Speyer Kunstvoll und triumphal

Hohe Begeisterung entfachte das jüngste Konzert der Reihe „Cantate Domino“ mit Chormusik von Heinrich Schütz und dessen kunstvollen Sologesängen zur Passionszeit am Samstagabend im Speyerer Dom. Die Dommusik war aus Anlass der zehnjährigen Bischofsweihe Karl-Heinz Wiesemanns in großer Besetzung mit ihrem Gesamtchor unter Domkapellmeister Markus Melchiori und mit Domorganist Markus Eichenlaub im Einsatz.

Schütz hat bei seinen Italien-Aufenthalten viel von der dortigen, klangvollen Mehrchörigkeit der Gabrielis profitiert. Diese sequenzreichen, chorischen Wechselfolgen bildeten den roten Faden von Melchioris einstündigem Programm „Maior omni laude – Größer als alles Lob“. In frischer Belebung und präziser metrischer Akzentuierung begann der 70-köpfige Gesamtchor – bestehend aus Domchor, Domsingknaben und Mädchenchor – mit dem mehrteiligen Psalm-Konzert „Lobe den Herrn meine Seele“. Pointiert verfolgte Melchiori die wechselnde Rhythmik, kultiviert lagerte er die Sologesänge ein. Schwungvoll vorwärts weisend erlebte man die freudige Motette „Also hat Gott die Welt geliebt“. In ihr waren die Einzelstimmen ausgewogen verteilt, mit Elan wurden die Aufschwünge angegangen. Feinsinnige Ausschmückungen waren dann noch in dem Schütz’schen Matthäuspassionschor „Ehre sei dir Christe“ herauszuhören. Freudige Intonationskraft mobilisierten die Domchöre auch in Schütz’ abschließendem Deutschen Magnificat, bei dem der wiederum prompt gelingende Wechselgesang auch in der Chor-Aufstellung äußerlich sichtbar gemacht war. Vokale Kunstfertigkeit von Schütz war auch aus seinen Geistlichen Solokonzerten herauszuhören. Hier waren nach Monteverdis Vorbild Lautmalerei, Affekte und sakrale Botschaften zu vernehmen, da in der frühen Vokalmusik versierte Solisten und ein zweckdienlich stützendes Continuo-Ensemble zugegen waren. In letzterem agierten Suzanne van Os an der Chitarrone, Robert Sagasser mit der Gambe und Martin Lubenow an der Truhenorgel sehr aufmerksam. Höhensicher, durchschlagskräftig und flexibel sang Anabelle Hund die Sopran-Partien, wobei sie in „Eile mich Gott zu erretten“ nachgerade in eine feinsinnige Ekstase ausbrach. Flüssig wechselte Altus Matthias Lucht zwischen seinen Lagen von falsettierender Höhe zum ausgeglichenen Mittel. Tenor Martin Steffan fiel mit seinen substanzreich ausschwingenden Vorträgen angenehm auf. Der Bass von Michael Marz entfaltete sich breit und wohlklingend. Domorganist Eichenlaub spielte die choralnahen Stücke unter anderem für die teilweise mitsingende Gemeinde in geschmeidiger Figuration. Zwischendurch schleuderte er Widors „Bach-Memento“, nämlich dessen Orgelversion des Schluss-Chors aus Bachs Matthäuspassion „Wir setzen uns mit Tränen nieder“, machtvoll hinaus. Es war diesmal aus dem gegebenen Anlass eben ein festliches Passionskonzert – Bischof Wiesemann und der Hörgemeinde zur Erbauung.

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