Speyer Industriehof in Speyer: Stadtrat stimmt für Gewerbe

Aktionsfläche für Firmen in historischem Ambiente: auch das bietet der Industriehof.
Aktionsfläche für Firmen in historischem Ambiente: auch das bietet der Industriehof.

Im Ringen um den Erhalt des Industriehofs hat der Stadtrat am Dienstagabend eine Formel gefunden, der alle zustimmen konnten: Bebauungsplan und Veränderungssperre ja, aber mit zusätzlichen „Sicherheiten“ für die Gewerbenutzung im Vergleich zum früheren Entwurf.

„Die gewerblich geprägte Nutzungsstruktur erhalten und weiterentwickeln“ – das stand bereits im Entwurf der Verwaltung (wir berichteten). Misstrauen bei mehreren Fraktionen erregte die folgende Formel: „Gleichzeitig ist eine Verknüpfung mit dem Quartier Rheinufer-Nord zu schaffen, dessen Wohnstrukturen ergänzt werden sollen.“ Sie wurde gestrichen. Auf Anregung von Walter Feiniler (SPD) kam die Vorbereitung für einen Ortstermin mit der Investorin VSI GmbH, die das Gelände an der Franz-Kirrmeier-Straße im Mai erworben hat, hinzu. Auf Werben Claus Ableiters (BGS) wurde die Absicht ergänzt, den Flächennutzungsplan, der heute eine Entwicklung mit möglichen Wohn- und Mischgebieten dort vorsieht, zu überarbeiten. Ziel: Gewerbe. Anregung von Axel Wilke (CDU) war, dass auch eine Erhaltungssatzung für das Gebiet geprüft werden soll. Der Industriehof umfasst die sieben Hektar der früheren Celluloidfabrik, auf denen sich in nahezu fünf Jahrzehnten viele kleine Gewerbebetriebe angesiedelt haben. Die nun eingeleiteten baurechtlichen Schritte, die in der Geltungsphase der Veränderungssperre von maximal drei Jahren zu Ende gebracht sein müssen, sollen auch den benachbarten kleineren, aber ähnlich strukturierten Gewerbehof (früher: Schiffer & Nicklaus) betreffen. Wie im Fall Industriehof hatte dort der Investor (ein anderer) von möglichen zusätzlichen Wohnungen gesprochen. BGS-Sprecher Ableiter hatte am lautesten gegen die ursprünglichen Formulierungen der Verwaltung gekämpft. Seine Befürchtung: Sie würden „Luxuswohnungen“ erlauben, die das „echte Gewerbe“, das es heute im Industriehof gebe, verdrängen könnten. „Keine Verdrängung, keine Gentrifizierung“, mahnte Johannes Jaberg (Grüne). „Wenn die Leute in Lofts wohnen, wird’s dort kein Gewerbe mehr geben“, so Aurel Popescu, der mit Verweis auf das Hess-Gelände eine „zweite Filzfabrik“ fürchtete. Betriebsinhaber im Publikum klatschten. CDU-Fraktionssprecher Wilke betonte, dass allen am Erhalt der Gewerbestruktur gelegen sei: „Der Streit ist gar nicht so, wie er vor der OB-Wahl zugespitzt wurde.“ Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU) hatte zunächst Ableiter kritisiert: „Was Sie sagen, geht teilweise völlig an der Sache vorbei.“ Letztlich ließ er jedoch über den Beschlussvorschlag abstimmen, der auch Ableiters Position berücksichtigte. Alle stimmten zu. Im Zuschauerraum freute sich der Speyerer Architekt Karl-Heinz Erny, ein Gegner der ursprünglichen Verwaltungsvorlage: „Sie ist jetzt obsolet. Der Kampf hat sich gelohnt. Ein voller Erfolg.“

x