Speyer „Ich stelle lieber Fragen“

Mit seinem Album „Soll die Zeit doch vergehen“ tourt Patrick Richardt durch die Lande. Am Freitag, 23. März, 20 Uhr, läutet der 29-Jährige gemeinsam mit dem Heidelberger Punk-Duo „Astra van Nelle & der lorbeerstorch“ das Speyerer Liederfest – eine zweitägige Veranstaltung des Vereins „kulturing“ – im Alten Stadtsaal ein. Melanie Denzinger hat vorab ihm gesprochen.

Herr Richardt, wie haben Sie Ihre Begeisterung für Musik entdeckt?

Ich bin im Umland von Krefeld groß geworden, relativ behütet. Es gab dort ein Jugend- und Freizeitzentrum mit Proberäumen, in denen sich die lokale Musikszene antreffen ließ. Da gab es die Chance zu Konzerterlebnissen, und das habe ich genutzt. Ich erinnere mich noch an mein erstes Konzert: Mit zwölf Jahren habe ich eine Metalcore-Band gesehen – „Bad Spirit“, das hat mich sofort gepackt, und ich habe das Schlagzeug bewundert. Daraus entwickelte sich ein Drang, Schlagzeug zu spielen, und der Drummer der Band wurde mein Lehrer und ist heute Teil meiner Band. Musikmachen wurde zu einer richtigen Sucht. Wann haben Sie sich entschlossen, hauptberuflich Musik zu machen? Das hat sich eingeschlichen. Nachdem ich anfing, Schlagzeugspielen zu lernen, gründete ich mit gleichaltrigen Freunden eine Band – „Oh, Napoleon“. Da waren wir noch in der Schule, so 16 Jahre alt. Doch es bekam sehr früh schon einen professionellen Rahmen, weil wir schnell bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag waren und unser erstes Album herausbrachten. Dann ging ziemlich schnell in diese Bahn des Musikgeschäfts, und danach, als die Band sich aus diversen Gründen aufgelöst hatte, war für mich der Entscheidungsmoment: Ich habe beschlossen, weiterhin Musik zu machen. Nach dieser Erfahrung konnte ich einschätzen, was geht und was nicht und wie es im Musikgeschäft läuft. Was hat sich seitdem für Sie verändert? Immer noch freue ich mich, wenn viele Leute zu meinen Konzerten kommen und ich möglichst viele erreichen kann. Nach wie vor habe ich auch den Traum und den Willen, Musik für möglichst viele Menschen zu machen. Aber ich weiß auch, wie schwer es ist und wie viele Leute Musik machen. Und dann freue ich mich auch einfach, wenn ich kleine Konzerte spielen und damit den Leuten eine Freude machen kann. Mir ist total bewusst, dass ich auch Songs mitbringe, die eine gewisse Schwere haben; selten singe ich von einer Welt, in der alles gut ist. Aber ich verstehe das so, dass auch traurige und schwere Lieder bei Live-Auftritten den Leuten Freude bringen. Manchmal entsteht bei einem Live-Auftritt aus einem traurigen Lied auch ein tanzbarer Song, auch das ist schon vorgekommen. Mir geht es auf jeden Fall darum, den Leuten etwas mitzugeben, auch Denkanstöße zu geben. Aber ich will den Leuten nichts vorschreiben. Das halte ich eigentlich schon immer so: Ich habe ein paar sozialpolitische Themen; die sind immer dabei. Aber das soll nicht als Belehrung rüberkommen, sondern es wird in Poesie verpackt und soll die Leute zum Nachdenken bringen. Ich stelle lieber Fragen in den Raum als einfache Antworten zu geben. Sie treten auf dem Speyerer Liederfest in einem Trio auf. Was hat es damit auf sich? Das ist für mich eine besondere Konstellation; mit Max am Schlagzeug und einer Rhythmusgruppe – das ist eine absolute Neuheit und erst mal nur für Speyer geplant. Nach einem Wohnzimmerkonzert – solo – wurde ich gefragt, ob ich beim Speyerer Liederfest auftreten möchte; wir haben überlegt, dass die ganze Band ein bisschen zu viel wäre und solo ein bisschen zu wenig. Dann war da die Idee, die Band in abgespeckter Form mitzunehmen, und jetzt sind wir bei einem Trio herausgekommen; wir schauen mal, wie das klappt und es beim Publikum ankommt. Es ist ziemlich genau ein Jahr her, dass Sie Ihr Album „Soll die Zeit doch vergehen“ veröffentlicht haben. Präsentieren Sie es dem Speyerer Publikum? Ja, auf jeden Fall. Wir werden etwas von diesem Album spielen, aber sicherlich auch einiges aus dem ersten Album „So, wie nach Kriegen“. Wir werden ein Set aus beiden Alben zusammenstellen, und es kann sehr gut sein, dass wir auch schon neue Lieder spielen und ausprobieren werden. Wir sind zwar noch in der Sortierungsphase, aber ich habe schon einige Stücke geschrieben, die wir präsentieren können, und ich bin ein Fan davon, Songs frühzeitig vor Publikum zu spielen. Vorverkauf RHEINPFALZ-Servicepunkte und RHEINPFALZ-Ticketservice (Telefon 0631 37016618, www.rheinpfalz.de/ticket).

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