Speyer Härteste Nuss wartet an Klostermauer

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Seit wenigen Wochen gibt es das Stadträtsel-Spiel „City&Quest“ in Speyer. Es ist nicht nur etwas für jene, die die Stadt noch nie besucht haben. Es ist auch eine gute Gelegenheit, die Stadt mit anderen Augen zu sehen. Nadja Pentzlin hat es auf den Markt gebracht. Sie hatte bereits vor einem Jahr das Spiel „Escape&Museum“ rund um die Reformation kreiert, das in einem eigens vorbereiteten Raum gespielt wird. Für das Stadträtsel geht es hinaus ins Freie.

Die pinkfarbene Tasche haben wir in der Tourist-Info abgeholt. Darin befinden sich Utensilien zum Rätsellösen und eine Mappe mit Rätselaufgaben. Die erste Herausforderung, die App „Actionbound“ herunterzuladen, haben Rebecca Müller, Martina Süß, Michael Schmitt und ich aus lauter Neugier schon am Vorabend erledigt. Zwei bis sechs Personen sind nötig zum Rätsellösen – und schon geht es los vor der RHEINPFALZ-Lokalredaktion. Erste Aufgabe: dem Pfeil in der App folgen. Sie führt uns über die Heydenreichstraße in die verwinkelten Gässchen des Hasenpfuhls. Die Mannheimerin Müller ist zum zweiten Mal in Speyer und gleich begeistert: „Diese Ecken und schönen Häuser hätte ich als Tourist nie gesehen.“ Nach etwa einer Viertelstunde landen wir vor dem Dom. „Den hätten wir auch auf einer kürzeren Strecke erreicht“, ist sich Süß sicher. Sie hat schon einige Jahre in Speyer gelebt und kennt sich bestens aus. Die App jedenfalls klingelt freudig aus dem Mobiltelefon. Ziel erreicht. Aufgabe eins: Zu schauen, von welchen Tieren Jesus umgeben ist. Nach kurzem Suchen haben wir diese Aufgabe gelöst, und schon geht es weiter. Wir beschließen, den Pfeil zu ignorieren und achten nur noch auf den Abstand zum nächsten Ziel in Meter-Angaben. Es wird sich noch als Fehler herausstellen. „Die Pole kehren sich ja bald um. Das steht kurz bevor. Die magnetische Ausrichtung wechselt. Das passiert häufiger, als man denkt“, so Michael Schmitt. Ob es daran liegt, dass der Pfeil vom nächsten Ziel weg zeigt, die Anzahl sich aber verringert, wenn man auf das Ziel zuläuft? Wir landen machen eine Zwischenstation beim berühmtesten Speyerer, Bischof Karl-Heinz Wiesemann, kramen verschiedene Schlüssel aus der Tasche. Welcher wohl passt? Wir finden es schnell heraus und laufen – nein, nicht in Wiesemanns Wohnung – sondern zum benachbarten Museum. Dort ist der Detailblick für die Fassade gefragt. Die steckt voller Hinweise. „Seltsam, die sind mir noch nie aufgefallen“, sagt Martina Süß. Das Spiel hat sich also jetzt schon gelohnt. Die beiden Mannheimer entdecken die Stadt, und wir beide sie neu. So kämpfen wir uns durch Speyer, lösen lateinische Rätsel, betrachten rätselhafte Kirchendächer und machen einen kurzen Abstecher ins Flaming Star nahe des Postplatzes. Die riesigen Filmfiguren müssen die beiden Mannheimer wenigstens kurz gesehen haben, wenn sie schon mal da sind. Ein älteres Paar inspiziert gerade im Vorraum des Lokals die Speisekarte und beobachtet uns aus den Augenwinkeln. Wir haben nicht viel Zeit, schließlich wollen wir den Rekord knacken – oder zumindest die Messlatte hochhängen. Also nur kurz dem grünen Hulk „Hallo“ sagen, den Spiderman bestaunen und dann wieder raus. „Denen hat’s wohl nicht gefallen ...“, mutmaßt indes der ältere Herr und rückt seine Brille zurecht. Wir landen schließlich an einem Ort, den man gerne in Speyer übersieht: dem Klostergang neben der Sparkasse. Schmitt und Müller sind längst verliebt in die Stadt, schmieden Pläne hierher zu ziehen. Allerdings kennen sie die Immobilienpreise noch nicht. Die Klostermauer und die dazugehörigen vier Fragezeichen beschäftigen uns lange. Es ist die härteste Nuss, die es an diesem Tag zu knacken gilt. Aber Rebecca Müller hat schließlich den richtigen Blick. Vorbei an der salischen Stadtmauer geht es nach Vermessung des Fischs auf dem Fischmarkt, bei dem uns Passanten interessiert beobachten, zurück an den Dom. Im Hintergrund feiern die Frauen des katholischen Frauenbunds gerade laut singend und tanzend den Weltmissionssonntag. Das lenkt mindestens genauso ab, wie ein Kind, das im Domnapf herumtanzt, um sich fotografieren zu lassen. Aber wir sind tapfer: Nach zwei Stunden, 35 Minuten haben wir es geschafft. vorerst als Erste der Bestenliste. Das wird sich sicherlich noch ändern. Fazit: Wären wir dem sich vermeintlich falsch drehenden Pfeil gefolgt, hätten wir vielleicht noch mehr nette Ecken entdeckt, statt direkt zum nächsten Ziel zu gehen. Es hat aber allen viel Spaß gemacht. Wir entwickeln schon in Gedanken unser eigenes Spiel. Kontakt Das Spiel ist gegen Leihgebühr erhältlich in der Tourist-Info oder bei Nadja Pentzlin, Escape&Museum, Widdergasse 25a, info@escapemuseum.de, Telefon 0176 38003103, www.escapemuseum.de Die Serie Für diese Serie, eine Momentaufnahme aus dem Alltag, sind wir jede Woche gezielt in der Stadt unterwegs.

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