Speyer Im Mai werden die Karten neu gemischt

Die Tür im Motorsport ist für David Jahn noch nicht zu: David Jahn mit einem Porsche in Landstuhl.
Die Tür im Motorsport ist für David Jahn noch nicht zu: David Jahn mit einem Porsche in Landstuhl.

«Landstuhl.» Wann und wo er das nächste Mal ein Langstreckenrennen fährt? David Jahn zuckt mit den Schultern. Der Rennfahrer aus Speyer, der inzwischen in Leipzig lebt, hat vor der Saison 2018 ein Problem: Er ist zwar stets sehr schnell unterwegs, verfügt aber nicht über Sponsoren, um sich einen Platz in einem Team quasi zu erkaufen. Nun hofft er auf Ende Mai.

Schnell fahren zu können, ist im kostenintensiven Motorsport längst nicht mehr genug. Geld müssen jene mitbringen, die einen der beliebten Boliden steuern wollen. Der 26-Jährige aus Speyer nimmt’s daher gelassen, denn er kennt das Geschäft: „Der Fahrermarkt ist heutzutage überschwemmt mit Leuten, die ein gewisses Talent haben, aber auch sehr viel Geld mitbringen.“ Und die erhalten gemeinhin den Vorzug vor jenen, die zwar versierter um die Kurven fahren, aber eben keine zigtausend Euro für das Team mitbringen und sich so ein Cockpit ergattern. Vergangenes Jahr hatte Jahn, der hauptberuflich für Porsche als Instruktor arbeitet, das Glück, ein festes Team zu finden: Da verpflichtete ihn das KÜS Team75 Bernhard im westpfälzischen Landstuhl, um den 460 PS starken Porsche 911er bei Langstreckenrennen zu pilotieren. In diesem Jahr, so erzählt er, fährt das Team mit Porsche-Werksunterstützung. Und das Werk möchte natürlich gerne seine Werksfahrer hinterm Steuer sitzen sehen. Die erhielten dann auch, aus Team-Sicht verständlich, zunächst einmal den Vorzug vor Jahn – zumindest für die Zeit bis Ende Mai. „Da ist dann halt für mich kein Platz.“ Nach dem 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife Ende Mai werden die Karten allerdings neu gemischt. Also hofft Jahn, dass er dann wieder zum Zug kommt.

Mit Kartfahren begonnen

Dass er in Konkurrenz zu Fahrern mit finanzstarkem Hintergrund steht, ist für ihn nichts Neues. Das Thema hat ihn Zeit seiner Motorsportkarriere begleitet, deren Beginn er immerhin schon auf das Jahr 2000 zurückdatiert. Damals begann er beim BMC Hockenheim mit Kartfahren. Der Vater hat die Rennsportambitionen des Filius stets unterstützt; doch jährlich Zehntausende Euro zu investieren, das war ihm nicht möglich. Also musste es das Talent machen – im VW-Polo-Cup, später im Porsche- Carrera-Cup. Selbst mit schlechterem Material und zuweilen mit einer – mangels finanzieller Masse – nur halben Saison machte er auf sich aufmerksam und freute sich diebisch darüber, „wenn ich Fahrer hinter mir gelassen habe, die sich mit Geld ein attraktives Cockpit erkauft haben“.

Klinken putzen mit mäßigem Erfolg

2016 lieferte er für Team Bernhard eine tolle Saison im GT Masters ab, bekam aber keinen neuen Vertrag mehr, „weil ich kein Budget mitbringen konnte“. Früher habe er es probiert, habe Klinken geputzt bei potenziellen Sponsoren. Meist mit mäßigem Erfolg. „Heute fahre ich einfach nur noch“, sagt er. Die guten, die freundschaftlichen Kontakte nach Landstuhl rissen dennoch nicht ab, die Westpfälzer setzten den Vorderpfälzer im vergangenen Jahr in der Langstreckenserie ein, haben ihm in Aussicht gestellt, auch in diesem Sommer zum Zuge zu kommen. Und sollte es nicht klappen? Jahn zuckt erneut lässig die Schulter. Dann wird er verstärkt seinem Hobby nachgehen, dem Rallyefahren. Sein etwas betagter, aber eigener BMW E 30 wartet auf weitere Einsätze – so wie jüngst bei der Rallye „Südliche Weinstraße“. Dann wird er vielleicht doch nochmals ein wenig Klinken putzen gehen; um sein eigenes Gefährt ein wenig aufzumotzen und dann mal um vordere Platzierungen mitzufahren statt nur so zum Spaß.  Hier geht es zur Multimedia-Geschichte mit Bildern und Video

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