Speyer Klarheit, Kühnheit, Leidenschaft

Neues Streichquartett stellt sich in Speyer vor: Friedemann und Alexia Eichhorn, Indira Koch und Wolfgang Emanuel Schmidt (von r
Neues Streichquartett stellt sich in Speyer vor: Friedemann und Alexia Eichhorn, Indira Koch und Wolfgang Emanuel Schmidt (von rechts) haben ihr Ensemble nach Walter Gropius benannt.

Das neu gegründete Gropius Quartett um den Geiger Friedemann Eichhorn, Professor an der Musikhochschule in Weimar, hat Anfang des Monats sein erstes Konzert in Weimar gegeben. Am Sonntag, 25. November, um 17 Uhr spielt es im Historischen Ratsaal in Speyer.

Warum haben Friedemann Eichhorn und Indira Koch, Violine, Alexia Eichhorn, Viola, sowie Wolfgang Emanuel Schmidt, Violoncello, als Namensgeber für ihr Quartett den Architekten Walter Gropius gewählt? Die vier Musiker, die sich seit gemeinsamen Studienzeiten an der International Menuhin Music Academy Gstaad und der Juilliard School New York kennen, begründen es wie folgt: „Gropius gilt als revolutionärer Visionär, der in den 1920er-Jahren den Bauhausstil begründet. Klarheit und Kühnheit zeichnen sein Werk aus.“ Wie bei den vier Musikern bilden Weimar und Berlin sein Schaffenszentrum. Dem Vorbild Gropius folgend – und durch persönliche Begegnungen mit Yehudi Menuhin und Mstislav Rostropovich geprägt – setzt sich das Gropius Quartett zum Ziel, die klare Struktur der Komposition herauszuarbeiten und mit leidenschaftlichem Spiel erlebbar zu machen. Beim Gründungskonzert im Nationaltheater zu Weimar wurde das eigens zu diesem Anlass von George Alexander Albrecht für das Ensemble komponierte Streichquartett uraufgeführt. Es wird auch in Speyer erklingen. Zudem stehen das Quartett „Divorce“ des türkischen Pianisten und Komponisten Fazil Say sowie Mendelssohns leidenschaftliches f-moll Quartett op. 80 und Dvoráks „Zypressen“ auf dem Programm. George Alexander Albrecht sagt selbst zu seinem Streichquartett: „Mein Stück beginnt ausdruckslos mit einem hohen Flageolett-Ton. Fragmentarische Gedanken: ,Freiheit und Erlösung’, in unverständlichen Fetzen übereinander gefügt. Noch gelingt kein ruhiges Denken, denn gewaltsam dringt ein dunkles Erlebnis von Verlust und Trauer herein; zwei Stimmen klagen, beweinen das verlorene Glück. Ein Schimmer von Hoffnung verbreitet dennoch Trost und Zuversicht. Stärker als Trauer ergreift die Urangst von uns Besitz, steigert sich bis zu einem dämonischen Teufelstanz und mündet in Einsamkeit und Verlassenheit. Erlösung bietet schließlich nur der Tod; er ist mehr als Trost: Befreiung von allem Endlichen. Nun können die ersten Gedanken ruhig ausgebreitet werden: der männliche Freiheitsdrang und – als Letztes – die Liebe.“ Dem dritten und vierten Satz liegen, so erklärt der bekannte Dirigent und Komponist, Gedichte von Else Lasker-Schüler zugrunde: „Chaos“ und „Mein Tanzlied“. Der fünfte Satz ist nach Aussage des Komponisten von einem Gebet des Franz von Assisi inspiriert: „O Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens“. Es endet mit den Versen: „... denn wer da hingibt, der empfängt, wer sich selbst vergisst, der findet, wer verzeiht, dem wird verziehen, und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.“ Albrecht zum Schluss seines Werks: „Indem das Ende verklingt, bleibt der hohe Flageolett-Ton bestehen. Schicksalslos, schmerzlos, frei von Emotion und Leidenschaft: Überwunden.“ Karten Vorverkauf für dieses letzte Meisterkonzert des Jahres ist bei der Tourist-Information Speyer, Telefon 06232 142392, E-Mail: touristinformation@stadt-speyer.de und unter www.reservix.de

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Visionär der Moderne: Walter Gropius gründete und baute das Bauhaus in Dessau. Er heiratete Gustav Mahlers Witwe Alma. Ihrer beider früh gestorbenen Tochter Manon widmete Alban Berg sein Violinkonzert.
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