Speyer Friedensarbeit im Kleinen

Sammelt für die Kriegsgräberfürsorge bei der Berghausenerin Margitta Köpper (rechts): Ingrid Simon von der Weiberbratenvereinigu
Sammelt für die Kriegsgräberfürsorge bei der Berghausenerin Margitta Köpper (rechts): Ingrid Simon von der Weiberbratenvereinigung. Insgesamt wurden in Römerberg im vergangenen Jahr laut Ortsbürgermeister Manfred Scharfenberger rund 8870 Euro für die Kriegsgräberfürsorge gesammelt.

«Römerberg.»Simon kennt die Spendenmentalität der Einzelnen in ihrem Revier mittlerweile und sie weiß, wer wann am besten anzutreffen ist. Kurz vor der Mittagszeit sind gerade Ältere für die Essensvorbereitungen zu Hause. Eine Sammelbüchse, wie sie in den meisten Kommunen im Umkreis üblich ist, hat Simon nicht. Bei ihr wird das Geld in einen schwarzen Lederbeutel gesteckt. Name, Straße und Betrag werden in einer Liste eingetragen. „Unterschreiben müssen die Leute heute nicht mehr“, erklärt sie. Schon am ersten Haus wird der erste Euroschein eingesteckt. An der nächsten Tür bellt nach dem Klingeln ein Hund. Das soll in der kommenden Stunde, in der die RHEINPFALZ mit Simon durch die Straßen zieht, noch oft geschehen. „Margitta, kummschd du?“, ruft Simon übers Hoftor. Unverkennbar: Man ist auf dem Dorf und kennt sich. Margitta Köpper kommt samt Hündin Paula. Sie überreicht der Weiberbraten-Chefin den nächsten Schein. „Ich finde den Einsatz für die Kriegsgräberfürsorge gut. Anders würde alles vergessen werden“, sagt Köpper. Ihr Vater sei ebenfalls im Krieg gefallen. „Daher habe ich den direkten Bezug noch“, sagt sie. Bei den Jungen sieht das anders aus. Das weiß auch Ingrid Simon. „Die meisten sagen: ,Das ist doch alles so lange her’“, nennt sie einen Satz, den sie häufig hört. Dieser Ansatz ist ihrer Meinung nach falsch. „Natürlich haben wir nicht die Verantwortung für die Kriege, die damals waren“, sagt Simon und ergänzt: „Aber wir müssen dafür sorgen, dass es solche nicht mehr gibt.“ Simon will den Menschen durch ihren Einsatz für die Kriegsgräberfürsorge bewusst machen, wie schlimm Kriege sind. „Für mich“, erklärt sie, „ist das ein Stück Friedensarbeit, die ich im Kleinen leisten kann.“ Entsprechend gut gelaunt marschiert Simon durch den Ort. Abgesehen von der Lindenstraße gehört ein Teil der Germersheimer Straße bis zum Ortsausgang zu ihrer Route. „Da kommt gleich jemand ans Fenster“, prophezeit die Sammlerin, nachdem sie wieder einmal an einem Haus geklingelt hat. Tatsächlich. Eine Frau öffnet die Scheibe und holt einen Geldschein, nachdem Simon ihr Anliegen vorgetragen hat. Die meisten wissen, dass zurzeit für die Kriegsgräberfürsorge gesammelt wird. Viele Worte macht niemand um die Sache. Dafür bleibt mehr Zeit für Gespräche über dies und das. Dass die Uhr gleich 12 schlägt, bleibt nicht verborgen. Eine Berghausenerin ist am Kartoffelschälen, als Simon auftaucht. Die nächste wischt sich die Tränen vom Zwiebelschneiden aus dem Gesicht. Zwei ältere Damen empfangen Simon herzlich in der Küche. „Kriegsgräber, gell?“, vergewissert sich die Frau mit Gehstock. Die zweite kommt extra die Treppe herunter, um ebenfalls einen Schein zu spenden. „So schnell gebe ich nicht auf“, erzählt Simon, als sie zurück auf der Straße ist. Es gebe schöne und weniger schöne Erlebnisse. Dass ihr jemand die Tür vor der Nase zugeschlagen habe, wie ihr eine Vereinskollegin berichtete, sei noch nicht vorgekommen. Dafür gab’s andere Überraschungen: „Manchmal hab’ ich gedacht, da kriege ich bestimmt nichts – und dann kam ein erquicklicher Betrag.“ Ein bisschen Geduld gehöre dazu, sagt Simon. Nicht selten steuert sie eine Adresse zweimal an. Die Spenden werden an Guido Maier weitergeleitet, der die Sammlung in Römerberg koordiniert. Im vergangenen Jahr sammelten die Mitglieder der Weiberbratenvereinigung 700 Euro – ein stolzer Betrag. Auch nach der ersten Stunde in diesem Jahr muss Simon nicht meckern: 94 Euro hat sie im Lederbeutel. Am Samstagvormittag wird sie sich noch einmal auf den Weg machen.

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