Speyer Gefährliche Reise in den Süden

Bei der Besenderung eines Jungstorchs: der Ornithologen Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte Radolfzell.
Bei der Besenderung eines Jungstorchs: der Ornithologen Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte Radolfzell.

Im Winter ins Warme: Um der kalten Jahreszeit in Deutschland zu entfliehen, machen sich einige Vogelarten auf die Reise in den Süden, dazu gehören auch die Störche. Um deren Zug besser nachvollziehen zu können, wurden in Rülzheim im vergangenen Jahr drei Jungstörche, Hedwig, Tungdil und Lissy, mit einem GPS-Sender ausgestattet. Nur für einen Storch endete die Reise bislang gut.

Die Störche wurden vor ihrem Ausflug aus dem Nest, der Narrenburg, von Wolfram Blug betreut. Er ist Storchenbeauftragter des Vogel- und Naturschutzvereins in Rülzheim. Blug berichtete, dass die Verbandsgemeinde seit fünf Jahren ein aktives Storchenpaar hat. Dieses findet seither jedes Jahr wieder einen Weg zurück in das Nest bei der Narrenburg. Neben dem genannten Storchenpaar hatte Rülzheim bis jetzt insgesamt 16 Jungvögel: Vier davon im vergangenen Jahr, wie auf der Homepage der Aktion Pfalzstorch nachzulesen ist. Drei der vier Vögel – Hedwig, Tungdil und Lissy – wurden von dem Ornithologen Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte Radolfzell mit einem GPS-Gerät ausgestattet. Damit sollte der Weg der Störche ins Warme nachverfolgbar werden. Laut Informationen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie ist die Besenderung der Vögel hilfreich zum besseren Verstehen der Populationen. Die Reise der Störche wird durch die App „Animal Tracker“ dokumentiert. Sie ist für jeden Interessierten herunterzuladen und zu nutzen. Die drei besenderten Tiere haben sich Anfang August auf ihren Weg ins Warme gemacht. Der Flug führte Lissy und Tungdil über Frankreich und Spanien bis zur Straße von Gibraltar. Dort überquerten sie das Meer und erreichten Afrika. Sie machten Station in Marokko, Mauretanien und im Senegal. Hedwigs Aktivität endete der App zufolge am 24. August in Les Borges Blanques, im Nordosten Spaniens. Ihre zurückgelegte Distanz betrug 1114 Kilometer. Lissy zeigte am 13. November das letzte Mal eine Aktivität – nach einer zurückgelegten Strecke von 5390 Kilometern. Beide Vögel haben ihre Reise in den Süden nicht überlebt, was Wolfram Blug bestätigte. In ganz Rheinland-Pfalz gibt es inzwischen wieder Storchennester. Dies zeigt eine Karte auf der Homepage der Aktion Pfalzstorch. Ein Ballungsraum für angesiedelte Störche ist demnach die Südpfalz. In Rülzheim gibt es nur ein Storchennest – das bei der Narrenburg. Das Einrichten weiterer Nester ist Blug zufolge nicht geplant. Bedingt durch den weiteren Ausbau der Infrastruktur rund um Rülzheim, fehle den Tieren der Lebensraum um das Nest, und somit sei es sinnlos, neue Nester aufzustellen, betonte er. Die Besenderung der Vögel sieht Blug jedoch als sehr sinnvoll und spannend an. Das Nest bei der Narrenburg sei auf einen bestehenden alten Mast der Pfalzwerke gesetzt worden, wodurch für den Nestbau kaum Kosten angefallen seien. Durch freiwillige Helfer habe das Nest problemlos auf dem Mast platziert werden können. 2010 sei das Storchennest zuletzt erneuert worden. Gereinigt werden müsse es hingegen jährlich. Wie lange Tungdil im Süden bleibt, wird sich zeigen.

x