Speyer „Lächeln beim Laufen“

Rät zum Laufen in der Gruppe: Saskia Helfenfinger-Jeck.
Rät zum Laufen in der Gruppe: Saskia Helfenfinger-Jeck.
«Ludwigshafen.» Frau Helfenfinger-Jeck, worauf sollte ein Breitensportler achten, wenn er jetzt wieder in der Natur mit Sport beginnen will?

Ganz wichtig ist in meinen Augen, dass jeder ab 35 Jahren mit einem ärztlichen Check-Up beginnt. Dann sollte man vorsichtig und nicht überstürzt starten. Anfangs ist häufig ein Wechsel zwischen Laufen und Walken eine erfolgreiche Methode, um sich ans Joggen heranzutasten. Das heißt, jeder, der noch nicht genug Kraft und Luft hat, direkt los zu joggen, der sollte erst einmal mit dem Walken beginnen? Genau. Ich empfehle kurze Intervalle, also zum Beispiel zwei Minuten Laufen, zwei Minuten gehen und das dann sechs, sieben Mal hintereinander. Das ist ein guter Einstieg, um sich schrittweise ans längere Laufen zu gewöhnen. Was sollte ein Breitensportler im Vorfeld beachten? Generell empfehle ich vor dem Laufen ein leichtes Mobilisationstraining. Nach acht Stunden Arbeit ist der Körper eingerostet und das Warm-Up bereitet den Körper auf die folgende Belastung vor und schützt vor Verletzungen. Wie warm sollte sich ein Sportler anziehen? Das ist häufig ein Problem. Viele Sportler sind zu warm angezogen. Es gibt eine Faustregel, die besagt: Wenn man losläuft, sollte man leicht frösteln, denn spätestens nach den ersten Minuten wird einem schnell warm. Gibt es Materialien, die ungeeignet sind fürs Laufen oder spezielle Laufkleidung? Das Allerwichtigste beim Einsteiger ist nicht die Kleidung, sondern der Laufschuh. Natürlich ist es schön, wenn der Sportler die laufspezifische Funktionskleidung hat, aber wenn man mit dem Laufen beginnen möchte, tut es zu Beginn notfalls auch erst einmal ein Baumwoll-Shirt. Stichwort Schuhe: Es heißt häufig, man sollte zwei paar verschiedene Laufschuhe haben. Ist das korrekt? Ja und nein. Ein Laufeinsteiger benötigt erst einmal nur ein Paar gute Schuhe. Laufschuhe generell sind eine individuelle Sache. Wichtig ist es, dass man die Laufschuhe in einem Fachgeschäft kauft. Wer drei- bis viermal die Woche läuft, der sollte idealerweise zwei, drei verschiedene Modelle haben. Da bekommt der Fuß jedes Mal einen anderen Reiz und das beugt Verletzungen vor. Woran erkennt der Laie, ob ein Laufschuh gut oder schlecht ist? Neben einer kompetenten Beratung sollte der Läufer auf sein Bauchgefühl hören. Es gibt in den Fachgeschäften auch sogenannte Laufanalysen. Sind diese hilfreich? Um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, ist eine Laufanalyse sicherlich nicht schlecht. Wenn man dann läuft, gibt es einen Spruch: Man soll nur so schnell laufen, dass man sich noch unterhalten kann. Ist das ein Orientierungspunkt? Ja durchaus. Wenn ich mit meinen Anfängern starte, gebe ich ihnen den Ratschlag: Unterhaltet euch miteinander, erzählt euch eure Lebensgeschichte. Redet, redet, redet – das ist für den Einsteiger das Richtige. Zum einen, weil der Läufer dann garantiert nicht zu schnell unterwegs ist und zum anderen, weil die Zeit so im Fluge vergeht. Und ganz wichtig: das Lächeln beim Laufen nicht vergessen. Dadurch verbessert sich die Laufökonomie und der Sportler erlebt weniger Anstrengung. Beides ist durch Studien wissenschaftlich belegt. Ist es für einen Breitensportler ratsam, mit einer Pulsuhr zu laufen? Nicht unbedingt. Wie schon erwähnt: Kann sich der Sportler beim Laufen noch unterhalten, überfordert er sich sicherlich nicht. Ich setze allerdings gerne auch schon bei Anfängern die Laktatdiagnostik ein, denn dann können wir von Anfang an die richtigen Trainingszonen bestimmen und so den Läufer vor Überlastung schützen. Laktatdiagnostik bedeutet, vereinfacht ausgedrückt, herauszufinden, wann der Muskel übersäuert, also wo ist die Grenze zum Muskelkater. Braucht so etwas ein Breitensportler wirklich? Denn zu Beginn geht es doch darum, irgendwann eine längere Strecke am Stück zu laufen. Hier gibt es verschiedene Szenarien, die ich als Trainerin häufig erlebt habe. Beispiel: Ein Sportler kommt zu mir, sagt, dass er schon drei bis vier Kilometer ununterbrochen laufen könne, sich aber weder sportlich noch gewichtsmäßig etwas tut. Dann können wir mithilfe der Laktatdiagnostik die Trainingsbereiche festlegen, in denen der Sportler trainieren soll, um sein persönliches Ziel zu erreichen. Ist es für einen Anfänger ratsam, einfach loszulaufen oder besser in einer Laufgruppe? Ich empfehle eine Laufgruppe. Da ist eine andere Motivation da und außerdem spielt die Gruppendynamik eine ganz wichtige Rolle. Idealerweise absolviert man einen Laufkurs bei einem erfahrenen Lauftrainer, der das Knowhow vermittelt. Und wenn das alles noch in einer Gruppe geschieht, dann ist die Garantie da, dass dies eine langfristige Geschichte wird und keine Hauruck-Aktion. Die dauerhafte Bindung ans Laufen ist ja das, was erreicht werden soll. Wo kann man sich informieren, wo es hier in der Region Laufgruppen gibt? Auf der Internetseite www.lu-laeuft.de beispielsweise finden Interessierte Laufveranstaltungen sowie Lauf- und Nordic-Walking-Treffs.

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