Speyer Ganz großes Gefühl

Der jungen Sopranistin Annika-Katharina Brenner mit ihrem Begleiter am Klavier Andreas Reichel gehörte der zweite Abend des Schwegenheimer Kultursommers am Sonntag in der Protestantischen Kirche.

„Du meine Seele, du mein Herz“ hieß das Programm mit dem Schwerpunkt auf Kunstliedern der Romantik, aber auch mit Opern- und Operettenarien und drei Klaviersolostücken – was die ganze Bandbreite des Könnens der beiden zeigte, die seit dem Jahr 2016 als Duo auftreten. Brenner, die aus Sinsheim stammt, hat im Alter von 13 Jahren mit Gesangsunterricht begonnen und 2015 ihr Studium abgeschlossen. Seitdem tritt sie als Solistin in Deutschland, Frankreich und Italien auf und hat auch an Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. International war auch ihr Schwegenheimer Programm, denn sie sang in mehreren Sprachen – neben deutsch in französisch, russisch, norwegisch und tschechisch, und die Zugabe war italienisch. Mit Liedern von Robert Schumann begann sie das Konzert und setzte es mit drei Liedern von Hugo Wolf in sehr unterschiedlicher Stimmung fort; melancholisch war„Anakreons Grab“, eine heitere Naturstudie „Der Gärtner“, und „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen“ nach Goethe entwickelte sich zu einer dramatischen Oper in fünf Minuten für eine Stimme und einen Klavierpart, der ein ganzes Orchester ersetzte. Ruhiger wurde es mit „Solveigs Lied“ in norwegischer Sprache aus der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg und vier eleganten französischen Liedern von Gabriel Fauré. Die Pause umrahmten zwei Opernarien. Die eine war aus Charles Gounods „Faust“, die Arie eines Freundes von Marguerites Bruder, die andere ein Sopran-Glanzstück, das „Lied an den Mond“ aus „Rusalka“ von Anton Dvorak. Dass sie hier noch einmal neu ansetzen musste, verzieh das Publikum gerne, die strahlenden, mit Leichtigkeit strömenden Spitzentöne saßen genau. Drei hochdramatische Lieder von Sergej Rachmaninoff boten das auf, was man mit „russischer Seele“ umschreibt – ganz großes Gefühl. Danach der Gegensatz: Operettenmelodien im Walzertakt mit „Draußen in Sieverin blüht wieder der Flieder“, dem Vilja-Lied aus der „Lustigen Witwe“ von Franz Léhar und dem koketten „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus „Giuditta“, ebenfalls von Léhar – eine große Wandlungsfähigkeit der Sängerin, deren Stimme Kraft mit Leichtigkeit verbindet. Reichel war nicht nur ein einfühlsamer Begleiter am Klavier, sondern glänzte auch in drei sehr unterschiedlichen Solo-Stücken, einem klanglichen Frühlingswald, Franz Schuberts „Lob der Tränen“, von Franz Liszt für Klavier bearbeitet, und „Weiße Nächte“ von Tschaikowsky.

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