Speyer Freudiger Höhenrausch

Beschränken sich nicht auf das übliche Repertoire von Trompete und Tasten: Stephan Rahn (links) und Stephan Stadtfeld.
Beschränken sich nicht auf das übliche Repertoire von Trompete und Tasten: Stephan Rahn (links) und Stephan Stadtfeld.

Ungebrochen stark war der Zuspruch bei der vierten Auflage des Trompeten-Orgel-Duos von Stephan Rahn und Stephan Stadtfeld am Freitagabend in der Speyerer Kirche St. Otto. Die Absicht eines „Festlichen Konzerts zum Jahresbeginn“ wurde von beiden Solisten voll eingelöst – mit leuchtend erstrahlendem Klang aus Stadtfelds Trompete und agilen Tonfolgen der von Rahn mit hoher Spielfertigkeit beherrschten Orgel.

Die seit zehn Jahren gemeinsam konzertierenden Duo-Solisten beschränken sich nicht auf das übliche, festlich-barocke Repertoire von Trompete und Klaviatur. Sie spüren vielmehr auch eindringliche Sätze aus anderen Musik-Epochen auf, die die Herzen erheben und den Alltag überhöhen. Stadtfelds geschmeidiger Trompetenklang zeichnete sich auch diesmal wieder durch weiche Fülle aus. Dabei hat er nichts an spritziger Beweglichkeit eingebüßt. Und die sieghaften Spitzentöne des Solotrompeters des Berliner Konzerthaus-Orchesters sitzen noch immer unfehlbar. Aparte Klagwirkungen erzielte Stadtfeld mit sanfter Melodieführung im auf die Trompete übertragenen Adagio aus Joaquin Rodrigos bekanntem Gitarrenkonzert „Concierto de Aranjuez“. Die dynamischen Kontraste des expressiven Satzes brachte Rahn an der Orgel kraftvoll heraus. Klanglich weit ausschreitend gab sich auch der langsame Mittelsatz der Sonate für Kornett und Orgel des Dänen Thorvald Hansen. Stadtfeld füllte dessen romantisches Melos expressiv aus. Die fröhlichen Ecksätze von Hansens Sonate nahmen beide Musiker im schwungvollen Gestus. Da erfreute heitere Kurzweil in effektvoller Animation. Besinnlicher ließ sich die Übertragung von Max Regers „Mariä Wiegenlied“ auf Stadtfelds Flügelhorn an. Er spielte es in seinem wiegenden Dreiermetrum klanglich gut ausgeleuchtet, aber in der Diktion doch sanft in den gut besetzten Kirchenraum, während Rahn fein abgetönt begleitete. Es war eine sehr innige Programmnummer. Tragende Choral-Melodien beeindruckten in den Stücken von Bach. Im finalen Händelschen Weihnachtsjubel „Joy to the world“ geizten die beiden Solisten nicht mit geschliffener spielerischer Gewandtheit und freudigem Höhenrausch. Der für den immer wieder spontan aufbrandenden Beifall am Ende besinnlich zugegebene „Abendsegen“ Humperdincks holte die Stimmung wieder auf das Normalmaß herunter. Die Orgel allein ließ Rahn mit viel Feinsinn in Louis-Claude Daquins „Noël“, in gesteigerter Dynamik in Alexandre Guilmants „Tochter-Zion“-Paraphrase und mit drängendem Elan in Johannes Brahms’ Präludium und Fuge g-Moll erklingen, wobei er auch das Pedalspiel in seine schlüssige Konsequenz einzubinden wusste.

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