Speyer Hase als Jäger, Wolf als Oma, Schwein als Prinzessin

Mehr als nur ein Spielzeug: Nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen, die die Biennale „Unikata“ besuchen, zaubern kuschelige Gesellen ein Lächeln ins Gesicht. Die Tierpuppen – von Volker und Sabine Senger in liebevoller Handarbeit gefertigt – sind noch bis Sonntag in den Räumen des Speyerer Kunstvereins zu sehen, aber jederzeit in Internet-Shops zu haben.

„Unsere Tierpuppen sind als Freunde fürs Leben gedacht und gemacht“, sagt Volker Senger, der zusammen mit Ehefrau Sabine 1985 das erste Stück gefertigt hat – als „besonderes Geburtstagsgeschenk für eine kleine Freundin“. Die Zweijährige habe das Spielzeug mit dem Kopf einer Maus und dem Körper einer Puppe heiß und innig geliebt, bei weiteren Kindern und Eltern habe sich eine Nachfrage danach entwickelt, so der gelernte Schneider und studierte Psychologe. „Wir haben Marktstudien betrieben, dabei festgestellt, dass es solche Tierpuppen nicht gibt, und eine kleine Kollektion gemacht.“ Von der Idee zum fertigen Produkt ist es ein langer Weg, an dessen Ende ein neuer „Freund in guten und schlechten Zeiten“ steht: „Manche Ideen zu neuen Figuren entstehen auf Spaziergängen“, erläutert Volker Senger. „Wir leben im waldreichen Mittelgebirge zwischen Rhön und Spessart. Hier haben schon die Brüder Grimm ihre Märchen gesammelt, und hier können viele Tiere, die als Vorbild für Puppen dienen, noch lebend studiert werden.“ Durch Beobachtung versuchen die Sengers, die wesentlichen Eigenarten von Hase, Fuchs, Wolf und Co, die eine wichtige Rolle in den deutschen Märchen spielen, herauszufinden und weiterzuentwickeln. „Diese Tiere besitzen in unserer Vorstellung und auch in der Fantasie der Kinder bestimmte menschliche Eigenschaften und Funktionen, die wir verstärken oder verändern können – indem wir beispielsweise den Hasen als Jäger, den Wolf als Großmutter und das Schwein als Prinzessin kleiden“, sagt Senger, der das Ganze in einen Entwurf umsetzt. Der wird diskutiert und gegebenenfalls geändert. „Ähnlich wie Karikaturisten geben wir den Tieren durch die Betonung spezieller Merkmale – die lange Nase der Maus, die hängenden Ohren des Hasen und die trompetenartige Schnauze des Schweins – einen besonderen Ausdruck.“ Der unkonventionelle Charakter der Tiere fördere den Aufbau einer intensiven Beziehung zwischen Kind und Puppe. Auch stärke es die Fantasie, wenn Kinder nur wenige ausgewählte Spielzeuge zur Verfügung haben: Es sei immer wieder erstaunlich zu sehen, wie manche Kinder mit einfachsten Mitteln imaginäre Räume durchwandern. Dagegen ließen die vorgefertigten modernen Spielwelten à la Barbie der Fantasie nur wenig Raum. Zudem zeigten sie den Weg in die Konsumgesellschaft, so der 60-Jährige. „Viele unserer Kunden sind Menschen, die sich bewusst mit den Gefahren der Wegwerfgesellschaft auseinandersetzen und dies auch ihren Kindern vermitteln wollen“, sagt Senger. Für sie sei es wichtig, dass die Tierpuppen aus natürlichen Materialien bestünden, die frei von Schadstoffen seien sowie umweltverträglich hergestellt und sozial gerecht weiterverarbeitet würden. Das sieht die Zweijährige von damals wahrscheinlich auch so.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x