Speyer Harmonisch, brillant

Ein guter Tropfen braucht Platz zur Entfaltung. So ist es auch mit dem diesjährigen Bühnenstück der Theatergruppe Hanhofen. Es heißt „Die Queen kommt“. Im ersten Akt näherte sich das Publikum dem Inhalt, bevor nach der Pause ein süffiger Tropfen entkorkt wurde. Die Cuvée aus bemerkenswertem Spieleinsatz und brillanten Charakterköpfen mundete vorzüglich bei der Premiere am zweiten Weihnachtsfeiertagsabend.

Mit den Stücken des Schreibers aus den eigenen Reihen – Andreas Heck – lagen die Akteure in den vergangenen Jahren nie falsch. Der Erfolg setzte sich fort, obgleich der Weg zur Unterhaltung diesmal ein wenig länger dauerte. Einen ganzen Akt lang wurden die Zuschauer auf den Besuch der Duchess of Cambridge – perfekt winkend dargestellt von Kerstin Endres – vorbereitet. Einen guten Tropfen muss man sich eben auf der Zunge zergehen lassen. Im zweiten Akt bekam das Publikum dafür umso reichhaltiger Spritziges eingeschenkt. Sir Percy Kingston, Hüter der königlichen Weine und beachtenswert britisch umgesetzt von Roland Streng, kommt zur Weinprobe ins Weingut Wingerter in Schnarchbach. Die Köstlichkeiten setzen ihn und Bürgermeister Manfred Murksmüller (Uwe Schwehm) schachmatt, während Kellermeister Karl Korkenzieher (Dietmar Kinscherff) standhaft bleibt. Brüllend komisch: Schwehms Geschick bei der Umsetzung des angetrunkenen Ortschefs. „Heute Blau, morgen Blau“ – sang’s und sank danieder. Nicht zu überbieten: die Mimik Kinscherffs, die Fassungslosigkeit suggerierte, als die hohen Herren seine mit Liebe gekelterten Weine zügellos vernichteten. Grenzenlos scheint auch die Fantasie Hecks zu sein. Wem fällt schon ein, den schnarchenden königlichen Weinhüter auf eine Sackkarre zu spannen, einen Arm mithilfe einer Seilkonstruktion und den Kopf mit Unterstützung der mitwirkenden Silke Aschbacher bewegen zu lassen? Diese mimte die Nichte der Weingutbesitzerin Wilma Wingerter (Edith Laux) und trieb den Anwesenden Lachtränen in die Augen – dank langer Feinripp-Männerunterhose, in der sie Sir Percy ungewollt empfängt. Laux spielt bereits seit 30 Jahren bei der Theatergruppe mit. Diese agierte harmonisch wie gewohnt. Spaß machte es, Ramona Rausch (Lena Enzenhofer) bei ihren Bemühungen zuzusehen, Struktur ins Chaos zu bringen. Pfiffig war Lisa Heiter als Klatschkolumnistin Elli Eilig, die die große Story witterte. Nicht nur das Stück feierte Premiere, auch Franziska Schwehm tat es. Sie wirkte zum ersten Mal mit und ihr gelang ein toller Auftakt als Gemeindesekretärin Fräulein Specht. Nach drei Stunden war der letzte Tropfen geleert. Die Degustation: ein voller Erfolg. Die Cuvée wird fünf weitere Male serviert – die Kostproben sind ausverkauft.

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