Speyer Gegen bornierte Rollenbilder

Bei der Gleichstellung von Frauen und Männern ist die Kirche weit gekommen, sagt Annette Heinemeyer. Und doch gebe es Ungerechtigkeiten, vor allem bei der Besetzung von Leitungsämtern. Dagegen will die neue Gleichstellungsbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz mit Dienstsitz in Speyer etwas tun.

Vielfalt sei ihr wichtig, und gegen bornierte Rollenbilder gehe sie an. „Wir sind nicht nur Frau und Mann, jeder von uns ist vieles“, gibt Annette Heinemeyer zu bedenken. Die 59-jährige Religionspädagogin aus Speyer ist ab Montag, 1. Oktober, die neue Gleichstellungsbeauftragte der pfälzischen Landeskirche. Sie tritt die Nachfolge von Pfarrerin Belinda Spitz-Jöst an, die nach zehn Jahren in den Schuldienst wechselt. Am Samstag wurde Heinemeyer in der Dreifaltigkeitskirche offiziell in ihr Amt eingeführt. Schon immer lag der Referentin im Institut für kirchliche Fortbildung in Landau das Thema Geschlechtergerechtigkeit am Herzen. Auf dem Weg zur Gleichstellung sei in der Kirche zwar vieles erreicht worden. Und doch „ist nicht alles erledigt“, betont Heinemeyer, die seit 34 Jahren bei der Kirche arbeitet. Als neue Gleichstellungsbeauftragte ist sie Ansprechpartnerin für alle Kirchenmitglieder. Ungleich sei das Kräfteverhältnis vor allem in kirchlichen Gremien, sagt Heinemeyer, die unter anderem als Gemeindediakonin und Jugendreferentin tätig war. In der Kirchenregierung gebe es bald drei Frauen, in der Landessynode seien diese nur zu einem Drittel vertreten. In den Presbyterien liege der Frauenanteil etwas höher. Frauen will sie mit Blick auf die Ende 2020 anstehenden Presbyteriumswahlen mehr Mut machen, sich in einem kirchlichen Amt einzusetzen. Die Kirche müsse gute Rahmenbedingungen für Familien schaffen, damit diese Kinder, Beruf und Ehrenamt besser miteinander verbinden könnten, fordert Heinemeyer, die die Landeskirche auch in der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie Pfalz vertritt. Hilfreich wären neue Formen von Presbyteriumssitzungen, etwa eine Mischung aus Abendsitzungen und Klausurtagen mit Kinderbetreuung. Wie bei den „BürgerInnengesprächen“ des Landes sollten kirchliche Vertreter mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen, schlägt sie vor. Um Gleichstellung gehe es auch mit Blick auf die Kirchenhierarchie, sagt sie. Gesamtkirchliche Dienste würden fast alle von männlichen Theologen geleitet, auch gebe es ein Ungleichverhältnis zwischen Alt und Jung sowie Theologen und Nichttheologen. Heinemeyer kennt die Kritik mancher männlicher Mitchristen, das Thema Gleichstellung in der Kirche sei „eine Spielwiese für emanzipierte Frauen“. „Das ist mir wurscht“, sagt sie. Gleiche Rechte – und auch Pflichten, wie etwa die Gestaltung des Familienlebens – würden von beiden Geschlechtern eingefordert. Immer mehr Männer wünschten sich in der heutigen Zeit, zumindest phasenweise auf ihren Job zu verzichten und zu Hause bei der Familie zu bleiben. Ziel aller Gleichstellungsbemühungen sei kein dogmatisches „Fifty-fifty“-Verhältnis von Frauen und Männern in der Kirche, betont die neue Beauftragte. Letztlich gehe es darum, einen „diversitären Blick“ auf Entscheidungen und Themen zu haben, die viele Menschen in der Kirche beträfen: Frauen, Männer und Familien, Alte und Junge, Flüchtlinge und Einheimische, Menschen mit und Menschen ohne Behinderungen. Nicht als Einzelkämpferin, sondern nur als Teamplayerin könne sie erfolgreich sein, sagt Heinemeyer: „Ich kann nur etwas in Gang setzen, wenn ich mich inner- und außerkirchlich vernetze.“

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