Speyer Identität, Ironie und ein Whisky

Gut besucht war das Speyerer Kulturzentrum Eckpunkt am Mittwochabend: Die Gäste freuten sich über die Kombination aus dem heimatverbundenen Duo Radikal XL, dem jüdisch-kanadischen Singer-Songwriter und Akkordeonisten Geoff Berner sowie der Violinistin Briga Dajczer.

Die Bühne betrat zuerst das Duo Radikal XL. Hinter dem Schlagzeug und einem Synthesizer stand Stefan „Hering“ Cerin, der gemeinsam mit Dr. Michael Beutelspacher an der Gitarre den Abend eröffnete. „Kultur muss manchmal auch weh tun“, verkündete Cerin, als er erläuterte, wie der Abend ablaufen soll... Bildhaft beschrieb das Duo, wie das „so isch, in de liebe Palz“ – wenn eine Sau vom Stall bis auf den Teller kommt und es dazu ein „Gläsel Woi zu drinke“ gibt. Es geht um Identität, Heimat und die Pfalz, die sie auf drei Punkte bringen: Ernährung, Sexualität und Bildung. So geht es in ihren Liedern, die wohl auch durch das Urgestein der Pfälzer Volksmusik Kurt Dehn inspiriert sind, um die Zubereitung und den Verzehr von Quellkartoffeln mit Leber- und Griebenwurst und die „Grumbeersupp mit Zwiwwelkuche“. Bekannte Mundartklassiker werden vom Duo Radikal XL mit eigenen Songtexten zu einem nicht ganz ohne Ironie auskommenden Bild der Pfalz zusammengeführt. Unterstützt wurde das Duo von Rainer „Rjiner“ Schimpf, der sich immer wieder lebhaft in die Performance einbrachte. Geoff Berner schlug zunächst sanftere Töne auf seinem Akkordeon an. Zusammen mit der Violinistin Briga Dajczer präsentierte er sein sechstes Album „Canadiana Grotesquica“. Der Stil erinnert an seinen Erstling „We Shall Not Flag Or Fail, We Shall Go On To The End“ und ist weniger punkig als melodisch und teilweise durch Country beeinflusst – wie der Song „Don’t Play Cards For Money With Corby Lund“. Vor der dritten Strophe griff der erklärte „Whisky-Rabbi“ zum Glas und nahm sich Zeit, dem Publikum eine Geschichte zu erzählen. Immer wieder erklärte Berner die Kontexte seiner Lieder mit meist amüsanten Kurzgeschichten. „The Ghost Of Terry Fox (Is Looking Down On Me Tonite)“ etwa ist ein Lied, in dem der Sänger seine eigene Rolle mit einem Augenzwinkern kommentiert. Seit 15 Jahren tourt Geoff Berner um die Welt und spielt dabei auch die Klezmermusik, die traditionelle Folkmusik osteuropäischer Juden, die er mit der Energie von Punk auflädt. Seine originelle Klezmermusik soll, wie er sagt, „betrunken, dreckig, politisch und leidenschaftlich“ sein. Denn als Jude osteuropäischer Abstammung sieht er es als seine Pflicht an, diese Musik lebendig zu machen.

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