.“

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