Speyer Germersheim: Abfallverwertung Aufgabe und Geschäft

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Das weltweite Geschäft mit dem Abfall geht auch am Kreis Germersheim nicht vorbei. Ob beispielsweise Altpapier wertvoller Rohstoff oder doch nur kostenträchtiger Abfall ist, entscheidet sich in China. Die drei Wertstoffhöfe im Kreis steigern den Durchsatz in zehn Jahren um mehr als 60 Prozent.

Der Westheimer Wertstoffhof wird zeitweise verlegt, aber nicht geschlossen. Das betonte Landrat Fritz Brechtel (CDU) in der Sitzung des Abfallwirtschaftsausschusses am Dienstag in Germersheim. Wegen der Bauarbeiten für die Biomüllvergärungsanlage in Westheim wird der Wertstoffhof Anfang nächsten Jahres ins Bellheimer Gewerbegebiet neben das Geothermie-Bohrloch verlagert. Wenn die Vergärungsanlage fertig und das Gelände der ehemaligen Westheimer Deponie vorbereitet ist, „wird der neue Wertstoffhof in Westheim größer und funktionaler sein als zuvor“, so Brechtel.

Wertstoffhöfe gewinnen an Bedeutung

Die drei Wertstoffhöfe im Kreis gewinnen zunehmend an Bedeutung. Der Fachbereichsleiter Abfallwirtschaft bei der Kreisverwaltung, Jürgen Stumpf, hatte bei der Verabschiedung des Wirtschaftsplanes darauf hingewiesen, dass das Personal des Wertstoffhofes in Berg um eine Stelle aufgestockt wird. Die bisherigen beiden Mitarbeiter kämen kaum noch nach, derart sei der Andrang gestiegen. Mehr als 250 Anlieferungen seien am vergangenen Samstag in der kurzen Zeit von 8 bis 12.45 Uhr gezählt worden. Mitverantwortlich für den steigenden Durchsatz an den Wertstoffhöfen – mehr als 60 Prozent in zehn Jahren – sei vermutlich auch das neue Sperrmüllkonzept mit Abholung auf Bestellung. Wer kleinere Mengen Sperrmüll habe, bringe die per Auto gleich zum Wertstoffhof, „dann ist es weg“, so Brechtels Vermutung. Zahlen zu dem neuen Konzept, sowohl Müllmenge als auch Kosten, werden aber erst im nächsten Frühjahr vorliegen, wenn Suez den Jahresabschluss fertig habe, sagte Wolfgang Zapilko von der Abfallwirtschaft des Kreises. Das Abfallverwertungsunternehmen Suez wickelt den Sperrmüll komplett für den Landkreis ab, von der Bestellung bis zur Abfuhr. Neu vergeben wurde im Abfallwirtschaftsausschuss die Sammlung und Vermarktung von Altpapier. Die Sammlung übernimmt ab Juli 2019 die Firma Remondis GmbH (Edenkoben), die Vermarktung des Altpapiers ist Sache der Remondis Trade and Sales GmbH mit Sitz in Lünen. Beides, Sammlung und Vermarktung, waren europaweit ausgeschrieben.

210.000 Euro mehr als erwartet

Welche Bedeutung beispielsweise Altpapierverwertung hat, belegte der Jahresabschluss 2017 der Abfallwirtschaft im Kreis. Der weist einen Gewinn von knapp 307.000 Euro aus, an dem maßgeblich Einnahmen aus dem Altpapierverkauf beteiligt waren, die um 210.000 Euro höher lagen als erwartet. Der Gewinn aus dem Jahr 2017 wird auf das Haushaltsjahr 2018 übertragen – und muss da gleich helfen ein Loch zu stopfen, das ebenfalls mit Altpapier zu tun hat. Die Zahlen für das erste Halbjahr 2018 liegen vor und weisen insgesamt auf ein Minus hin. Zum 30. Juni stand ein Verlust von 207.000 Euro zu Buche, der hochgerechnet zum Jahresverlust von rund 414.000 Euro werden wird. Mit beteiligt: Altpapier. Weil China als einer der größten Abnehmer des Rohstoffes Altpapier seine Abnahmemenge verringerte, habe der Kreis im ersten Halbjahr 2018 rund 150.000 Euro weniger eingenommen als erwartet, sagte Stumpf.

Keine höheren Müllgebühren

Das Defizit 2018 und auch der kalkulierte Verlust im Jahr 2019 werde aber nicht zu höheren Müllgebühren führen, sicherte Landrat Brechtel zu. Die Rücklagen der Abfallwirtschaft – rund 6 Millionen Euro – seien groß genug, um diese Defizite auszugleichen. Sie sind sogar so groß, dass die Abfallwirtschaft dem hoch verschuldeten Landkreis Germersheim einen Kassenkredit von rund 5 Millionen Euro eingeräumt hat, wie die Wirtschaftsprüfer im Jahresbericht 2017 bestätigten.

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