Speyer Harmonie im Blut

In seinem Wohnzimmer in Harthausen: Rudolf Sichling.
In seinem Wohnzimmer in Harthausen: Rudolf Sichling.

«Harthausen.»Lärmbelästigung, Baumbewuchs an der Grundstücksgrenze oder die Räumung des Laubs im Herbst – Nachbarschaftsstreitigkeiten wie diese stellen eine zusätzliche Belastung für Gerichte dar, der Aufwand steht oft nicht im Verhältnis zum Sachverhalt und bindet wertvolle Kapazitäten. Das gemeindliche Schiedswesen soll Konflikte dieser Art ohne richterliche Hilfe beilegen. Dafür braucht es Menschen mit besonderen Eigenschaften. „Bitte drucken Sie nur ein ganz kleines Foto, ich möchte den Menschen nicht auf die Nerven gehen.“ Zwar konnte diesem Wunsch nicht entsprochen werden, er sagt aber viel über Rudolf Sichling, der bald festgefahrene und oft jahrelang schwelende Konflikte lösen soll. Wer den Pensionär in Harthausen besucht, trifft einen zurückhaltenden Mann, dem das Interesse an seiner Person sichtlich unangenehm ist. 1948 in Speyer geboren, arbeitete Sichling von 1964 bis 2008 bei der Deutschen Rentenversicherung in Speyer. Zum Schluss war er dort Sachbereichsleiter, nach seiner Pensionierung zehn Jahre Schöffe beim Amtsgericht Speyer und beim Landgericht in Frankenthal. Doch Sichling spricht nicht gerne über die Vergangenheit: „Ich bin ein Gegenwarts- und Zukunftsmensch“, sagt er über sich. „Natürlich denke ich gerne an früher, aber ich muss nicht immer darüber reden.“ Leute, die ständig von gestern erzählten, würden auch schnell alt, meint er. Seit 1972 wohne er mit seiner Frau in Harthausen, der erwachsene Sohn lebe in Neustadt, lässt er sich noch entlocken. Lieber als über sich möchte Sichling über die Aufgaben sprechen, die vor ihm liegen. Die Übergabe des Amtes vom Vorgänger habe schon mal gut geklappt: „Ich bin Werner Wingerter sehr dankbar, denn er hat mir wertvolle Tipps zu Verfahrensabläufen und Vorgehensweisen gegeben.“ Gerade in bürokratischen Belangen sei dies eine große Hilfe gewesen. Neben der Einweisung durch seinen Vorgänger möchte er auch auf seine Erfahrung aus Konfliktseminaren bauen, die er während seiner langen Beruftätigkeit erworben hat. Drei typische Konfliktfelder hat er ausgemacht: Neben innerfamiliären und beruflichen Streitigkeiten seien es vor allem Nachbarn, die sich aufgrund der räumlichen Nähe zueinander in die Haare kriegten. Sichling sagt, Konflikte dieser Art blieben selten isoliert, so würden sich beispielsweise Probleme im beruflichen Bereich oder in der Familie aufeinander auswirken, und eine Fehde zwischen Nachbarn strahle auch auf die umliegende Nachbarschaft ab. Aus diesem Grund sei ihm ein großes Anliegen, „die Betreffenden an einen Tisch zu kriegen, wo jeder seinen Standpunkt deutlich macht“, und dann eine für alle Parteien zufriedenstellende Lösung zu finden. Hier sei wichtig, dass er den richtig Ton treffe und es schaffe, Vertrauen aufzubauen. Neben Beharrlichkeit, Einfühlungsvermögen und einer Portion Autorität braucht ein Schiedsmann vor allem eines: Charisma. Es sollte ein Mensch sein, in dessen Anwesenheit man sich wohlfühlt, der Ruhe und Entspannung ausstrahlt. Ein Besuch bei dem passionierten Holzbildhauer bestätigt die Vermutung, dass die Wahl auf den Richtigen gefallen ist. Nils erklärt

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