Speyer Leiter der städtischen Wohnungsbaugesellschaft geht in Ruhestand

Ruhebank: ein seltener Sitzplatz für Alfred Böhmer.
Ruhebank: ein seltener Sitzplatz für Alfred Böhmer.

23 Jahre lang hat Alfred Böhmer die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewo geleitet. Zum Monatsende geht er in den Ruhestand und wird von Oliver Hanneder abgelöst. Er zieht zufrieden Bilanz. Sein Nachfolger werde teilweise andere Schwerpunkte haben, ist Böhmer überzeugt.

Er solle am morgigen Donnerstag pünktlich um 15 Uhr in der Quartiersmensa Q+H sein. 120 Personen hätten sich angemeldet. Viel mehr weiß Alfred Böhmer nicht über die für ihn geplante Abschiedsfeier. Er lasse es auf sich zukommen, sagt er. Er wird um spontane eigene Beiträge nicht verlegen sein, wissen die Speyerer, die den Neustadter an der Gewo-Schaltstelle kennen. Böhmer, der sich mit 65 Jahren in den Ruhestand verabschiedet, ist nicht nur als „Vermieter“ von einem Fünftel der Speyerer im großen Wohnungsbestand der Gewo ein bekannter Mann, sondern auch, weil er immer kreativ ausgetestet hat, was eine solche städtische GmbH leisten kann.

Nicht nur Wohnungen verwlaten und bauen

„Ich habe im Stadtrat erst mal berichtet, dass eine solche GmbH nicht nur Wohnungen verwalten und ab und zu mal bauen kann“, erinnert er an die Anfangszeit. Stadtentwicklung, Konversion und Sozialprojekte gehörten bald stärker als zuvor zum Gewo-Portfolio. „Ich habe Glück gehabt, dass Werner Schineller mir gewisse Freiheiten gegeben hat“, sagt Böhmer über den Oberbürgermeister, der ihn die längste Zeit als Aufsichtsratschef begleitet hat. Es habe auch mal „geknirscht“, sagt er mit Bezug etwa auf den Kulturhof als eines seiner ersten Projekte, als er einen „Betonklotz“ durch eine bessere, jedoch am Anfang ebenfalls umstrittene Lösung verhindert habe.

Viel Modernisierung von 60er- und 70er-Jahre-Bauten

Die Entscheidung, zwei 13-stöckige Hochhäuser im „Waldviertel“ in Speyer-Nord abzureißen, sei für die Soziale-Stadt-Projekte wegweisend gewesen. Beim Konversionsprojekt Normand-Kaserne sei trotz einiger Anlaufschwierigkeiten eine „ganz gute Lösung“ gefunden worden, mit der Quartiersmensa Q+H in West sozial viel bewirkt worden. Ansonsten dominierte die Modernisierung von 60er- und 70er-Jahre-Bauten. Neubau werde unter seinem Nachfolger Hanneder an Bedeutung gewinnen, so Böhmer. Das habe damit zu tun, dass erst vor wenigen Jahren die Förderung für sozialen Wohnungsbau wieder besser geworden sei.

Gewo-eigene Flächen stärker nutzen

Die Weichen seien gestellt, betont Böhmer. Die Nachverdichtung mit 36 Wohnungen in drei Häusern zwischen Gewo-Blöcken in West sei da Vorreiter. Auch anderswo werde die Gewo ihre eigenen Flächen stärker nutzen als heute: „Wir sitzen in der Grundstücksfalle, uns bleibt nichts anderes übrig.“ Im Waldviertel wird ein Nachverdichtungsvorhaben mit einer Neuordnung der Rettungswege vorbereitet, an der Dudenhofer Straße hat die GmbH mit dem Kauf der ehemaligen Gaststätte „Zur Erholung“, zu der heutige Gewo-Gärten kommen sollen, die Voraussetzungen für einen Block mit 16 bis 20 Wohnungen und acht bis zehn Reihenhäuser zum Vermieten geschaffen, wie der Firmenchef berichtet.

Nachfolger könnte mehr mit Neubauten zu tun haben

Böhmer ist Kaufmann, der aus dem hessischen Marburg kommende Nachfolger Hanneder (49) Architekt – das passe gut für eine Phase, in der Neubautätigkeit wieder eine größere Bedeutung bei der Gewo erhalten werde, so Böhmer. Für 400 neue Wohneinheiten in den nächsten zehn Jahren habe der Aufsichtsrat schon grünes Licht gegeben, der Bedarf sei da. Es dürfe aber nicht „einfach drauflos gebaut werden, sondern es muss auch gewährleistet sein, dass die erforderlichen Mietpreise sich auch in zehn Jahren noch durchsetzen lassen“, so Böhmer.

Im Ruhestand Orgelunterricht nehmen

Diesen Rat gibt er noch, ab März werde er nur noch auf Wunsch seinen Nachfolger beraten, so Böhmer. Er freue sich auf die Zeit als Pensionär, wolle privat umziehen und seine Hobbys Foto, EDV und vor allem Musik pflegen. Er werde Orgelunterricht nehmen, kündigt der Querflöte- und Saxofon-Virtuose mit Ausbildung am Konservatorium an.

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