Speyer Klänge aus dem Aquarium

„Aquasonic“ am Montagabend im Schwetzinger Rokoko-Theater ist eine spektakuläre Inszenierung beim Mannheimer Sommer gewesen. Mit dem Unterwasserkonzert hat die dänische Künstlerformation „Between Music“ Aufsehen erregt.

Die Künstler spielten und sangen – zwar auf der Bühne, aber in Aquarien. Ein Schnellschuss war dieses Konzert nicht. Zehn Jahre haben sie am Konzept getüftelt. 2016 war Premiere. Seither touren sie um die Welt. Das Besondere: Sie singen und spielen unter Wasser. Als Besucher im Rokokotheater hat man aus dem Dunkel des Raums Blick auf fünf beleuchtete Aquarien. Sie sind bis zu zwei Meter lang, aber nicht besonders hoch. Die Köpfe der Musiker sind über Wasser. So können sie nach Luft schnappen, bevor sie abtauchen. In den Aquarien sind Instrumente – keine normalen, sondern solche, die die Musiker unter Wasser spielen können. „Zehn Jahre Arbeit und unzählige Experimente in Kooperation mit Tiefseetauchern, Instrumentenbauern und Wissenschaftlern wurden in die Erforschung und den Bau ihrer Spezialinstrumente investiert“, heißt es in der Ankündigung. Die Instrumente haben geheimnisvolle Namen. Das „Hydraulophon“ wurde extra für „Aquasonic“ entwickelt. Es besteht aus einem waagrechten Plastikzylinder mit Löchern. Durch die Schläuche im Inneren wird Wasser durch die Öffnungen gepresst. Töne werden nach demselben Prinzip erzeugt wie bei einer Flöte. Laila Skovmand, künstlerische Leiterin der Gruppe, blockiert den Wasserstrahl mit den Fingern. Es ist wohl einer der erhabensten Momente des Konzerts, als sie es spielt. Die Klänge erinnern an die einer Orgel – nur dumpfer. Auch die „Rotacorda“ ist eine genuine Erfindung für „Aquasonic“. „Rota“ ist das lateinamerikanische Wort für „Rad“. Ein kurbelförmiges Rad reibt gegen Saiten und erzeugt Klänge wie eine Violine. Ein angeschraubtes Horn verstärkt den Klang. Andere Instrumente wie Geige, Trommel oder Schlagzeug sind bekannter. Den langen Weg zu einer Violine, die sich unter Wasser spielen lässt, beschreibt das Team auf seiner Homepage: „Nur eine Geige aus Kohlefasern überlebte das Spiel unter Wasser.“ Solche Instrumente sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Das Christallophon, auch Glas-Harmonika genannt, wurde 1761 von dem US-Amerikanischer Benjamin Franklin entwickelt. „Between Music“ hat die Glass-Harmonika mit Wissenschaftlern und Tüftlern re-designt. Robert Karlsson spielt sie, indem er mit den Fingern die Ränder der Gläser reibt. Helle Klänge strömen aus dem Aquarium, gedämpft vom Wasser. Doch der Ehrgeiz von „Between Music“ war nicht befriedigt. Die Musiker singen auch unter Wasser – ohne Sauerstoffmasken und Taucherbrillen. Über wasserfeste Kopfhörer hören sie ihre Bandkollegen. „Ich hatte vor Jahren die Idee, dass mein Gesang unter Wasser ganz andere Töne erzeugen könnte“, erzählt Skovmand, „also habe ich hierfür eine spezielle Gesangstechnik entwickelt.“ Die Künstler, das sind Skovmand, Karlsson, Nanna Bech, Dea Marie Kjeldsen und Morten Poulsen. Die Musik? Die Klänge kommen aus der Heimat im Norden und erinnern an Björk – mystisch, langsam, hell und dumpf. Am Ende steigen die fünf Musiker pitschnass aus ihren Becken, um in den Applaus des gut besuchten Theaters einzutauchen.

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