Speyer Intelligentes im Miniformat

Klein, aber fein: Auf den Modulen ist Nickel-Titan-Draht aufgebracht, der erstaunliche Fähigkeiten aufweist.
Klein, aber fein: Auf den Modulen ist Nickel-Titan-Draht aufgebracht, der erstaunliche Fähigkeiten aufweist.

«Neustadt.»Es ist nicht einfach zu erklären, welche Art von Produkten die Firma CompActive mit Sitz in Neustadt und Kaiserslautern herstellt. In Ingenieurskreisen mag das noch funktionieren, aber ein Ottonormalverbraucher kann in der Regel mit Begriffen wie Hybridverbunde und Aktorikmodule eher wenig anfangen. Klar ist aber: Es handelt sich um ein sehr innovatives Projekt, das kürzlich mit einem Preis für Nachwuchsunternehmen ausgezeichnet wurde. Herzstück der CompActive-Produkte ist ein Nickel-Titan-Draht. Dabei handelt es sich um „intelligentes“ Material: Es verfügt über ein sogenanntes Formgedächtnis. Das heißt: Die Drähte, die auf einer Platte aus biegsamem Verbundwerkstoff aufgebracht sind, können durch Wärme ihre Form verändern und anschließend wieder in ihre ursprüngliche Form zurückkehren. Und wofür ist das gut? „Es geht meist um Aerodynamik oder Strömungen“, sagt Moritz Hübler, der die im Februar 2018 gegründete CompActive GmbH leitet. Anwendung finden kann das Ganze beim Flugzeugbau, in der Automobilbranche oder im Maschinenbau. Auch an Motorrad-, Ski- und Fahrradhelmen, die bekanntlich Lüftungsschlitze haben, kann die Technik sehr hilfreich sein und beispielsweise neue Komfortfunktionen möglich machen. Mit dem großen Helmhersteller Uvex arbeitet CompActive bereits an einem Entwicklungsprojekt – mit dem Ziel, intelligente Lüftungen in die Serie zu bringen. Eine Handvoll weiterer Entwicklungsprojekte sind ebenfalls auf eine spätere Serienproduktion ausgelegt: „Im Moment ist das Ganze noch ein Forschungsprojekt. Aber im Lauf des Jahres 2019 wollen wir Serienprozesse aufbauen und ab 2020 in der Lage sein, Großserien zu produzieren“, sagt Hübler. Das Unternehmen erziele zwar mit den Entwicklungsprojekten Einnahmen, aber der Aufwand lohne sich nur, wenn die Produkte dann auch in Serie gingen. Das CompActive-Team, das zurzeit aus vier Köpfen besteht, ist jedenfalls zuversichtlich und glaubt an seine innovative Entwicklung. Beispiel Lüftungsöffnungen an Autos: Diese seien vielfach statisch, immer offen, also passiv, so Hübler: „Da können wir etwas Bewegliches machen.“ Die CompActive-Module seien klein und leicht, hätten eine glatte Oberfläche, was sie mit Blick auf Aerodynamik wesentlich effizienter als bisherige Lösungen mache. Sie könnten da eingesetzt werden, „wo die normale Technologie an ihre Grenzen stößt“, glaubt der Firmenchef. Im Wettbewerb „Pioniergeist“ für Nachwuchsunternehmen hat CompActive kürzlich den mit 5000 Euro dotierten dritten Preis gewonnen. „CompActive schafft es, mit seinen lernfähigen Modulen Entwicklungsschritte, etwa in der Autoindustrie, zu unterstützen. Besonders hat die Passgenauigkeit überzeugt, durch die die Module branchenübergreifend einsetzbar sind“, urteilte die Jury. Pioniergeist müssten aber nicht nur er und sein Team beweisen, sondern auch die Kunden, da die Technologie absolut neu sei, betont Hübler. Interessenten werden über Fachnetzwerke oder bei Messen gewonnen. Die Hauptarbeit von CompActive wird zurzeit am Institut für Verbundwerkstoffe an der Technischen Universität in Kaiserslautern erledigt. Ein Büro existiert aber auch in Hambach, und auf längere Sicht soll Neustadt der Hauptsitz des Unternehmens werden. Im Lauf des nächsten Jahres könnte es soweit sein, zurzeit sind Hübler & Co. intensiv auf der Suche nach einem guten Standort. Da man für die Produktion keine großen Flächen benötige – die Aktorikmodule sind nur wenige Zentimeter lang und sehr dünn –, sollte in Neustadt was zu finden sein, glaubt Hübler. Nach und nach soll natürlich auch die Belegschaft größer werden. Zurzeit gehören dem jungen CompActive-Team neben Moritz Hübler (31, Doktoringenieur) noch Patricia Schweitzer (31, technische Betriebswirtin), Nicolà Hammann (28, Diplomingenieur) und Daniel Vogelsanger (24, Elektrotechniker) an.

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