Speyer Körners 42 Jobs

Landrat Clemens Körner (CDU) hat Urlaub. Na und? So werden manche denken. Andere werden sich fragen, was ein Landrat eigentlich den lieben langen Tag so macht. Und von was er sich erholen muss. Die zweite Gruppe möge sich nun gut an ihrer Kaffeetasse festhalten angesichts folgender RHEINPFALZ-Enthüllung: Der Landrat ist nicht nur Landrat, er hat auch noch 41 Nebenjobs. Krass, oder?

Studenten haben Nebenjobs. Und mancher Rentner muss sich etwas dazu verdienen. Aber der Landrat? Der reist mit Chauffeur an, trägt Anzug und sieht alles in allem ziemlich wichtig aus. Auch wenn manch einer nur eine diffuse Vorstellung davon hat, was ein Landrat ist und macht, eins scheint sicher: Wer so ein Amt hat, muss nicht jobben. So ein Amt haben, heißt, Chef einer Behörde zu sein, nämlich der Kreisverwaltung. Dort steht Clemens Körner über fünf Dezernaten, neun Abteilungen und dem Eigenbetrieb Abfallwirtschaft. Er trägt Verantwortung für 650 Mitarbeiter. Dafür wird er nach der Besoldungsgruppe B 6 bezahlt. Wer wissen will, wie viel das ist, kann das Internet befragen. Das Landesamt für Finanzen wartet da mit entsprechenden Tabellen auf. Nimmt man die Liste der monatlichen Grundgehaltssätze, steht hinter B 6 die Summe 9059, 86 Euro. Das ist vermutlich nicht exakt die Summe, die Körner vom Land überwiesen bekommt – doch es wird klar: Der Landrat braucht keine 41 Nebenjobs, um über die Runden zu kommen. Doch warum hat er sie dann? Sucht Deutschland einen Super-Landrat? Die lange Liste seiner vielen Aufgaben liegt eine Woche vor seinen großen Ferien vor ihm. Nicht weil Clemens Körner sich selbst vergewissern muss, von was er alles Urlaub macht. Sondern weil ihm die freche Frage gestellt wurde, von was sich ein Landrat erholt. Gekontert hat der Dudenhofener gut. 41 Nebenjobs – das klingt absolut ambitioniert. „Nebentätigkeiten“ korrigiert der Rhein-Pfalz-Kreis-Chef. „Und eigentlich ist das immer noch der falsche Ausdruck. Die meisten Aufgaben habe ich nur, weil ich Landrat bin und sie zu meinem Amt dazu gehören.“ Man könnte die lange Liste mit den vielen Aufgaben in Rubriken einteilen: Verkehr, Müll, Sparkasse, Schnaken oder so ähnlich. Tatsächlich untergliedert ist sie in vier Felder: Nebentätigkeiten im öffentlichen oder gleichstehenden Dienst. Hauptamt. Öffentliches Ehrenamt. Und Nebentätigkeit im Privatbereich. Darunter fällt nur eine Aufgabe, das Präsidentsein beim VfK 07 Schifferstadt. Ringen ist reine Privatsache. Geld gibt es dafür nicht. Dass Körner bei der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage im Verwaltungsausschuss sitzt, ist eine Nebentätigkeit im öffentlichen Dienst. Entlohnt wird er auch dafür nicht. Vorstandsmitglied beim Pfalzmarketing – das ist Top vier der Liste – fällt unter die Abteilung Hauptamt. Und klingt irgendwie nach Geld. Es klingt aber nur. Und gäbe es Geld, müsste der Landrat es abgeben. Hauptämter unterliegen der sogenannten Ablieferungspflicht an die Kreiskasse. Lukrativ erscheinen Körners Nebentätigkeiten bis jetzt noch nicht. Wenn’s um Geld geht, hilft die Sparkasse. Was ist denn damit? Körner grinst und sagt: „Punkt 27 der Liste ist veraltet. Ich war bis Juni Vorsitzender des Verwaltungsrats.“ Aber er sei immer noch Mitglied. Und was Körner außerdem zugibt: Für die Arbeit in den Sparkassengremien gibt es Geld. Umgerechnet insgesamt knapp 5000 Euro netto im Jahr. Sie fallen unter den Punkt öffentliches Ehrenamt. Und dafür besteht keine Abgabepflicht. Für die Sparkassen-Aufgaben veranschlagt Körner mindestens einen zusätzlichen Arbeitstag in der Woche. Einen geregelten Acht-Stunden-Tag könne ein Landrat ohnehin vergessen. Dazu all die Wochenendtermine. Ein Landrat ist eben nicht nur Verwaltungschef, sondern auch ein gewählter politischer Repräsentant seines Kreises. Er weiht Drehleitern bei der Feuerwehr ein und spricht Vorworte, wenn die Kreismusikschule Konzerte gibt. Gönnen wir dem Landrat nun so langsam seinen Urlaub? Mit Blick auf die Liste auf jeden Fall. Die sperrigen Titel seiner Nebentätigkeiten klingen nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. „Aber in vielen Gremien sitze ich schon allein kraft meines Amtes“, sagt er. Und oftmals würden darin Themen besprochen, die auch Gegenstand in den Sitzungen der Kreisgremien werden. So ist Körner etwa Mitglied im Aufsichtsrat der GML – Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen GmbH. „Müllentsorgung ist unsere Aufgabe. Es ist also logisch, dass ich da dabei bin und unsere Interessen vertrete.“ Gremienarbeit ist aber nicht nur in Sachen Müllentsorgung wichtig. Auch in Sachen Öffentlicher Personennahverkehr kann es von Vorteil sein, dass ein Landrat, der mehr Straßenbahnen in den Kreis fahren lassen will, im Verwaltungsrat des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar sitzt. Körner ist vernetzt zum Wohl des Kreises, wie er selbst sagt. Die meisten Nebenjobs kann er in der Nähe von Ludwigshafen erledigen. Manchmal steigt er aber auch ins Flugzeug. Als Mitglied des Deutschen Landkreistags (Punkt 41 der Liste) muss er nach Berlin. Ein anderer Ort mit B ist ihm jetzt jedoch lieber. Bodensee. Da will sich der Landrat beim Radfahren vom Landratsein, frechen Fragen und 41 Nebentätigkeiten erholen.

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